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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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seinen Geist und versetzte sich in Trance, suchte einen Fokus ohne Konzentration, die Vermischung der Gegensätze, die Vollendung des Kreises. Wie schon zuvor hatte er das Gefühl, wirbelnd in Bewegung zu geraten. Farben tanzten in seinem Kopf, wirbelnde Regenbogen flogen vorbei, um ihn herum und durch ihn hindurch. Dann hörte er wieder die Musik, den Puls des Universums, das Flüstern der kosmischen Winde.
    Erneut waren er und Mondstein eins, und zusammen riefen sie nach Einäugiger-Fuchs, sangen seinen Namen im Rhythmus des Universums, schufen ein Lied, das durch das Nichts hallte.
    Zeit hatte keine Bedeutung mehr, und das Lied ging weiter. Die Farben wurden heller, vermischten sich, wurden zu einem Blau, dem Blau eines Sommertages. Talaban blickte hinab und sah einen Wald unter sich. Eine graue Rauchfahne erhob sich aus diesem Wald und trieb träge auf sie zu. Als sie die schwebenden Gestalten erreichte, nahm sie die Gestalt eines Kriegers an. » Was ist es, das ihr braucht, meine Brüder?«, erkundigte sich Einäugiger-Fuchs.
    Talaban sagte es ihm. Die Gestalt aus Rauch streckte die Arme aus, packte ihre Hände, und erneut loderten die Farben um sie herum. Als sie diesmal verblassten, fanden sie sich in einer nächtlichen Umgebung wieder. In einer kleinen Hütte, wo ein alter Mann auf einer Gebetsmatte kniete.
    Er blickte auf, als sie ankamen. Sein Aussehen schockierte Talaban. Er war unglaublich zerbrechlich, und seine Hände zitterten. Eine blaue Aura schimmerte um ihn herum, und Anus Geist erhob sich aus dem Körper.
    » Ich weiß, was ihr braucht«, sagte er.
    » Könnt Ihr uns helfen?«, erkundigte sich Talaban.
    » Das kann ich, Talaban, aber es ist ein hoher Preis dafür zu entrichten.«
    » Was für ein Preis?«
    Anus Geisterhand erhob sich und berührte Talabans Stirn. Die Worte, die Anu jetzt sprach, konnte nur der Krieger hören. » Die Musik ist unglaublich mächtig und kann ungeheuer zerstörerisch sein. Ich habe gelernt sie zu beherrschen, aber es hat mich fünfhundert Jahre gekostet. Ich kann nicht hier weg und einen zweiten Zauber wirken. Dafür fehlt mir die Kraft. Du jedoch hast sie, und du kannst es. Ich kann dir das Wissen einpflanzen, und du kannst die Musik in der Schlange wirken lassen. Aber der Preis, den du zahlen musst, ist dein Leben. Ich kann dich nicht in wenigen Stunden lehren, was mich fünf Jahrhunderte gekostet hat. Deshalb wird die Musik wie ein Krebsgeschwür an dir fressen. Deine Lebensspanne wird nur noch wenige Tage betragen. Verstehst du das?«
    » Ich verstehe.«
    » Bist du bereit zu sterben, Talaban?«
    Der Krieger dachte an die Frau, die voller Schmerzen auf der Schlange lag und an die schrecklichen Gefahren, die seinem Volk drohten. » Das bin ich«, antwortete er schlicht.
    » Dann möge es so sein.«
    Hitze strömte aus Anus Geisterfingern und drang in Talabans Geist. Es war, als würden alle Farben des Universums in seinem Schädel explodieren. Er taumelte zurück. Bilder strömten in seinen Kopf, dann begann die Musik, eine majestätische Sinfonie, die rückwärts strömte, Millionen von einzelnen Melodielinien, die sich verbanden, die immer schlichter wurden, bis er am Ende nur zwölf Töne hörte, dann fünf, dann drei und schließlich nur einen. Anu sprach erneut. » Wenn du zum Schiff zurückkehrst, such eine Flöte. Fast jeder Seemann wird eine haben. Geh mit ihr in den Herzraum und lass die Musik über die Truhe strömen. Du wirst sehen, dass die Kristalle aufleuchten, als wären Flammen in ihnen zum Leben erwacht. Dann wird der Tanz beginnen.«
    » Wie schnell können wir dann die Überfahrt machen?«, erkundigte sich Talaban.
    » Zwei Tage.«
    » Und wie lange werde ich danach noch leben?«
    Anu schwieg einen Moment. » Vielleicht noch eine Woche«, sagte er dann.
    » Ich danke Euch, Heiliger.«
    » Wir werden uns wiedersehen, Talaban. Auf der langen Reise jenseits des Lebens.«
    Er zog seine Hand zurück. Die Welt wirbelte herum, und Regenbögen loderten in Talabans Kopf auf. Er erwachte mit einem Ruck. Mondstein wich von ihm zurück. Questor Ro trat neben ihn. » Habt Ihr Anu gefunden? Habt Ihr ihn hierher gebracht?«
    » Wir haben ihn gefunden«, sagte Talaban und stand auf. » Und jetzt muss ich noch eine Flöte finden«, sagte er. Langsam ging er durch die Kajüte, öffnete die Tür und trat hinaus.
    Ro fuhr zu Mondstein herum. » Was ist passiert?«
    » Weiß nicht alles. Heiliger hat nur zu ihm gesprochen.«
    » Und wann erreichen wir die

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