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Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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einen Falken halten. Sie schwebte, indem sie ihre Position durch geringe Bewegungen ihrer schwarzen Flügel mit den weißen Spitzen hielt. Sie befand sich ganz in der Nähe der Stadt, die von einer großen grausamen Armee eingenommen worden war.
    Katinka van Bak hatte nicht gelogen, als sie die Armee beschrieb, der sie unterlegen war. Die Unwahrheit hatte sie lediglich gesagt, was den Ort des Kampfes betraf und die Absichten dieser Armee. In gewisser Hinsicht befand sie sich tatsächlich in den Bulgarbergen, denn existierte dieses Land nicht auf mysteriöse Weise in diesem Gebiet?
    Als die Sonne immer tiefer sank, ließ auch die Katze sich langsam herab, bis sie es sich schließlich auf einem Ast nahe dem Wipfel eines der höchsten Bäume bequem machte. Eine sanfte Brise strich durch den Wald. Die Blätter raschelten, und die Bäume wogten leicht, so dass sie vom Standpunkt der Katze wie die grünen Wellen eines Meeres aussahen.
    Jetzt sprang die Katze auf einen tiefer liegenden Ast, und dann auf einen weiteren, ehe sie die Flügel ausbreitete und ein paar Fuß flog, bevor sie wieder festen Halt fand.
    Langsam tauchte sie immer tiefer zu der Stadt hinab, deren Lichter noch weit unter ihr zu sehen waren. Es war nicht das erste Mal, dass Schnurri, denn so nannte ihr menschlicher Freund sie, für Jhary-a-Conel auf Kundschaft ging, dass sie dort Späherdienste leistete, wo er oder seine Freunde es nicht selbst tun konnten.
    Schließlich streckte sich Schnurri auf einem Zweig unmittelbar über der Stadtmitte aus. Virinthorm hatte keine Stadtmauern, denn eine Befestigung war seit langer Zeit nicht mehr nötig gewesen. Alle vornehmeren Häuser waren aus kunstvoll geschnitztem und poliertem Ebenholz errichtet und mit Elfenbein eingelegt, das von den Menschen an der Küste im Süden erstanden worden war. Diese Leute hatten früher einmal Wale gejagt, doch die wenigen Überlebenden wurden nun selbst gejagt. Die anderen Häuser waren aus Hartholz, denn. Stein war in Garathorm eine Seltenheit. Sie alle wirkten freundlich und wohnlich – alle, die vom Feuer verschont geblieben waren, das die Invasoren gelegt hatten.
    Noch tiefer tauchte die Katze herab, bis sie ihre Krallen in das glatte Dach eines hohen Gebäudes stieß und am First entlangkletterte.
    Ein grauenvoller Gestank stieg von dieser Stadt zu ihr empor – der Gestank von Tod und Verwesung. Schnurri fand ihn gleichzeitig unangenehm und interessant, aber sie gestattete ihren Instinkten nicht, seinem Ursprung nachzugehen, um eigene Nachforschungen zu betreiben. Stattdessen breitete sie erneut die Flügel aus, flog von dem Gebäude fort und wieder zurück, ehe sie steil in die Tiefe tauchte und schließlich sanft durch ein offenes Fenster glitt.
    Der ungewöhnliche sechste Sinn hatte die Katze nicht getäuscht. Sie befand sich in einem Schlafzimmer. Kostbare Brokat- und Seidengewänder lagen herum und auch Umhänge aus wertvollsten Federn. Das Bett war nicht gemacht und wirkte, genau wie der Rest des Gemachs, schrecklich unordentlich. Leere Trinkbecher waren überall verstreut, und es war nicht zu übersehen, dass im Lauf der vergangenen Wochen oder Monate viel Wein in diesem Zimmer verschüttet worden war. Auf dem Bett ruhte ein nackter Mann, und an seiner Seite schliefen aneinandergekauert zwei junge Mädchen, deren Leiber unzählige kleinere Verletzungen und Blutergüsse aufwiesen. Beide hatten schwarzes Haar und helle Haut. Das Haar des Mannes war von so grellem Gelb, dass es gefärbt zu sein schien, zumal, da sein Körperhaar nicht vom gleichen Ton war, sondern von einem rötlichen Braun. Sein Körper selbst war ungewöhnlich muskulös und maß gewiss gut sieben Fuß. Der Kopf war groß und lief von den breiten Backenknochen zum Kinn fast spitz zu. Ein barbarischer Schädel war es, aber doch verriet er eine Spur von Schwäche. Etwas an diesem spitzen Kinn und dem grausamen Mund verwischte den Eindruck, dass er gutaussehend war (obwohl zweifellos einige ihn dafür halten mochten), und ließen das Gesicht im Gegenteil merkwürdig abstoßend erscheinen.
    Dieser Mann war Ymryl.
    An einem Band um seinen Hals hing ein silberverziertes Horn aus Bernstein.
    Das war Ymryl mit dem Gelben Horn!
    Dieses Horn war meilenweit zu hören, wenn er hineinblies, um seine Mannen herbeizurufen. Man munkelte, dass der Ton dieses Hornes auch noch anderswo vernommen werden konnte. Ja, man raunte sich zu, dass es in der Hölle zu hören war, wo Ymryl Kumpane hatte.
    Ymryl rührte sich, als

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