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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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ganzes Stück weg von hier. Ich bringe dich hin, sonst findest du das nie.«
    Sie nahm eine Laterne und führte Gaia zielsicher zurück in den richtigen Tunnel, bis sie schließlich den Aufstieg zur Bibliothek erreichten. Ein letztes Mal bot Gaia ihr eindringlich ihre Hilfe an. »Ich komme schon zurecht«, wehrte sie ab.
    »Ich wüsste nicht einmal, wie ich dich wiederfinden sollte.«
    »Bruder Cho weiß, wo ich bin. Er ist Koch in der Bastion. Wenn du wirklich zu mir willst, dann geh zu ihm.«
    »Versprich mir, dass du dir helfen lässt, wenn die Wehen einsetzen.«
    Sasha grinste schief. »Ich werd’s versuchen. Wenn du dafür meinem Großvater ausrichten könntest, dass es mir gut geht? Das wäre nett.«
    Gaia glaubte nicht, dass es ihr gut ging. Vorsichtig schloss sie Sasha in die Arme, dann verabschiedete sie sich und eilte nach oben in die Bibliothek.
    Leise zwängte sie sich zwischen den Regalen hindurch und huschte die Stufen hinauf. Sie vermied den Lesesaal, wo leise gesprochen wurde, schlich auf Zehenspitzen zurück zum Hinterausgang, schob die Tür einen Spalt weit auf und lugte hinaus. Nach all den Stunden in den Tunneln war der erste Atemzug frischer Luft unglaublich süß; doch es frustrierte sie auch, wie viel Zeit sie verloren hatte, nämlich fast einen ganzen Tag.
    Sie wünschte, sie könnte zurück zu Mace und fragen, ob es etwas Neues von Leon gab, aber am helllichten Tag konnte sie schlecht über die Dächer oder gar durch die Straßen spazieren. Ihre Narbe würde sie immer verraten.
    »Gaia, warte!«, zischte Rita und kam durch den Flur gelaufen. »Was ist passiert? Du warst stundenlang weg.«
    Gaia blickte an sich herab und stellte fest, dass sie von Kopf bis Fuß mit Staub und Spinnweben bedeckt war. Angeekelt fuhr sie sich durchs Haar. »Ich habe mich verlaufen, es geht mir aber gut. Ist Leon zurück?«
    Rita zog sie in die Küche. »Nein. Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Also bin ich zu den Jacksons, weil ich dachte, dass sie vielleicht etwas wissen, aber sie sind verschwunden.«
    »Bist du dir sicher? Hat man sie verhaftet?«
    »Keine Ahnung, auf jeden Fall war niemand mehr da. Ich konnte auch nicht groß Fragen stellen. Heute Morgen war die halbe Stadt ohne Wasser. Seit kurzem läuft es wieder, aber es gibt Gerüchte über Sabotage. Die Wachen suchen überall nach Eindringlingen von draußen. Stimmt das? Seid ihr Terroristen?«
    »Natürlich nicht«, sagte Gaia.
    »Nun, wenn sie wollten, dass wir Angst vor euch kriegen, haben sie das geschafft. Und noch etwas: Die erste Trägermutter hat ihr Kind gekriegt. Heute Abend ist eine Party in der Bastion.«
    »Gehst du hin?«
    Rita warf ihr einen merkwürdigen Blick zu. »Weißt du denn nicht, dass man mich entlassen hat? Sie konnten zwar nie beweisen, dass ich dir und deiner Mutter geholfen habe – aber das Gegenteil ließ sich leider auch nicht beweisen.«
    »Das tut mir leid.«
    Rita zuckte die Achseln. »Dinge ändern sich. Dieser Job hier ist auch gut. Und ich bin froh, dass du wieder da bist. Was machen wir jetzt?«
    »Ich muss zurück nach draußen.«
    Rita musterte sie knapp. »Ich habe noch eins meiner alten roten Kleider und einen Umhang. Du könntest dich wieder als Dienstmädchen verkleiden. Denen stellt niemand Fragen.«
    Gaia erinnerte sich daran, wie sie vor langer Zeit zum ersten Mal die Enklave betreten hatte – auch damals hatte sie rote Kleidung getragen. Rita brachte ihr die Sachen, und in einer kleinen Toilette neben der Küche zog sich Gaia um. Sie brauchte eine Weile vor dem Spiegel, um sich den Schmutz von der Wange zu reiben, dann sah sie sich an. Die Sonne des Ödlands hatte sie gebräunt, und der Ausschnitt des hellroten Kleids um ihre Schlüsselbeine sah ungewohnt aus. Normalerweise trug sie lieber gesetzte, natürliche Farben, und das Rot in Sylum war auch nicht so leuchtend gewesen. Ritas Kleid war wahrscheinlich das Auffälligste, was sie je angehabt hatte.
    »Ich werde es vermissen«, sagte Rita, als sie Gaia in ihrem alten Kleid vor sich sah. Sie musterte sie von Kopf bis Fuß. »Steht dir aber. Leon wird es gefallen.«
    Gaia errötete. »Darauf kommt es wohl kaum an.«
    »Oh doch, was denkst du denn?« Rita nickte nachdrücklich. »Mach dir bloß nichts vor.«
    »Leon ist nicht wegen meines Aussehens mit mir zusammen.«
    Rita lachte. »Na, von jetzt an vielleicht schon. Versuch mal, gelangweilt und hochnäsig zu schauen. Damit fällst du weniger auf, als wenn du allen Blicken ausweichst. Außerdem schüchtert

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