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Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Der Weg der gefallenen Sterne: Roman

Titel: Der Weg der gefallenen Sterne: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caragh O'Brien , Oliver Plaschka
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werden. Der Protektor kann sie nur beenden, wenn er mit uns verhandelt.«
    »Das wird er nicht können, wenn du im Koma liegst.«
    »Dann sag ihm, dass er mich freilassen soll. Das sollte eine unserer Bedingungen sein.«
    »Ich bringe dich selbst hier raus«, erklärte sie.
    Er nickte verstohlen zu seinen Fesseln. »Meinst du? Bislang hast du es nicht weit gebracht. Was tust du überhaupt hier? Du solltest doch draußen sein.«
    »So wie du«, entgegnete sie. »Weißt du noch? Es ist alles etwas kompliziert geworden.«
    Sie griff nach seinen Fesseln, um sie zu lösen.
    Da kam Sephie schnellen Schrittes hinter dem Tisch hervor. »Das kann ich leider nicht zulassen. Bruder?«, rief sie den Pfleger.
    In dem Moment gingen die Lichter aus. Von einer Sekunde auf die nächste war der Raum in Dunkelheit getaucht.
    Gaia erstarrte kurz vor Überraschung, dann griff sie nach dem Dolch in ihrem Stiefel und stellte sich schützend vor das Bett. Ihre Augen passten sich an, doch der schwache, unheimliche Schimmer von draußen erhellte kaum den Raum. Aufgeregte Stimmen drangen von fern an ihr Ohr, dann hörte sie, wie jemand gegen den Schreibtisch stieß.
    »Was ist da los?«, fragte Sephie. Man hörte sie auf die Tasten des Computers tippen. »Bruder Iris?«
    »Schneid mich los«, flüsterte Leon. »Gaia. Jetzt!«
    Gaia versuchte zu erkennen, wo genau sich Sephie gerade befand, doch die Dunkelheit um den Schreibtisch war zu tief. Sie trat vor und glaubte eine Bewegung wahrzunehmen. Da wurde sie von etwas Schwerem an der Schulter getroffen. Instinktiv zog sie den Kopf ein, warf sich dem Angreifer entgegen und stieß ihn damit um – sie glaubte, dass es Bruder Stoltz war. Dann wirbelte sie herum und hob den Dolch in Erwartung eines zweiten Angriffs. Die Klinge traf auf Fleisch. Man trat ihr das Bein weg, doch sie bekam Sephie zu fassen und riss sie mit sich. Mit einem Stöhnen schlug die Ärztin auf dem Boden auf. Gaia aber änderte wieder die Position und stieß mit dem Dolch nach Bruder Stoltz.
    Warmes Blut spritzte ihr auf die Hand, und sie hörte einen gurgelnden Laut. In einer schnellen Bewegung drehte Gaia den Dolch und stieß den Pfleger von sich, dann setzte sie sich wieder gegen Sephie zur Wehr. Die ältere Frau schlug wild um sich, doch Gaia packte ihren Kopf und hieb ihn auf den Teppich. Der Körper der Ärztin versteifte sich erst, dann erschlaffte sie.
    Keuchend rappelte Gaia sich auf und wich zurück zum Bett.
    »Sag mir, dass du das bist«, hörte sie Leon.
    »Ich bin’s.«
    »Hast du sie umgebracht?«
    »Vielleicht. Ich weiß es nicht«, sagte Gaia und lauschte in die Dunkelheit. Ihr Dolch lag glitschig in ihrer Hand.
    Sie hörte, wie Leon gegen seine Fesseln ankämpfte. »Allein schaffe ich das nicht«, sagte er. »Mach schnell! Sie könnten wieder zu sich kommen.«
    Sie tastete nach seinen Fesseln, schnitt sie durch und half ihm, aufzustehen, indem sie sich seinen gesunden Arm um die Schultern legte. Er war noch wacklig auf den Beinen und stolperte mehrmals auf dem Weg zur Tür. Gaia stieß sie auf, dann hielt sie inne, denn vor ihr lag gähnende Schwärze.
    »Ich kann absolut nichts erkennen.«
    »Da ist das Geländer«, sagte er. »Ich kenne den Weg.«
    »Aber dein Arm ist gebrochen!«
    Sie tastete sich mit dem Fuß voran, konnte aber den Treppenabsatz nicht finden. Sie verspürte keine Lust, kopfüber die Treppe hinabzustürzen. »Vertrau mir. Halt dich fest«, sagte Leon. Er zog sie an sich, sie fasste ihn an der Hüfte und streckte die andere Hand in die Dunkelheit aus, während sie langsam die Treppe hinabgingen. So sehr sie ihre Augen auch anstrengte, da war nichts als Schwärze.
    »Was ist mit dem Strom?«, fragte sie.
    »Ich habe ein paar Sicherungskästen mit einem Zeitzünder versehen.«
    »Ist die ganze Bastion von dem Stromausfall betroffen?«
    »Gut ein Viertel der Stadt, von hier bis hoch zum Park.«
    »Dafür haben ein paar Sicherungskästen gereicht?«
    »Klar, und zwar die im Kraftwerk. Sobald sie den Schaden dort gefunden haben, wird es nicht lange dauern, ihn zu beheben. Es sollte vor allem eine Warnung sein. Autsch!«
    »Was ist?«
    »Ich habe mir nur den Zeh gestoßen. Komm weiter.«
    Bald darauf erreichten sie den untersten Treppenabsatz, wo Leon eine quietschende Tür aufschob. Sie betraten einen kühlen Korridor mit Bogenfenstern zu ihrer Linken. Es drang zwar nicht viel Licht durch die Fenster, doch genug, sich zu orientieren. Abermals musste Gaia Leon stützen, er atmete schwer, und es

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