Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
ich. » Als ob es für dich überhaupt einen Unterschied machen würde!«
» Natürlich habe ich versucht, dich umzustimmen, aber ich habe nicht gewildert«, sagte Luc. » Und jetzt bist du Freiwild…«
Ich stieß ihn von mir. » Das hier ist weder eine Jagd noch ein Spiel! Es ist mein Leben, und du gehst so damit um, als ob…«
Ich versetzte ihm noch einen Stoß, weil mir die Worte fehlten. Er packte meine Handgelenke und hielt mich fest, und ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich ihm einen Boxhieb in den Magen versetzen oder weinen wollte.
» Es tut mir leid«, sagte er so leise, dass ich die Worte eher durch seinen Brustkorb vibrieren spürte, als dass ich sie hörte. » Als ich aus dem Zimmer kam, sahst du halb gebrochen aus. Ich habe gesehen, wie dein Gesicht weißer als das Handtuch da geworden ist, als würdest du vor meinen Augen ausbluten. Ich dachte, die beste Art, dem ein Ende zu setzen, wäre, Colin auch leiden zu lassen. Ich habe nicht bedacht, dass du vielleicht selbst noch mehr darunter leiden würdest. Instinkt. Kein Spiel.«
Er war ein Mann. Ich war nicht so naiv zu glauben, dass die Konkurrenzsituation gar keine Rolle gespielt hatte. Aber als ich zurücktrat, waren seine Augen vor Besorgnis und Schuldbewusstsein umwölkt. Das typische, selbstsichere Funkeln fehlte, und ich spürte, wie mein Zorn sich legte.
Sich legte. Nicht verschwand. Ich holte tief Luft und sagte mit großem Nachdruck: » Fass mich nicht wieder so an.«
Sein Mund öffnete sich, um zu widersprechen, aber ich schüttelte den Kopf.
» Nicht um Colin zu ärgern. Nicht um etwas zu beweisen. Du hast gesagt, es müsste ernst gemeint sein, wenn ich dich küsste, und ich sage dir hiermit dasselbe: Wenn du mich wieder berührst, Luc, dann verdammt noch mal aus dem Grund, dass du es ernst meinst!«
Seine Hände schlossen sich enger um meine Handgelenke, bevor sie ganz losließen. Mit ruckartigen Bewegungen streifte er sich das Hemd über. » Du tust so, als ob das eine Drohung wäre. Aber weißt du, was ich da heraushöre? Du bist der Vorstellung nicht vollkommen abgeneigt.«
Ich schluckte und dachte an den Druck seiner Hand gegen die feuchte Haut meines Rückens, an den Magiefaden zwischen uns, der zugleich vertraut und verstörend war, an sein Beharren, dass ich mehr leisten– mehr sein – konnte, als irgendjemand, mich selbst nicht ausgenommen, mir zutraute.
» Du musst ehrlich zu mir sein, und das heißt, dass du auch ehrlich zu dir selbst sein musst.«
Seine Finger zuckten, als ob er nach mir greifen wollte, aber stattdessen sah er mich einfach nur so an, als würden all die Kleiderschichten, die ich trug, gar nicht existieren. » Das gilt auch umgekehrt, Mouse.«
» Ich weiß.«
Ich ging nach unten, um mich Colin und dem Donnerwetter zu stellen.
Kapitel 26
Ich hatte mich nie daran gewöhnt, Colin in meiner Küche stehen zu sehen, wie er an der Arbeitsplatte lehnte, einen Becher Kaffee in der Hand hielt und finster in weite Ferne blickte. Mir stockte jedes Mal der Atem, und mein Pulsschlag beschleunigte sich. Normalerweise war das schön.
Heute nicht.
» Hast du vor, heute Nachmittag unter die Einbrecher zu gehen?«, fragte er und musterte mein völlig schwarzes Outfit.
» Das gehört nicht zu meinen Begabungen«, sagte ich. » Ich habe im Moment andere Dinge zu tun. Dumme und leichtsinnige Dinge.«
Er stellte den Becher ab. » Luc hat mir von dem Angriff erzählt. Bist du verletzt?«
Man konnte sich darauf verlassen, dass Colin sich auf den unwichtigsten Teil der Geschichte einschießen würde. » Mir geht es gut. Es ist nichts passiert. Mit Luc, meine ich.«
» Es geht mich nichts an, wenn doch etwas passiert ist.«
» Nein«, sagte ich langsam, und der Drang, um Vergebung zu flehen, ließ langsam nach. » Das tut es wohl nicht. Aber ich erzähle es dir dennoch. Warum wohl?«
» Ich weiß nicht, warum du überhaupt irgendetwas tust«, sagte er. » Wenn ich raten müsste, würde ich auf ein schlechtes Gewissen tippen.«
» Hör gefälligst besser zu«, blaffte ich. » Es ist nichts passiert! Aber weißt du was? Das spielt keine Rolle. Du hast deine Gefühle in Bezug auf mich überdeutlich gemacht. Du willst nichts mehr mit mir zu tun haben. Also kann ich schlafen, mit wem auch immer ich will. Dir steht es nicht zu, ein Urteil darüber zu fällen. Dir steht es nicht zu, hämische Bemerkungen zu machen. Dir steht es noch nicht einmal zu, deswegen eine Grimasse zu schneiden, denn du hast mit mir Schluss
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