Der weibliche Weg Gottes
habe, kein Hirngespinst, nicht nur das Ergebnis einer meditativen Reise, mit viel Sonne und Anstrengung, aber auch möglich durch viele Stunden Meditation.
Mit der Zeit wird mir klar, auf welchem Camino ich mich jetzt befinde. Die Vergangenheit ist noch nicht abgeschlossen, wenn es um Spiritualität und Religion geht, um die Wurzeln meines Glaubenssystems. So einfach gelingt der Wechsel in die Gegenwart nicht.
In der Familie und bei meinen Freunden stoße ich auf Unverständnis, wenn ich zaghaft über das spreche, was ich mit Maria erlebt habe. Buddhismus, New Age, Schamanen, Tarot, Pendel, alles noch irgendwie verständlich, wenn auch mit einigen Mühen. Aber Maria aus dem Christentum...?! Wen interessiert denn das? Damit ist immer noch das Bild der frömmelnden, weltfremden Leute verbunden, die, weil sie Frieden im Seelenheil suchen, ein paar Rosenkränze zu Maria beten. So gehe ich diesen Weg zunächst für mich allein und nehme den Faden dort auf, wo ich ihn abgelegt habe.
Wer ist sie, wer ist diese Maria? Wie kann ich so sicher sein, dass Maria die weibliche Seite Gottes ist? Was kann man heute noch Neues über Maria erfahren? Das ist doch alles schon bekannt. Ist Maria nicht eher der alte, zerbeulte Hut auf dem Kopf Ewiggestriger? Darauf habe ich auch keine Antworten. Was liegt näher, als auf Spurensuche zu gehen, und Spuren beginnen beim Anfang, an der Quelle. Also suche ich zunächst in der Bibel nach Maria und stoße auf eine spannende Beziehungsgeschichte.
Die früheste und somit vermutlich authentischste Nennung von Maria erfolgt bei Paulus, der im Brief an die Galater (4.4) mit ca. 57-jähriger Verzögerung, schon einige Jahre nach Marias Tod, schreibt: ...sandte Gott seinen Sohn, geboren von einem Weibe... Gott sendet seinen Sohn. Maria bringt ihn zur Welt. Kein Wort von ihrer Jungfernschaft, kein Wort, dass sie die Mutter Gottes ist. Eine junge Frau bekommt ein Kind.
Bei Matthäus wird Maria schwanger vom Heiligen Geist (Matt. 1.18), was dem von Paulus Geschriebenen nicht widerspricht. Aber nur bei Matthäus und Lukas ist sie noch Jungfrau. Besser gesagt, in den Texten, die wir ihnen zuschreiben, und den Übersetzungen, die vorliegen.
Das Besondere an dieser jungen Frau ist, mit welchem Vertrauen in ihren Gott sie sich, als noch nicht verheiratete Frau, auf die Schwangerschaft einlässt. Wie mutig sie ihr Schicksal annimmt. Mit welcher Leichtigkeit der Jugend sie Altes loslässt und zu neuen Ufern aufbricht. Wenn es so etwas wie einen göttlichen Plan gibt, dann ist Gott auf eine Frau wie Maria angewiesen: eine, die ihn liebt und sich ohne Wenn und Aber auf seine Zukunftspläne einlassen kann. Eine, die begeistert davon ist, seine Sache zu ihrer zu machen. Eine, die sich erhöht fühlt, wenn sie hilft, seinen Plan zu erfüllt.
Als der Engel der Verkündigung zu ihr kommt, stimmt sie der Schwangerschaft zu; aus der Position der abhängigen Magd heraus unterwirft sie sich Gottes Plan. Andererseits, hätte sie nein sagen können, wo doch ihr Sohn König sein wird, auf einem Thron? Wohl kaum. Die Rede des Engels ließ auch keinen Widerspruch zu — Maria war ja noch ein Kind und diese hatten zu gehorchen. Welches Mädchen in ihrem Alter hätte nicht mit Freuden den versprochenen Messias zur Welt gebracht. Die Frage — warum gerade Maria? — reizt natürlich. Aber dazu müssten wir die Alternativen kennen, um eine Aussage machen zu können. Die Ereignisse der nächsten Jahre zeigen aber, dass Gott eine gute Wahl getroffen hat.
In ihrer Aufregung und Freude läuft Maria zu Elisabeth, die gerade schwanger ist mit Johannes, und verkündet ihre Freude im Magnifikat. Diese Stelle, mit der vorher beschriebenen Verkündigung durch den Engel, ist mit Abstand die längste und aussagestärkste Stelle.
Meine Seele erhebet den Herren... und den preist sie auch in aller Ausführlichkeit und Liebe... denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen ... indem sie sich klein zeigt und voller Demut, weiß sie, dass sie von nun an eine besondere Stellung haben wird... von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder... (Luk 1.46)
Damit wird sie Recht behalten. Wenn ihr auch diese Passage von einigen Kritikern als Stolz ausgelegt wird, und der steht einer demutsvollen Magd, bisher ohne jeden himmlischen Verdienst, nicht zu. Ihre Stellung wird mit den Jahrhunderten wachsen. Sie wird groß und bedeutend sein, mehr als jede andere Frau. Von nun an hat sie die höchste Stellung, die Frauen im
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