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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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Welche Vision hat Euch heimgesucht?«
    » Fragt mich noch einmal, wenn zwei Monde am Nachthimmel auftauchen.«
    Rael verstand das so, dass Anu nicht bereit war, seine Gründe zu diskutieren. Er dachte über das Angebot nach und stellte fest, dass sein Mund trocken geworden war. Was der Heilige vorschlug, war beinahe furchteinflößend. Denn es bedeutete die Wiedergeburt der Hoffnung und die daraus resultierende Furcht vor der Verzweiflung.
    » Wie lange wird es dauern?«, erkundigte er sich. Ihm war klar, dass die Antwort in Jahrzehnten berechnet werden musste, und er fragte sich, wie sie diese Zeitspanne überstehen sollten.
    » Sechs Monate.«
    Die Antwort war ein Schock. Rael seufzte. War der alte Mann am Ende senil geworden? » Ihr habt mich Mathematik gelehrt, Anu. Also, wenn ich mich richtig erinnere, bestand die Weiße Pyramide aus einer Million Quader…«
    » Eine Million einhundertsiebzigtausend Quader«, verbesserte der Alte ihn.
    » Ausgezeichnet. Wenn ich jetzt diese Zahl durch die Zahl der Tage eines Jahres teile, dann komme ich auf das Ergebnis, dass Ihr zweitausendneunhundert Quader pro Tag abbauen, zuschneiden, bewegen und an ihre vorgesehene Stelle setzen müsst… Quader, die mehr als dreißig Tonnen pro Stück wiegen.«
    » Dreitausendvierhundertzweiundzwanzig Quader«, erwiderte Anu. » Aus diesem Grund brauche ich die Truhe.«
    » Das könnt Ihr nicht einmal mit hundert Truhen vollbringen!«, fuhr Rael ihn an. » Die Geschwindigkeit Eurer Arbeiter setzt Euch Grenzen.«
    » Ganz und gar nicht«, widersprach Anu leise. » Mir setzt nur die Zeit Grenzen. Wie lange seid Ihr hier, Rael?«
    » Eine halbe Stunde, vielleicht ein paar Minuten länger. Warum?«
    » Ihr seid, wie erbeten, zur Mittagstunde eingetroffen. Jetzt könnt Ihr die Vorhänge zurückziehen.«
    Rael trat ans Fenster und zog die schweren Samtvorhänge zur Seite. Draußen vor dem Fenster war Nacht, und die Sterne leuchteten hell am Himmel. Rael blinzelte, starrte den fahlen Mond an und fuhr dann zu dem alten Mann herum. » Eine Illusion?«, wollte er wissen.
    » Nein. Ihr seid seit zehn Stunden hier. Die Zeit gehört ebenfalls zur Musik, Rael. Ihr habt ganz Recht. Selbst wenn wir die vier misslungenen Pyramiden abbauen und ihre Quader benutzten, würde es sechshundert erfahrene Arbeiter mehr als zwanzig Jahre kosten, eine neue Pyramide fertigzustellen. Wir haben aber keine zwanzig Jahre mehr. Uns stehen im besten Fall noch sechs Monate zur Verfügung. Ich werde die Musik benutzen, um die Zeit für mich tanzen zu lassen. Hier in diesem Raum habe ich die Zeit verlangsamt. Im Tal des Steinlöwen werde ich sie mittels der Energie der Truhe um das Zwanzigfache beschleunigen.«
    » Und Ihr habt all dies hier ohne die Kristalle vollbracht? Es fällt mir schwer, das zu glauben.«
    » Die Kristalle verstärken nur unsere Kräfte. Die wahre Kraft kommt von innen. Genau das ist das Wissen, das wir verloren haben.« Er hielt inne und durchbohrte Rael mit einem forschenden Blick. » Und es gibt noch etwas, worüber Ihr nachdenken müsst, Questor General… und das ist ein revolutionärer Gedanke.«
    » Was für ein Gedanke?«
    » Meine sechshundert Arbeiter.«
    » Was ist mit ihnen?«
    » Sie werden zwanzigmal schneller altern als normal. Viele von ihnen werden das Jahr nicht überleben.«
    » Ich werde Euch andere bringen.«
    Anu schüttelte den Kopf. » Ihr versteht nicht, Rael. Das exakte Timing ist entscheidend. Sechs Monate. Keinen Tag länger. Und das kann ich nicht schaffen, wenn meine Arbeiter altern und um mich herum sterben. Jeden Tag, der innerhalb des Tanzes verstreicht, werden sie geschickter werden und dadurch die Geschwindigkeit des Projektes steigern. Dies habe ich ebenfalls in meine Berechnungen einbezogen. Ebenso wie das Verlangsamen des Tanzes jedes fünften Eurer Tage ermöglicht, dass uns Nachschub für drei Monate gebracht wird.«
    Plötzlich begriff Rael. » Ihr habt vor, den Vagaren die Nutzung von Kristallen zu gestatten? Bei allen Himmeln, Mann, das Konzil wird das niemals zulassen.«
    » Dann sagt es ihnen nicht.«
    » In dieser Angelegenheit habe ich keine Wahl.«
    » Es ist eine militärische Entscheidung, Rael. Und das bedeutet, Ihr allein habt sie zu treffen.«
    » Die Pyramide ist keine Waffe, und wir werden auch nicht angegriffen.«
    » Ich lüge nicht, Rael. Es ist eine militärische Entscheidung. Und was die Vagaren angeht, sie werden niemals erfahren, dass sie unter dem Einfluss von Kristallen stehen. Wir werden

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