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Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erika O'Rourke
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ist, sich mit mir zu verabreden. Wenn ich sie heute Abend sitzen lasse, sinkt diese Zahl auf null, gar nicht davon zu reden, dass Schwester Donna meine Bewährung widerrufen wird, wenn ich nicht auf diesem Ball arbeite, und dann werde ich niemals an der NYU zugelassen.«
    » Und du glaubst wirklich, dass deine unbedeutenden Flachenprobleme angesichts der Gefahr, in der meine Welt schwebt, eine Rolle spielen?«
    » Für mich spielen sie eine Rolle. Und da ihr auf mich angewiesen seid, um eure Welt zu retten, wäre es vielleicht eine gute Idee, meine davor zu bewahren zu implodieren.«
    Sie machte eine Handbewegung. » Na gut. Zumindest bin ich mir sicher, dass seine Reaktion auf die Nachricht für Unterhaltung sorgen wird. Ist das alles?«
    » Wie geht es Constance?«, fragte ich und setzte mich, um die Gelegenheit beim Schopfe zu packen, mich zu vergewissern, ob die Quartoren ihren Teil des Handels auch einhielten. » Macht sie Fortschritte?«
    » Durchaus. Sie wird, wie ich annehme, irgendwann über beträchtliche Kräfte verfügen.« Sie nippte an ihrem Tee, bevor sie fortfuhr: » Sie ist sehr gefühlsbetont. Das macht ihre Beherrschung der Linien unberechenbar.«
    » Du kannst sie Beherrschung lehren.«
    » Bis zu einem gewissen Grad. Ich kann ihr Techniken beibringen, um ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten, aber sie ist allein, verängstigt und sehr verwirrt.«
    » Sie ist nicht allein. Sie hat mich.«
    » Das ist ein schwächerer Trost, als du anzunehmen scheinst.«
    » Luc sagt, sie hätte schon erste Freunde gefunden.«
    » Ich glaube ja. Andere Schüler aus ihren Übungsstunden. Sie stammen aus alteingesessenen, angesehenen Familien. Das sollte ihr den Weg ebnen.« Sie schüttelte den Kopf. » Da ist noch etwas. Mir ist zugetragen worden, dass die Seraphim vorhaben, demnächst öffentlich gegen die Quartoren Stimmung zu machen. Und sie wollen dich benutzen, um das zu tun.«
    Meine Kopfhaut kribbelte vor Unbehagen. Ich fragte nicht, wo sie das gehört hatte. Niobe wusste über vieles Bescheid. Sie hatte Verbindungen zu Kreisen der Bogengesellschaft, in die selbst Luc nicht vordringen konnte, und er hatte sich in der Vergangenheit auf ihre Informationen verlassen. » Wie?«
    » Das weiß ich nicht. Vergiss nicht, dass die Bögen zwar in deiner Schuld stehen, weil du die Sturzflut aufgehalten hast, dir aber zugleich misstrauen, da du über solch großen Einfluss verfügst – als Flache, die sich mit ihnen auskennt und an jemanden in Lucs Stellung gebunden ist. Es würde nicht viel brauchen, um Dankbarkeit in Unmut umschlagen zu lassen, und darauf zählen die Seraphim.«
    » Warum erzählst du mir das? Du magst mich doch noch nicht einmal.«
    Sie schien über die Frage nachzusinnen, und die Windspiele regten sich einen Moment lang, bevor sie wieder schwiegen. » Nein, nicht besonders. Aber Luc mag dich, und ich habe … eine gewisse Schwäche für ihn. Das ist sentimental, aber da hast du’s.« Sie reichte mir einen Flurpass. » Ich leite deine Nachricht an Pascal weiter. Du solltest jetzt in den Unterricht zurückgehen.«

Kapitel 26
    Jenny Kowalskis E-Mail kam in der Journalismusstunde an. Ich saß an meinem Computer, ließ den Cursor über der Betreffzeile schweben und dachte über Gerüchte nach, darüber, wie die Geschichte, die man hörte, so gut wie nie diejenige war, die sich wirklich zugetragen hatte, sogar, wenn sie in der Zeitung stand. Ich dachte daran, wie lange die Gerichtsverhandlung meines Vaters zurücklag und wie die Wahrheit sich im Laufe der Jahre aufgelöst hatte und wie ein Echo verklungen war, so dass nur noch wenige Einzelheiten greifbar waren. Ich hatte Nachforschungen angestellt, aber sogar die damaligen Zeitungsberichte wirkten parteiisch und unvollständig, als ob ihre Verfasser mehr wussten, als sie schreiben durften. Jenny wusste etwas, und sie hatte keine Angst, es auszusprechen.
    Sie kannte auch Colin.
    Ich öffnete die E-Mail.
    Mo,
    lass es mich wissen, wenn du reden möchtest.
    J.
    Ich überflog den ersten Anhang, die inoffizielle Verhandlungsmitschrift aus dem Prozess meines Vaters. Ich hatte im Laufe der Jahre versucht, eine Kopie der offiziellen Version zu bekommen, aber sie war Verschlusssache. Diese Datei enthielt die Wahrheit, unverfälscht von dem, was die verschiedensten Leute erreichen wollten. Ohne zu zögern, druckte ich sie aus und hörte, wie der alte Laserdrucker auf der anderen Seite des Raums keuchend zum Leben erwachte.
    Colins Akte war viel kürzer und

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