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Der Weg des Falken (Literatur-Literatur) (German Edition)

Der Weg des Falken (Literatur-Literatur) (German Edition)

Titel: Der Weg des Falken (Literatur-Literatur) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jamil Ahmad
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sie kontrolliert. Hat die Bande diese Unternehmung erst einmal in Angriff genommen, wird sie sich nicht abschrecken lassen, auch nicht von Regen und Schnee, die das Wandern beschwerlich machen.«
    Der Deputy Commissioner verstand den Wink und zählte vierzig Rupien für ein neues Paar Schuhe und weitere zwanzig für Reisekosten ab. Die Szene endete wie immer damit, dass Tor Baz zunächst große Empörung bekundete, um das Geld schließlich, nachdem der Beamte ihm versichert hatte, dass es ihn zutiefst verletzen würde, wenn Tor Baz es ablehnte, widerwillig anzunehmen.
    Als Tor Baz sich zum Gehen wandte, ließ ihn die Stimme des Kommissars innehalten. »Tor Baz«, sagte er nachdenklich. »Sag mir eines. Wer bist du? Du lebst bei den Wazirs, bist aber keiner von ihnen. So, wie du aussiehst, könnte man dich für einen Mahsud halten, was du aber auch nicht bist, denn dein Akzent und deine Art zu reden sprechen dagegen. Ich habe immer wieder versucht, dich einzuordnen, aber es ist mir nicht gelungen. Wer bist du, und woher kommst du?«
    Tor Baz’ Hände fuhren zu seiner schweren wollenen Mütze, an der ein kleines silbernes Amulett festgenäht war. Er nahm die Mütze ab und fing an, sie in seinen kräftigen Händen zu drehen. So ohne Mütze wurden sein pechschwarzes Haar und der ausrasierte Nacken in der Neonbeleuchtung des Zimmers deutlich sichtbar.
    »Sahib«, sagte er nach einer Weile. »Diese Frage hat mir schon lange niemand mehr gestellt.« Fältchen bildeten sich rings um seine Augen, und plötzlich lachte er los. Heftige Lachsalven erfüllten das Zimmer. Dann sprach er. »Es ist wahr, ich bin weder ein Mahsud noch ein Wazir. Aber ich kann dir ebenso wenig darüber sagen, wer ich bin, wie darüber, wer ich sein werde. Stell dir Tor Baz einfach als deinen Jagdfalken vor. Das muss genügen.«
    Nachdem Tor Baz die Bürotür hinter sich geschlossen hatte, hörte der Deputy Commissioner ihn laut auf den Boden der Veranda spucken.
    Die Bande war schon in der Stadt. Tatsächlich waren die Männer bereits seit über vierundzwanzig Stunden da und hatten den größten Teil dieser Zeit damit zugebracht, die verschiedenen in Frage kommenden Opfer zu überprüfen. Der Eigentümer eines Tabakdepots war als mögliche Beute ausgeschieden, weil es in seinem Haushalt zu viele Frauen gab. Eines der Bandenmitglieder hatte das Haus ausgekundschaftet und teilte den anderen mit, dass die Frauen bis in die frühen Morgenstunden zu schwatzen pflegten. Ein weiterer vielversprechender Kandidat musste aufgegeben werden, weil zu viele Laternen um sein Haus standen; ein dritter, weil er selbst Stammesangehöriger war. Schließlich einigten sie sich auf eine Gruppe von Lehrern, sechs an der Zahl, die ohne Angehörige in einem der Zimmer einer Schule wohnten.
    Schullehrer, Ärzte und Straßenfeger waren begehrte Entführungsobjekte. Diese Berufsgruppen traten nach jeder Entführung so prompt in den Streik, dass das Lösegeld, selbst wenn die Verwandten der Opfer nicht zahlen wollten oder konnten, in der Regel von der einen oder anderen Seite schnell aufgebracht wurde.
    Es war schon Morgen, als der aufgeregte Polizeidirektor den Deputy Commissioner anrief und davon in Kenntnis setzte, dass während der Nacht offenbar sechs Lehrer aus einem Zimmer, in dem sie geschlafen hatten, entführt worden seien. Die Tür war aufgebrochen worden, und es gab Spuren eines Kampfes. Ansonsten war es die altbekannte Geschichte. Die Bewohner der Hunderte von Häusern ringsum behaupteten, kein Hundegebell, keinerlei Einbruchs-, Kampfgeräusche oder Hilferufe gehört zu haben. Die Nacht über hatten sich die Leute still verhalten, aber jetzt, wo sie sicher waren, dass ihnen keine Gefahr mehr drohte, holten sie alles Versäumte nach. Es gab lautstarke Beschuldigungen, die Polizei sorge nicht ausreichend für die Sicherheit der Bürger, Proteste darüber, man werde von den Stammesleuten wie Frauen behandelt, Forderungen, auf Staatskosten mit Waffen ausgerüstet zu werden, um sich gegen die marodierenden Stammesleute zur Wehr setzen zu können – die übliche Kakophonie, die auf das Eintreffen von Bergmännern in der Ebene üblicherweise folgte.
    Die Beamten wurden informiert, und sie beruhigten die Menschen mit der Erklärung, man werde auf die Straftat gemäß dem Gesetz und den vor einem Jahrhundert festgelegten Vorgehensweisen reagieren, die damals so wirkungsvoll waren wie noch heute.
    Die Beziehungen zwischen den Stämmen und der Regierung fußten auf einem

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