Der Weg Nach Tanelorn
uns allen.«
»Werden wir danach den Frieden finden?« fragte Erekose.
»Der Frieden kommt erst dann zu einem Menschen, wenn er ihn nach einem harten Kampf mit sich selbst in seinem Innern findet. Gewiss ist euch das inzwischen ebenfalls klar geworden.« Wieder sah Corum sie alle an.
»Gerade dieser Kampf ist so schwer«, murmelte Falkenmond.
Corum schwieg. Er folgte Elric und Otto Blendker in das Wasser. Kurz darauf hatte der Nebel sie verschlungen. Bald danach hörten sie gedämpfte Rufe und eine Weile später das Rasseln der Ankerkette. Das Schiff verschwand.
Erleichtert drehte Falkenmond sich um, obgleich der Gedanke an das Bevorstehende seine Stimmung nicht hob.
Die schwarze Gestalt war zurückgekehrt. Sie grinste ihn an. Es war ein böses, aufdringliches Grinsen.
»Schwert«, sagte sie. Und sie deutete aufs Meer, wo das Schiff verschwunden war. »Schwert. Du wirst mich brauchen, Held. Bald!«
Erekose verriet zum ersten Mal Angst. Wie Falkenmond bei der ersten Begegnung mit dieser Erscheinung wollte auch er instinktiv das Schwert ziehen. Aber etwas hielt ihn zurück. John ap-Rhyss und Emshon von Ariso schrien erstaunt auf und griffen ebenfalls nach der Klinge. »Lasst sie in der Scheide«, befahl Falkenmond.
Brut von Lashmar starrte die Gestalt nur benommen an.
»Schwert«, wiederholte die Kreatur. Ihr schwarzer Strahlenkranz erweckte den Anschein, als tanze sie. Aber ihr Körper stand absolut ruhig. »Elric? Corum? Falkenmond? Erekose? Urlik …?«
»Ah!« rief Erekose. »Jetzt erkenne ich dich. Geh! Geh!«
Die schwarze Erscheinung lachte. »Ich kann nicht, ich kann nie. Nicht, solange der Held mich benötigt.«
»Er braucht dich nicht mehr«, erklärte ihr Falkenmond fest, ohne zu wissen, was er mit seinen Worten meinte.
»O doch! O doch!«
»Geh!«
Die Erscheinung grinste böse.
»Wir sind jetzt zwei«, sagte Erekose. »Zwei sind stärker.«
»Aber das ist nicht gestattet!« protestierte die Gestalt. »Das war nie erlaubt!«
»Wir haben eine andere Zeit, die Zeit der Konjunktur.«
»Nein!« schrie die Erscheinung entsetzt.
Erekose lächelte verächtlich.
Die schwarze Gestalt schoss vorwärts, wuchs zu gewaltigen Ausmaßen; wich zurück, wurde winzig. Dann nahm sie ihre vorherige Größe wieder an und floh über die Ruinen. Ihr Schatten hüpfte hinter ihr her, nicht immer im Einklang mit ihren Bewegungen. Die ungeheuren, schweren Schatten dieser Ansammlung von Städten schienen sich auf die Gestalt zu werfen. Mit Bocksprüngen wich sie ihnen aus.
»Nein!« hörten sie sie brüllen. »Nein!«
John ap-Rhyss fragte: »War das, was von dem Zauberer übrig geblieben ist?«
»Nein, sondern das, was von unserer Nemesis übrig geblieben ist«, antwortete Erekose.
»So kennt Ihr diese Erscheinung?« Falkenmond sah ihn an.
»Ich glaube es zumindest.«
»Erzählt mir von ihr. Sie verfolgt mich, seit mein jetziges Abenteuer begann. Ich nehme an, sie ist für meine Trennung von Yisselda verantwortlich, und auch für die von meiner Welt.«
»Dazu hat sie gewiss nicht die Macht«, versicherte ihm Erekose. »Aber zweifellos ist sie erfreut, diese Chance zu nutzen. Ich habe sie nur einmal zuvor und nur ganz flüchtig in dieser Manifestation gesehen.«
»Wie wird sie genannt?«
»Sie hat viele Namen«, erwiderte Erekose nachdenklich.
Sie machten sich auf den Weg zurück zu den Ruinen. Die Erscheinung war verschwunden. Aber sie fanden zwei neue Schatten vor, zwei riesige Schatten – die von Agak und Gagak, wie sie ausgesehen hatten, als die Helden beim ersten Mal hier angekommen waren. Die Körper der beiden Zauberer waren inzwischen verbrannt, aber ihre Schatten waren geblieben.
»Sagt Ihr mir einen?« bat Falkenmond.
Erekose biss sich auf die Lippe, ehe er antwortete, dann ruhte sein Blick kurz direkt auf Falkenmonds Augen. »Ich glaube, ich verstehe jetzt, weshalb der Kapitän zögerte, seine Vermutung zu offenbaren, von etwas zu sprechen, dessen er sich nicht absolut sicher sein konnte. Es ist äußerst gefährlich, in dieser Situation Schlüsse zu ziehen. Es könnte schließlich leicht sein, dass ich mich irre.«
»Oh!« rief Falkenmond enttäuscht. »So verratet mir wenigstens, was Ihr vermutet, auch wenn Ihr Euch nicht sicher seid, Erekose.«
»Ich glaube, einer ihrer Namen ist ›Sturmbringer‹«, murmelte der Mann mit dem narbigen Gesicht.
»Jetzt weiß ich, weshalb ich mich vor Elrics Schwert fürchtete«, flüsterte Falkenmond.
Sie erwähnten dieses Thema nicht mehr.
DRITTES
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