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Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)

Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)

Titel: Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Paul Young
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verstreut wurden. Clarence schnappte nach Luft, und da saß sie, schüttelte ihn an den Schultern und kreischte ihm »Ich bin besessen!« ins Gesicht.
    Der Chor war völlig aus dem Konzept geraten. Einige versuchten dennoch tapfer, die dritte Strophe von Oh Happy Day zu singen. Alles war so schnell geschehen, dass die Hälfte der Anwesenden nur etwas gehört, den Vorfall jedoch nicht gesehen hatte, und die meisten von ihnen waren nicht sicher, ob sie Amen rufen oder angesichts des offenkundigen Wirkens des Heiligen Geistes mit den Taschentüchern winken sollten. In den hinteren Reihen fielen einige auf die Knie, weil sie dachten, es fände eine Erweckung statt. Saalordner und ein paar in der Nähe sitzende Gemeindemitglieder stürzten sich hilfsbereit auf das ineinander verknäulte Paar. Einige beteten in Zungen und streckten die Hände aus. Ein großer Tumult entstand.
    Ein junger Grobian presste seine Hand fest auf Maggies Mund, bis sie zu schreien aufhörte, und mit der Hilfe zweier weiterer Männer trennte er sie von Clarence Walker. Beide wurden sofort in den seitlichen Gebetsraum geführt, während der Chorleiter geistesgegenwärtig Chor und Gemeinde das beruhigende Amazing Grace anstimmen ließ.
    Maggie bekam sich schließlich wieder so weit in die Gewalt, dass sie einen Schluck Wasser trinken konnte, während ein paar Frauen ihr die Hand tätschelten und dazu ständig »Gesegnet sei Gott« und »Gelobt sei Jesus« sagten.
    Maggie schämte sich unendlich. Sie hatte die Stimme des Mannes deutlich gehört – zweimal. Aber das spielte keine Rolle. Am liebsten wäre sie unverzüglich zu ihren fernen Verwandten nach Texas zurückgekehrt, um sich dort vor aller Welt zu verstecken und in Vergessenheit zu sterben.
    Tony war erschrocken darüber, was er ausgelöst hatte, doch andererseits machte ihm der unerwartete Gang der Ereignisse großen Spaß. Hinter der geschlossenen Tür konnte er zwar noch die anrührenden Klänge von Amazing Grace hören. Aber zum ersten Mal war er bereit, in der Kirche in laute Beifallsrufe auszubrechen. Der zweite Adrenalinstoß, der Maggie durchzuckt hatte, vibrierte noch feurig in Tony nach. »Wenn Kirche so viel Spaß macht«, dachte er, »werde ich von nun an öfter hingehen.«
    Als Kirchenvorsteher Clarence sich wieder gesammelt hatte, setzte er sich vor Maggie und nahm ihre Hände. Sie war unfähig, ihm ins Gesicht zu sehen. Sie kannten sich nun schon eine ganze Zeit, und dieses Verhalten passte in keiner Weise zu der Frau, für die er eine nicht zu leugnende, wenn auch platonische und reservierte Zuneigung hegte.
    »Maggie …« Er hielt inne. Was er sagen wollte, war: »Maggie, was um alles in der Welt ist denn in Sie gefahren?« Aber er sprach leise und väterlich. »Maggie«, begann er wieder. »Können Sie mir, uns, bitte erklären, was geschehen ist?«
    Maggie wäre am liebsten im Erdboden versunken. Sie hatte einmal gehofft, dass sich zwischen ihr und diesem Mann mehr entwickeln könnte, aber nun hatte sie das völlig ruiniert, indem sie ihn vor Gott und der ganzen Gemeinde auf den Teppichboden geworfen hatte. Sie holte tief Luft, und mit schamvoll gesenktem Blick berichtete sie, dass sie auf der Toilette gewesen war und dort die Stimme eines Mannes gehört hatte. Die Ordner hätten nachgeschaut, aber niemanden gefunden, und einer von ihnen hätte gesagt, vielleicht hätte Gott zu ihr gesprochen … dieser letzte Satz war eine Option, von der sie hoffte, Clarence würde sie akzeptieren, aber er ging nicht darauf ein. Es wäre ohnehin eine Lüge gewesen, was im Moment bestimmt nicht die beste Idee zu sein schien. Also fuhr sie fort und erzählte, wie sie nach der ergebnislosen Durchsuchung noch einmal zurück zur Toilette gegangen war und die Stimme wieder zu ihr gesprochen hatte.
    »Clarence … ich meine, Kirchenvorsteher Walker, es muss ein Dämon gewesen sein.« Jetzt wagte sie es endlich, ihn anzuschauen, flehte ihn mit den Augen an, dass er ihr glauben möge oder wenigstens eine plausible Erklärung für das Geschehen hatte. »Oder was denn sonst …?«
    »Schsch, beruhigen Sie sich, Maggie.« Er sprach sie immer noch mit dem Vornamen an. Das war immerhin schon etwas. »Was hat diese Stimme denn zu Ihnen gesagt?«
    Maggie versuchte, sich zu erinnern. Sie war nicht sicher. »Ich glaube, er sagte: ›Christus ist draußen. Stopp, Maggie!‹ Daran erinnere ich mich, aber es ging alles so schnell.«
    Clarence schaute sie an und wünschte, ihm wäre etwas Hilfreiches

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