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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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über den Anführer der Hantu beugte, griff Rzak in seinen Ärmel und zuckte einen kurzen Dolch, den er dem jungen Mann an den Bauch hielt. » Ich mag keine Tricks«, erklärte er.
    » Ich ebensowenig«, pflichtete der junge Mann ihm bei. Er legte den Kristall auf Rzaks Brust und schloss die Augen. Hitze durchdrang die Haut des Anführers, und der pochende Schmerz in seinen Gelenken ließ nach. Dann trat der junge Mann zurück.
    » Deine Arthritis ist verschwunden«, erklärte er. » Und ich habe dir nur einen Vorgeschmack von dem gegeben, was dir noch bevorsteht.«
    Rzak streckte seine Arme aus. Es stimmte. Er fühlte keinen Schmerz, keine Steifheit.
    » Ich sagte dir ja, dass ich viele mächtige Freunde habe«, meinte Judon selbstgefällig.
    Rzak schien darüber nachzudenken. Dann antwortete er. » Warum will ein Avatar den Untergang seiner eigenen Städte?«, erkundigte er sich dann.
    » Ich bin kein Avatar«, erwiderte der junge Mann ruhig.
    » Und doch hast du ihre Magie gemeistert?«
    » Das habe ich. Und es ist keine Magie.«
    Rzak beugte sich vor und hob den leeren Kelch des Königs auf, dann ergriff er seinen eigenen. Mit einer plötzlichen Bewegung warf er beide Trinkgefäße dem jungen Mann zu. Dessen Hände zuckten instinktiv hoch, und er fing mühelos beide Pokale.
    » Du bist ein Avatar«, erklärte Rzak Xhen. » Warum leugnest du das?«
    » Du irrst dich. Mein Vater war ein Avatar. Meine Mutter war eine Vagarin. Sie haben versucht, zusammen wegzulaufen, wurden aber gefasst. Meine Mutter wurde noch am selben Tag nachhause geschickt, als alte Frau, gebeugt und verkrüppelt. Meinem Vater wurden die Kristalle entzogen, und er wurde so… ermordet.«
    » Keine besonders ungewöhnliche Geschichte«, erwiderte Rzak. » Bis auf die Tatsache, dass du überlebt hast. Ich dachte immer, mit allen Nachkommen solcher Vereinigungen würde kurzer Prozess gemacht.«
    » Mit meinem Bruder wurde, wie du sagst, kurzer Prozess gemacht. Wir waren Zwillinge. Meine Mutter sagte mir, dass ich an dem Tag, an dem die Soldaten kamen, Fieber gehabt hätte. Ich war im Haus einer Medizinfrau. Als die Soldaten sie abführten, haben Sie meinen Bruder mitgenommen. Ich habe überlebt. Meine Mutter hat mich vier Jahre lang großgezogen. Dann haben ihr Alter und ihre Gebrechlichkeit sie hinweggerafft. Sie war einundzwanzig.«
    » Und wegen dreier Toter bist du bereit, fünf Städte zu opfern?«
    » Ja«, sagte der junge Mann. » Um der Tyrannei ein Ende zu bereiten.«
    Rzak unterdrückte den Wunsch zu lächeln. Wie kurzsichtig die Jungen doch waren. Glaubte dieser hasserfüllte Vagar wirklich, dass er, wenn er Judon zur absoluten Macht verhalf, der Tyrannei ein Ende bereitete? Welche Rolle spielt es, unter wessen Knute man sich beugte, der eines Avatar oder der eines Patiaken? Eine Knute war eine Knute. » Zeig mir den magischen Edelstein«, sagte er und streckte seine Hand aus. Der junge Mann ließ ihn auf seine offene Handfläche fallen. Der Anführer der Hantu ballte seine Hand zu einer Faust und spürte, wie sich die scharfen Ecken des Kristalls in seine Haut gruben. Das war alles. » Wo ist die Magie?«, erkundigte er sich.
    » Hier drin«, antwortete der Jüngling und tippte sich an die Schläfe. » Solche Kristalle kann man auf jedem Markt kaufen. Doch sobald sie mit Energie aufgeladen sind, können Avatar sie auch benutzen.«
    Judon rappelte sich mühsam auf. Dann zog er einen silbernen Spiegel hinter dem Kissen hervor und warf ihn Rzak zu. Der Anführer betrachtete sein Spiegelbild. In seinem Bart waren dunkle Streifen von schwarzen Haaren. Er lachte leise. » Zieh mir noch zehn Jahre ab, dann bekommst du meine fünftausend Krieger«, erklärte er.
    Viruk saß neben der Straße und betrachtete die Blüten einer kleinen Blume, weiß, mit einem blauen Rand. Er kannte die Pflanze nicht, ihre Schönheit jedoch erschien ihm exquisit. Auf beiden Seiten der Straße wuchsen ganze Büschel dieser Blume, und ihr berauschender Duft erfüllte die Luft. Den Schimmel hatte er an einen Baum gebunden. Der Hengst wieherte und stampfte mit dem Huf. Viruk erhob sich, streckte sich und schlenderte zu dem Tier. » Ungeduld darf nicht ermutigt werden«, sagte er. » Weder bei Menschen noch bei Pferden. Es gefällt mir auch nicht sonderlich, hier herumzusitzen, aber das ist die Straße ins Land der Patiaken, und früher oder später wird dieser fette König hier vorbeikommen. Also wollen wir auf weitere Zurschaustellung von Ungeduld verzichten, sonst

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