Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
darfst nicht eingreifen«, sagte ich am Ende. » Er ist abscheulich, verstanden? Er wird Dinge sagen, die dir nicht gefallen, er wird mich bedrohen– aber du musst verborgen bleiben, ganz gleich, was geschieht.«
Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. » Das kommt mir bekannt vor.«
Mir auch. Vor Monaten, als wir ins Dauphine gegangen waren, hatte er mich mit beinahe denselben Anweisungen an der Bar zurückgelassen. Während er in einer Nische mit Niobe geplaudert hatte, hatten mich dann natürlich die Seraphim angegriffen. » Hoffen wir, dass es diesmal ein bisschen besser ausgeht.«
» Hoffen wir’s«, erwiderte er trocken.
Als wir die Vordertür erreichten, war Luc schon verschwunden, aber ich konnte ihn ein paar Schritte hinter mir spüren, als ich eintrat.
» Geh gleich nach hinten durch, Mo. Er wartet auf dich«, sagte Charlie. Normalerweise stand immer ein Lächeln auf seinem Gesicht mit den großen Augen, aber jetzt war es eine bloße Maske guter Laune, die nicht ganz die Besorgnis darunter verdecken konnte.
» Danke.« Ich schlängelte mich zwischen Menschengrüppchen hindurch, duckte mich, um dem erhobenen Tablett einer der Kellnerinnen auszuweichen, und ging nach hinten. Die Versuchung, mich nach Luc umzusehen, war überwältigend, aber ich hielt den Blick weiter auf meinen Onkel gerichtet, der in seiner Nische saß. Mir meine Angst anmerken zu lassen wäre das Schlimmste gewesen, was ich tun konnte.
» Fühlst du dich besser?«, fragte Billy, als ich mich auf die Bank gleiten ließ. » Deine Mutter hat sich Sorgen um dich gemacht.«
» Phantastisch.« Ich setzte mich hin und stählte mich, um beherrscht zu wirken, obwohl ich innerlich ein reines Nervenbündel war.
» Freut mich zu hören. Deine Mutter sagt, dass du Krach mit Donnelly hast?«
» Er weiß über unsere Abmachung Bescheid.« Die Worte schmeckten wie Asche.
» Aha. Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt, Mo.«
» Hast du mich das sagen hören?«
» Na gut. Du hast viele andere Optionen in Reichweite.« Er tat, als würde er einen Moment lang nachdenken. » Wie diesen jungen Mann von neulich, Luc. Ich bin sicher, dass er viele gute Eigenschaften hat.«
» Wow.« Ich warf betont einen Blick auf die Armbanduhr. » Das ging ja sogar noch schneller als erwartet. Luc wird dir nicht helfen. Kann ich jetzt gehen?«
» Du hast mich nicht ausreden lassen!«, sagte er, als ich aus der Nische hervorrutschte. » Der Junge ist ganz offensichtlich bis über beide Ohren in dich verliebt. Er würde uns unterstützen, wenn du ihn darum bitten würdest.«
» Wie schade, dass ich ihn nicht bitten werde.« Es war demütigend, Billys Machtspielchen über mich ergehen zu lassen, da ich wusste, dass Luc auf der anderen Seite der Trennwand war und alles mithörte.
» Nicht einmal um Donnellys willen?« Es lag ein listiger Unterton in den Worten, und ich hielt mitten im Zuknöpfen meiner Jacke inne.
» Wir hatten eine Abmachung.« Wie dumm von mir anzunehmen, dass Billy sich daran halten würde. Aber seine Geschäfte hatten immer darauf beruht, dass man sich auf sein Wort verlassen konnte– es war das Einzige, was er nicht brach. Er log zwar durchaus, aber er zog nie ein Versprechen zurück. Die Magie hatte die Regeln geändert. Schon wieder.
» Setz dich«, sagte er.
Nach einem Augenblick gehorchte ich. » Du hast mir dein Wort gegeben.«
» Und ich habe es gehalten. Betrachte das hier als Neuaushandlung der Bedingungen. Ich habe dich mit ins Boot geholt, weil ich jemanden brauchte, der mir helfen konnte, Ekomow in den Griff zu bekommen. Du hast deine Sache recht gut gemacht, aber er steht uns immer noch im Weg. Wenn wir ihn ganz loswerden könnten, müsstest du nicht länger für mich arbeiten.«
Als ob ich geglaubt hätte, dass er mich würde gehen lassen! » Komm endlich zu Colin.«
Er zuckte lässig mit den Schultern. » Ich will Ekomow beseitigen. Du willst mit Donnelly an einem anderen Ort neu anfangen. Wenn du deinen neuen Freund herumkriegen kannst, mir bei meinem Problem zu helfen, dann könnt ihr beiden genau das tun. Ich werde sogar Tess versorgen, ganz gleich, wohin es euch verschlägt.«
Die hohen hölzernen Trennwände, die die Nische abschirmten, schienen enger zusammenzurücken und den Rest der Welt auszusperren. Alles, was ich sehen konnte, war Billy, der mir meinen Traum darbot. Freiheit. Eine Zukunft mit Colin. Wir könnten nach New York gehen, nach Des Moines… irgendwohin. Wir könnten das Leben haben, das ich mir
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