Der Weg der Helden
Kristallkuss überlebt?«
» Die Kristallkönigin braucht mich. Sie hat mich verschont, und dafür diene ich ihr.«
» Meine Tochter litt auch am Kristallkuss. Für sie gab es keine Rettung.«
Cas-Coatl erwiderte darauf nichts, und die beiden Männer saßen einen Moment schweigend zusammen. Schließlich ergriff Rael das Wort. » Warum seid Ihr hier, Almec?«
» Du hattest Recht, und ich war im Unrecht«, antwortete Cas-Coatl. » Ich habe euch unterschätzt. Ihr seid mehr als nur talentierte Untermenschen. Ihr seid Almecs. Oder vielleicht sind wir Avatar«, setzte er mit einem Lächeln hinzu. » Meine Königin glaubt, dass wir uns verbinden sollten. Wir haben sehr viel zu bieten, und ihr könntet für uns ebenfalls eine Bereicherung darstellen.«
» Und das soll ich glauben?«, erwiderte Rael.
» Es ist die schlichte Wahrheit, Rael. Ich habe Waffen, mit der ich diese Stadt dem Erdboden gleichmachen kann. Ich muss dich nicht anlügen.«
» Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass ich durch die Welt reise, nur um den Leuten das Herz herauszureißen«, meinte Rael.
» Ich ebenfalls nicht. Manche Opfer sind zwar wichtig, um die unteren Klassen auf ihre Plätze zu verweisen. Aber dieses Gemetzel gefällt mir nicht besonders, und ebenso wenig gefällt es meiner Königin. Bedauerlicherweise ist es im Moment notwendig. Sobald Anu seine Pyramide vollendet hat, besteht jedoch keine Notwendigkeit mehr für eine solche Ausrottung. Wir sind Brüder, du und ich. Ich will die Avatar nicht sterben sehen.«
» Was ist, wenn wir einwilligen?«
» Meine Truppen werden die Zwillingsstädte erobern. Keinem Avatar wird ein Leid geschehen.«
» Was ist mit den Vagaren?«
» Anus Pyramide ist noch nicht vollendet. Und meine Königin ist sehr hungrig. Aber belaste dich nicht mit dem Schicksal dieser Untermenschen, Rael. Falls du irgendwelche Lieblinge unter ihnen hast, bring sie in dein Haus. Wir werden sie verschonen.«
» Ich kann diese Entscheidung nicht alleine treffen, Cas-Coatl. Dafür muss ich meine Leute zusammenrufen.«
» Selbstverständlich. Du hast Zeit bis zum Morgengrauen für deine Entscheidung. Ich rate dir dringend, dich klug zu entscheiden.«
Talaban war sehr in Sorge. Er war bereits mehrmals zu Sofaritas Kabine gegangen. Sie hatte ihm befohlen, sie in Ruhe zu lassen, aber er hatte ihr schmerzhaftes Stöhnen gehört. Ro hatte ihn gewarnt, dass sie eine zwanzigtägige Reise niemals überstehen würde, und Talaban glaubte es jetzt ebenfalls.
Nur gab es keine Möglichkeit, die Geschwindigkeit der Schlange noch weiter zu erhöhen. Talaban saß in seiner Kajüte und durchdachte auf der Suche nach einer Lösung das Problem wieder und wieder.
Ro kam zu ihm, und gemeinsam diskutieren sie verschiedene Möglichkeiten, die Energie des Schiffs zu vergrößern, berechneten die Wirkung, wenn sie alles Überflüssige über Bord werfen würden. Aber selbst wenn sie sämtliche Möbel und Waffen vom Schiff warfen und die gesamte Besatzung von Bord gehen ließen, würden sie die Fahrtzeit um höchstens einen Tag verkürzen können.
In der Abenddämmerung gesellte sich Mondstein zu ihnen, aber auch er kannte keine Lösung. Schweigend saß er daneben, während sich die beiden Avatar unterhielten.
» Wäre Anu hier, könnte er den Tanz der Zeit beschleunigen«, meinte Ro.
» Und wenn das Schiff Flügel hätte, wären wir nicht in Gefahr«, knurrte Talaban mürrisch. Sofort bedauerte er seine heftigen Worte. » Es tut mir leid, Cousin. Ich bin müde und gereizt.«
» Wir holen ihn«, erklärte Mondstein.
» Wir holen wen?«, erwiderte Talaban.
» Diesen Heiligen.«
Talaban rieb sich die Augen und riss sich zusammen, um ruhig zu bleiben. » Willst du vorschlagen, dass wir umkehren sollen und Anu bitten, mit uns zu reisen?«
» Nein«, erwiderte der Anajo. » Die Magie ist nicht im Körper. Die Magie ist im Geist. Wir holen Geist.«
» Und wie hast du vor, dieses… dieses Wunder zu bewerkstelligen?«, erkundigte sich Ro.
» Einäugiger-Fuchs«, erklärte Mondstein und sah Talaban direkt an. » Wie vorher. Wir fliegen.«
» Beim letzten Mal sind wir beide fast gestorben«, erklärte der Krieger. » Aber ich stimme dir zu. Es ist die einzige Möglichkeit.«
Mondstein trat in die Mitte der Kajüte und setzte sich mit gekreuzten Beinen auf den Teppich. Talaban setzte sich ihm gegenüber. Sie legten sich die Hände auf die Schultern und senkten die Köpfe, bis sie sich mit der Stirn berührten.
Talaban entspannte
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