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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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sie.
    Leon kannte die Enklave besser als irgendwer sonst, und dennoch hatte sie seinen Rat missachtet. Das war ein Fehler gewesen.
    Eine leichte Brise würziger Nachtluft trocknete ihre Kleider und kühlte ihr die Haut. Sie musste ihn finden. Und wenn Angie und Jack nicht bei ihm waren, dann auch die beiden.
    Erst einmal aber würde sie zu den Jacksons gehen.
    Gaia folgte den Wasserleitungen, die die einzelnen Ge bäude verbanden, von Dach zu Dach. Das war kein Problem, solange sie sich Zeit ließ und auf den Laufstegen neben den Leitungen auf ihre Füße achtete. An einer Kreuzung lief ein rot gekleidetes Mädchen unter ihr hindurch und löste den Bewegungsmelder einer Laterne aus. Gaia erstarrte, bis sie vorüber war. Eine Fledermaus flatterte dicht an ihr vorbei und sauste davon in die Nacht.
    Schließlich näherte sie sich der Bäckerei. Nur ein paar Straßen weiter erhellte die Spitze des Obelisken den Bastionsplatz. Verstohlen duckte sie sich unter ein paar Wäscheleinen durch und kletterte eine Treppe hinab, bis sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Wenn irgendwer sie bemerkte und erkannte, war sie verloren. Zitternd beobachtete sie die stille, nächtliche Straße. Die Fenster der Bäckerei waren dunkel, doch um die Ecke schien etwas Licht durch die Spalten einer Jalousie. Jemand im Haus musste bereits aufgestanden sein. Leise klopfte sie an. Einen Augenblick später erlosch das Licht. Gaia wartete, hörte nichts und klopfte abermals. Dann kam ein Klicken von der Tür, und ein dunkler Spalt tat sich auf.
    »Wer ist da?«, fragte eine leise Stimme.
    »Ich bin’s, Gaia Stone. Ist Mace daheim?«
    Rasch wurde sie hineingezogen, dann schloss sich die Tür hinter ihr. Der warme Duft von frischem Brot hüllte sie ein. Dann zog jemand am Schalter der Lampe über dem Tisch, und vor ihr standen Mace und seine Frau Pearl. Sie strahlten sie an und breiteten beinahe gleichzeitig die Arme aus.
    »Gaia!«, rief Pearl. »Ich habe mich so darauf gefreut, dich wiederzusehen. Geht es dir gut? Du bist ja ganz nass!«
    »Mir geht es gut.« Gaia grinste. »Es ist schön, wieder hier zu sein. Wie geht es Yvonne und Oliver?«
    »Gut. Sie schlafen noch«, sagte Mace.
    Sie weidete sich am Anblick ihrer Freunde. Maces Schürze spannte sich über seinem strammen Bauch, und seine kräftigen Hände waren voller Mehl. Pearl war etwas dünner, als Gaia sie in Erinnerung hatte, und hatte ein paar neue graue Strähnen an den Schläfen.
    »Du bist größer geworden«, stellte Pearl fest. »Und braun. Kein kleines Mädchen mehr, wie es aussieht.«
    »Was habe ich dir gesagt?« Mace schenkte Gaia ein Lächeln. »Dreh dich doch mal.«
    »Ach, kommt schon!« Gaia lachte.
    »Nein. Lass uns dich ansehen.« Er griff ihre Hand und sie vollführte eine Drehung darunter. »Ich habe dich neu lich kaum wiedererkannt. Was für eine Überraschung! Leon hat uns gar nicht gesagt, dass du kommst.«
    »Ist er hier?«, fragte Gaia.
    Ein Geräusch lenkte ihre Aufmerksamkeit zur Treppe. Dort saß Angie in einem viel zu großen Nachthemd, in dem sie beinahe versank.
    »Da bist du ja!« Gaia fiel ein Stein vom Herzen. Fragend schaute sie zu Pearl.
    »Leon ist schon wieder weg. Sie hat er uns dagelassen.«
    Gaia streckte eine Hand nach Angie aus. »Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht.«
    »Leon ist wütend auf mich«, sagte sie.
    Gaia lächelte. »Kann ich ihm nicht verübeln. Bist du ihm durch die Bewässerung gefolgt?«
    Das Mädchen nickte. »Ich wollte ganz leise sein, aber er hat mich gehört.«
    »Komm doch mal her«, sagte Gaia.
    »Bist du auch wütend?«, fragte Angie vorsichtig.
    »Vor allem bin ich erleichtert. Was du gemacht hast, war unglaublich gefährlich.« Sie wandte sich an Mace. »Wohin ist Leon gegangen?«
    »Er wollte in die Tunnel.«
    »Und Jack Bartlett? War er auch hier?«
    Mace und Pearl machten verwirrte Gesichter, Angies Augen aber wurden ganz groß, und ihre Stimme war nur noch ein Flüstern.
    »Oh nein. Ist er uns auch gefolgt?«
    »Er hat nach dir gesucht«, sagte Gaia.
    Angie senkte niedergeschlagen den Kopf, doch Gaia zog sie die Stufen hinab, schloss sie in die Arme und drückte die Wange in ihr weiches Haar. »Du hast deine Brille dagelassen, damit wir dich finden, stimmt’s?«
    Das Mädchen nickte. »Nur für den Fall. Ich hätte aber nicht gedacht, dass du wirklich kommst. Wo ist Jack?«
    »Niemand hat ihn gesehen. Wann war denn Leon hier?«
    »Gestern früh, im Morgengrauen«, antwortete Mace. »Er bat uns, auf

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