Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
Vom Netzwerk:
verstummte, und der Blick seiner grauen Augen überwand eine Distanz, die kein Maßstab ermessen konnte. » Es hätte alles so schön sein können. Keine Krankheiten, kein Hunger, kein Tod.«
    » Wir haben all diese Dinge erreicht, Ser«, erklärte Shevan.
    » Ja, das haben wir. Wir fünfhundert. Ein großer Teil der Welt fröstelt unter einer Decke aus Eis, Tausende hungern, und Millionen sterben vor ihrer Zeit. Wir fünfhundert jedoch halten die Schlüssel zu den Toren der Unsterblichkeit in den Händen. Wir hüten unser Wissen sehr gut.«
    » Wir haben keine andere Wahl«, antwortete Shevan. » Die Barbaren sind für solches Wissen noch nicht bereit.«
    Der alte Mann lachte leise und setzte sich auf einen breiten Lederstuhl. » Nicht bereit? Ganz bestimmt sind sie das nicht. Andererseits sorgen wir dafür, dass sie es niemals sein werden. Wir haben uns keine Mühe gegeben, sie auf diesen Weg vorzubereiten. Ganz im Gegenteil. Wir ermutigen sie sogar, an unser göttliches Recht auf Unsterblichkeit zu glauben.«
    » Ist das nicht ebenfalls eine Wahrheit?«, erkundigte sich Shevan. » Sind wir nicht die Auserwählten der Götter?«
    » Möglicherweise«, pflichtete Anu ihm bei. » So wie vielleicht auch die Rasse vor uns auserwählt war. Ich weiß es nicht. Sicher ist jedoch, dass ich der älteste lebende Mensch auf dieser Welt bin. Nächstes Jahr feiere ich meinen zweitausendsten Geburtstag. Was hältst du davon?«
    » Ich danke der Quelle dafür, Ser.«
    Anu schüttelte den Kopf. » Manchmal weiß ich nicht, ob ich der Quelle danken oder sie verfluchen soll.« Er beugte sich vor und legte die Kristalle auf einen schmalen Tisch, wo sie im schwächer werdenden Licht glitzerten. » Was siehst du da?«, fragte er den schlanken, jüngeren Mann.
    Shevan trat an einen Stuhl vor dem Tisch, setzte sich und starrte mit seinen blauen Augen auf die Kristalle, den weißen, den blauen und den grünen. » Ich sehe, dass der blaue Kristall nur noch weniger als die Hälfte seiner Energie besitzt, aber dass der weiße und der grüne beinahe voll aufgeladen sind«, sagte er. » Was sollte ich denn sehen, Ser?«
    » Verlorene Seelen und die Mathematik der Ewigkeit«, antwortete Anu traurig.
    » Ich verstehe nicht, Ser«, antwortete Shevan. » Was hat Mathematik mit Seelen zu tun?«
    » Das Universum basiert auf Mathematik«, antwortete der alte Mann. » Perfektion in einem scheinbaren Chaos. Aber das ist nicht der rechte Moment für Lektionen, Shevan. Verlasse mich, denn ich muss wieder jung werden.«
    Viruk hegte keine Zweifel an der Heiligkeit von Questor Anu. Der Eine Gott hatte zu dem Mann gesprochen und ihn vor den Schrecken gewarnt, die ihnen bevorstanden. Er hatte das Wort im Tempel von Parapolis gepredigt. Der siebzehnjährige Viruk hatte beobachtet, wie er verhöhnt und verspottet wurde. Als Questor Anu seine Ansprache beendet hatte und die Tempelstufen wieder hinabgestiegen war, war Viruk zu ihm gelaufen, um ihn abzufangen.
    » Wie hat er zu Euch gesprochen?«, hatte Viruk gefragt. Anu war stehen geblieben und hatte sich umgedreht, um den jungen Mann prüfend zu betrachten.
    » Durch Mathematik«, antwortete er. Viruk war enttäuscht, denn er hatte ebenfalls die Stimme der Quelle gehört und wusste, dass sie weich und wohltönend war.
    » Das verstehe ich nicht«, erwiderte er.
    » Geht ein Stück mit mir«, sagte Anu. Sie waren gemeinsam durch den Wildpark geschlendert. Anu hatte ihm erklärt, dass uralte Quellen von einer großen Katastrophe kündeten, während der sich die Sterne am Himmel bewegen und die Sonne im Westen aufgehen würde. » Es ist ein Zyklus«, meinte Anu. » Und es wird sehr bald geschehen. Irgendwann während des Sommers. Die mathematische Formel hat mich zwei Jahrhunderte gekostet, aber ich glaube jetzt, dass ich den Zeitpunkt dieses Ereignisses genauer festlegen kann. Es wird innerhalb weniger Wochen geschehen.«
    » Wenn die Welt fällt, wie kann dann jemand überleben?«, wollte Viruk wissen.
    » Ich glaube, dass unsere Kolonie im hohen Norden den schlimmsten Folgen des Kataklysmus entgehen wird. Ich hege die Hoffnung, dass ich tausend unserer Brüder in das Refugium des Luan führen kann.«
    » Gott spricht auch zu mir«, verriet ihm der junge Viruk.
    » Dann fragt ihn, wie Euer Kurs sein sollte.«
    » Er hört mir nicht zu«, entgegnete Viruk. » Er sagt mir einfach nur, dass ich bestimmte Dinge tun soll. Ich weiß nichts von nördlichen Kolonien. Was gibt es dort?«
    » Feindselige Wilde. Aber

Weitere Kostenlose Bücher