Der Weg der Helden
Angreifer.
Erneut tanzte das blaue Feuer in Wellen über das Wasser. Die Almecs machten kehrt und ergriffen die Flucht. Mehr als zweihundert Feinde waren bei dem letzten Schuss gefallen.
» Wir haben noch Zeit für einen vierten!«, erklärte Rael. Sein Gesicht war fürchterlich entstellt, die Haut verbrannt und das Fleisch versengt. Sein linker Arm war rußig und mit Brandblasen übersät.
» Nein, Ser«, widersprach Cation. » Wir werden sterben, wenn wir hierbleiben.«
» Du Feigling!«, brüllte Rael.
» Er ist kein Feigling«, widersprach Mejana. » Und jetzt tut, was er Euch sagt!« Sie packte seinen rechten Arm und zog ihn zu sich. Rael sackte gegen sie. Gemeinsam mit Cation trug sie ihn zu den Stufen der Brustwehr. Hinter ihnen half Pendar Goray auf die Beine. Der Avatar war von der letzten Feuerkugel geblendet worden. Pendar brachte ihn zur Treppe. Sie hatten gerade die ersten Stufen überwunden, als die Bastionen auseinanderflogen. Die Sonnenfeuer segelte in einer Spirale durch die Luft; ihre Energietruhe war zerstört.
Am Fuß der Mauer ließen Cation und Mejana Rael zu Boden gleiten. Cation zog einen grünen Kristall aus der Tasche, den er an das verbrannte Gesicht des Generals hielt. Mejana sah zu, wie die Haut sich erholte, die Brandwunden abklangen. Die Schwellung seines Auges ging ebenfalls zurück, und die Brandblasen auf seinem Arm verschwanden. Rael seufzte. Er hob die Hand und packte Cations Arm. » Es tut mir leid, wie ich Euch vorhin genannt habe«, erklärte er.
» Das hatte nichts zu bedeuten«, erwiderte sein Adjutant. » Bleibt liegen und entspannt Euch. Lasst die Kristalle ihre Arbeit tun.«
Unmittelbar hinter ihnen hielt Pendar einen Kristall auf Gorays zerstörte Augen. Cation hatte gerade den Heilungsprozess an dem verbrannten Arm des Generals in Gang gesetzt und drehte sich jetzt zu Goray herum. Er hielt inne, als er Pendar bei der Arbeit sah. Einen Augenblick trat Wut auf seine Miene, doch dann verrauchte sie. Er hockte sich neben den jungen Vagaren und beschleunigte den Heilungsprozess mit seinem eigenen Kristall. » Versuche, nicht an die Heilung zu denken«, riet er ihm. » Konzentriere dich nur auf das, was sein sollte. Stell dir gute, unversehrte Haut vor. Stell sie dir vor, wie sie vorher gewesen ist. Und lass dann den Kristall die Arbeit tun.«
» Danke«, erwiderte Pendar.
Goray stöhnte und öffnete die Augen. » Ich kann wieder sehen«, sagte er. Er hob die Hand und drückte Pendars Schulter. » Ich bin dir sehr dankbar, mein Junge«, sagte er.
Ein Soldat beugte sich von den Bastionen herunter. » Da kommt jemand! Holt den Questor General!«, schrie er.
Cation trat zu Rael und half ihm auf. Zusammen stiegen sie die Treppe zu den Bastionen empor und bahnten sich vorsichtig einen Weg über die Trümmer.
Cas-Coatl ging auf die Mauer zu, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Man hätte meinen können, er unternähme einen Spaziergang. Er zeigte keinerlei Anspannung, als er sich den Verteidigern immer weiter näherte und dabei die Zhi-Bogen ignorierte, die auf ihn gerichtet waren.
» Was wollt Ihr, Almec?«, schrie Rael.
» Wir müssen reden, Avatar. Habe ich deine Erlaubnis, die Stadt zu betreten?«
» Die habt Ihr«, erwiderte Rael. Er ging mit Cation und Mejana an der Brustwehr entlang und stieg dann die letzte Treppe vor der klaffenden Bresche in der Mauer herunter. Hier stand das Wasser knöcheltief, und Cas-Coatl watete hindurch, bis er vor dem Questor General stand.
» Können wir uns irgendwo unterhalten, wo es trockener ist?«, erkundigte er sich.
» Hier ist es ausgezeichnet«, entgegnete Rael. » Seid Ihr gekommen, um Euch zu ergeben?«
Cas-Coatl lächelte mit aufrichtigem Humor. » Wir müssen miteinander reden, von Mann zu Mann«, erklärte er. »Nur du und ich.«
» Einverstanden«, antwortete Rael. » Folgt mir.« Die beiden Männer gingen an der zerstörten Mauer vorbei zu einem Gebäude in der Nähe. Rael stieß die Türen auf und betrat das Wachhaus. Drei Soldaten der Vagaren saßen in dem kleinen Raum und verzehrten ein Frühstück aus Brotfladen und Lammfleisch. Sie sprangen hastig auf, als der General hereinkam. » Entschuldigt«, meinte Rael. » Aber ich wäre euch dankbar, wenn ihr uns allein ließet.« Die Männer schnappten sich ihr Essen, verbeugten sich und gingen hinaus. » Setzt Euch«, sagte Rael.
Cas-Coatl setzte sich. Rael starrte die gläserne Stirn und die gläsernen Wangenknochen des Mannes an. » Wieso habt ihr den
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