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Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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Bindungstempel, die Allée und den Versammlungssaal–, an denen die Magie verlässlich und stark strömte. Alle drei waren jetzt zerstört. Ich presste mein Gesicht auf die Knie und fühlte mich wieder einmal schwach und hilflos.
    » Wir werden sie aufhalten«, sagte Luc. » Versprochen. Das Wichtigste ist jetzt, dass es dir gut geht.«
    » Dass es der Magie gut geht«, verbesserte ich ihn.
    » Das ist dasselbe.«
    » Nicht dasselbe. Wenn es das wäre, könnte ich mit ihr sprechen.«
    » Kannst du das nicht?«
    » Es wird einfacher«, redete ich um den heißen Brei herum. » Manchmal sind es Gefühle. Manchmal Bilder. Sogar Erinnerungen.«
    » Welche zum Beispiel?«
    » Während des Angriffs habe ich die Allée gesehen. Ich habe auch den Versammlungssaal gesehen, und die Düsterlinge. Manches davon geschah zeitgleich, aber manches war auch eine Rückblende– zum Beispiel, wie Anton mich in der Allée gepackt hat oder wie ich den Bund im Versammlungsgebäude unterschrieben habe. Und die Düsterlinge…« Ich brach ab und begann erneut zu zittern.
    » Genug davon«, sagte Luc. » Erzähl mir stattdessen von einer schönen Erinnerung.«
    Ich ging die Erinnerungen durch, Bilder, die die Magie mir im Laufe der letzten paar Monate gezeigt hatte. » Es gibt eine ganz seltsame…«
    » Ich glaube nicht, dass ›seltsam‹ deine Stimmung zum Besseren verändert«, erwiderte er. » Versuch es mit etwas Schönem.«
    » Das hier ist beides.«
    Ein gleißender Sonnenuntergang über endlosem Wasser und feuchter, kühler Sand unter den Füßen. Ich grabe die Zehen in den Sand und spüre, wie er weggespült wird, als die Wellen ins Meer zurückkehren. Einen Augenblick später ist es Nacht, und ein Feuer knistert und wirft tanzende Schatten auf die Felsen ringsum, und der Rauch malt vor dem Hintergrund des indigoblauen Himmels verschlungene Muster. Der Duft von gerösteten Marshmallows und Salzwasser liegt in der Luft.
    » Ich war nie auf diese Weise an einem Strand.«
    » Ich schon«, sagte Luc langsam. » Vor langer Zeit.«
    Ich dachte darüber nach und spürte, wie die Vorstellung sich so glatt ins Muster einpasste wie ein Schlüssel ins Schloss. » Die Magie hat mir deine Erinnerung gezeigt.«
    » Ich bin an dich gebunden. Du bist an die Magie gebunden. Vielleicht gibt es Überschneidungen.«
    » Vielleicht.« Ich lehnte mich zurück, um ihn zu mustern. » War es eine glückliche Erinnerung?«
    » Ja.« Er war weit weg – wieder an jenem Strand, wie ich annahm –, streichelte mir aber mit einer Hand sacht die Schulter. Die Bewegung war so sanft und gleichmäßig wie die Wellen. » Es war, als ich klein war. Bevor Theo gestorben ist. Maman hatte Lust, an den Strand zu gehen, also haben wir es getan. Sie bekommt meistens, was sie will«, sagte er mit einem liebevollen Lächeln. » Also haben wir den ganzen Tag damit verbracht, am Wasser zu spielen, den Gezeiten nachzujagen und Steinchen springen zu lassen. Ich habe so viele Marshmallows gegessen, dass mir schlecht geworden ist.«
    » Bis zu den Marshmallows war ich ganz begeistert«, sagte ich.
    » Das war nicht meine rühmlichste Stunde«, stimmte er mir zu. » Aber es war ein guter Tag. Einer meiner besten.«
    » Freiheit«, sagte ich leise. » Das hat die Magie mir gezeigt.«
    Seine Hand erstarrte. » So habe ich es noch nie betrachtet. Mouse, wenn ihr beiden kommunizieren könnt… Kannst du ihr sagen, was sie tun soll?«
    » Nein. Ich werde immer besser darin zu interpretieren, was sie will. Was sie fühlt. Aber ich führe nicht das Kommando. Ich kann nichts tun. «
    » Du hast schon viel getan. Langsam wünsche ich mir, deine Rolle wäre beendet. Dass all das hier ablaufen könnte, während du und ich mit ein bisschen Popcorn am Rand sitzen und uns die Vorstellung ansehen.«
    » Du glaubst aber nicht, dass das geschehen wird.«
    Er lächelte bedauernd. » Vielleicht eines Tages. Aber im Augenblick seid ihr beide in Gefahr, und die Hände in den Schoß zu legen wird daran nichts ändern. Es führt kein Weg daran vorbei, Anton loszuwerden.«
    » Ihn zu töten«, sagte ich.
    Ich hatte Evangeline getötet, aber das war spontan geschehen. Es war keine gezielte Hinrichtung gewesen, keine Strafe für ihre Verbrechen, sondern so plötzlich und zerstörerisch wie ein Blitzeinschlag, und die Konsequenzen waren wie die darauffolgenden Donnerschläge durch mein Leben gehallt. Ich bereute meine Entscheidung nicht, aber ich war auch nicht stolz darauf.
    Anton zu töten würde gezielt

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