Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
nervös.«
» Ich habe ihr Leben ruiniert«, sagte ich.
» Das warst nicht du«, erwiderte er. » Das waren Anton und dein Onkel. Und davor war es der Mann, der dieses Mädchen verletzt hat. Es war eine lange Reihe von Menschen, die egoistisch gehandelt haben, aber du gehörst nicht dazu. Das Schlimmste, was du getan hast, war, dich in Cujo zu verlieben, und obwohl ich deinen Geschmack für fragwürdig halte, ist das kein Kapitalverbrechen.«
Stumm faltete ich eines von Tess’ unzähligen rosafarbenen T-Shirts immer wieder neu.
» Mouse, hör mir zu. Ich habe eine Möglichkeit zu helfen, wenn du glaubst, dass Cujo empfänglich dafür ist.«
» Er will sich Billy selbst vorknöpfen.«
» Ich habe eher an seine Schwester gedacht. Du hast mir gesagt, dass ein Teil dessen, was sie in ihrem Kopf eingesperrt hält, psychische Ursachen hat.«
» Ihr Stiefvater hat sie missbraucht, als sie klein war. So kommt sie damit zurecht. Es ist ein Bewältigungsmechanismus.«
» Aber ein Teil davon ist nicht psychisch, nicht wahr? Sie hat eine Gehirnverletzung davongetragen.«
Ich nickte. » Er hat sie auch geschlagen. Es war ziemlich schlimm, und sie war noch so klein… Die Schäden waren irreversibel.«
Tess saß ruhig da, die Hände locker um die Vogelfigur geschlungen. Ihre Schulterblätter zeichneten sich kantig unter ihrem T-Shirt ab und ließen erkennen, wie dünn sie war. Sie wirkte zerbrechlich und hilflos, und Colin blieb beschützend in ihrer Nähe und hielt durchs Fenster Ausschau nach jedem Anzeichen von Ärger, während er ihre winzige Menagerie in Papierhandtücher wickelte, um sie einzupacken.
Luc berührte mich am Kinn und lenkte so meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. » Vielleicht kann ich es in Ordnung bringen. Sie heilen.«
Ich schüttelte den Kopf. » Sie hat diese Verletzungen schon seit Jahren, und wir wissen nicht einmal, wie groß der physische Anteil an dem Schaden ist.«
» Ich habe versucht, ein Gefühl dafür zu entwickeln, doch ich weiß es erst sicher, wenn ich es wirklich versuche. Aber wenn man bedenkt, was ihnen bevorsteht, ist es den Versuch doch wert, oder?«
» Du musst erst Colins Erlaubnis einholen«, ermahnte ich ihn.
Als Luc sein Vorhaben erklärte, war Colins Miene undurchdringlich, und er blieb auf der Hut. » Sie kann nicht geheilt werden«, sagte er. » Glaubst du, sie hätten es nicht versucht? Therapien, Tests und Medikamente. Nichts hat geholfen. Und da erzählst du mir, dass ein verdammter Zauber auslöschen wird, was er ihr angetan hat?«
Ich dachte, dass Luc gekränkt sein würde, aber seine Augen blickten feierlich. » Magie hat ihre Grenzen, genau wie alles andere. Aber ich könnte helfen. Die Stellen, die zerschlagen sind… ich kann sie heilen. Das wird die Schäden, die ihre Seele davongetragen hat, nicht lindern, aber es ist ein Anfang.«
» Warum?« Er sah einen Moment lang mich an, dann Tess.
» Weil ich es kann«, sagte Luc.
» Du willst Druck auf Mo ausüben. Du willst meine Schwester benutzen, um zu beweisen, dass du ein guter Mensch bist.«
» Ich habe nie behauptet, ein guter Mensch zu sein.« Ich beobachtete, wie Luc den Zorn unterdrückte, der unter seiner Oberfläche brodelte. » Das hier hat nichts mit Mouse zu tun. Zumindest nicht aus meiner Sicht. Ich verstehe, dass du Vorbehalte mir gegenüber hast, weil sich alles zwischen euch nun einmal so entwickelt hat, aber seien wir doch ehrlich: Ich habe dir dein Mädchen nicht gestohlen. Sie gehört niemandem außer sich selbst.«
Colin starrte ihn an, die Augen beinahe schwarz vor Emotionen.
Luc zuckte mit den Schultern und begegnete seinem Blick. » Das Einzige, was jetzt eine Rolle spielt, ist, dass ich deiner Schwester helfen kann. Wenn du einen Groll hegen willst, gut, aber ich glaube nicht, dass du mich genug hasst, um sie deswegen leiden zu lassen.«
Ein Muskel an Colins Kiefer zuckte, und seine Finger bewegten sich leicht, als wäre er drauf und dran, sie auszustrecken und Luc zu erwürgen. Ich trat schnell zwischen die beiden.
» Du weißt, dass er ihr nichts antun wird.« Ich legte ihm die Handfläche an den Kiefer und spürte seine rauen Bartstoppeln an der Haut. » Bitte, Colin. Lass es ihn versuchen.«
Er sah mir in die Augen. » Ich habe nie geglaubt, dass du mir gehörst. Habe ich dir den Eindruck vermittelt?«
» Nein. Kein einziges Mal.«
» Gut«, erwiderte er, und seine Stimme zitterte ein wenig.
» Uns geht die Zeit aus«, sagte ich. » Lass ihn Tess helfen.«
Er wandte
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