Der weibliche Weg Gottes
Jungfrau, nicht länger nur Mutter. Eine Frau voller Weisheit und Weiblichkeit, alterslos, immerwährend. Ein Fixpunkt für alle, die Rat brauchen, Hilfe, Unterstützung. Die um ihre Stärke wissen und sich gleichzeitig schwach fühlen. Die den Mut haben, sich einer starken Frau zu nähern, weil sie fühlen, dass sie diese weiblichen Kräfte auch in sich haben: Gefühle, Intuitionen, Einlassen, Führsorge. Damit spricht die Darstellung der Himmelskönigin Männer und Frauen gleichermaßen an, weil der Mensch, will er ganz werden, beiden Teilen in sich Raum geben muss.
Zum Bild Marias als Himmelskönigin gehört auch ihr geheimnisvolles, unerwähntes Ausscheiden aus dieser Welt. Nichts über ihre letzten Lebensjahre in diesem Leib, nichts über ihren Tod, keine Schilderung eines Martyriums, kein Grab, nichts. Es ist, als sei Maria nie gegangen, als sei sie immer noch hier.
Wer die Himmelskönigin so sieht, schön und stark in ihrer Weiblichkeit, sieht eine Frau, die göttlich ist — das Symbol für das Weibliche in Gott. Damit erfüllt sie ihre Aufgabe, sie weist uns zu Gott und erinnert uns an die Vollkommenheit Gottes. Wenn wir zu Maria beten, beten wir auch zu IHR, wenn wir Maria anschauen, sehen wir IHR Gesicht.
Alles fügt sich in diesem Augenblick und ich verstehe, was mich diesen Weg hat gehen lassen. Ich konnte es nicht benennen, nun ist alles klar vor mir. In einer finsteren Zeit im Leben sind wir auf der Suche nach einem Licht, das uns den Weg zeigt, an dem wir uns ausrichten können. Dieses Licht kann außen sein; Menschen sind bei uns, begleiten uns, unterstützen uns. Es tut gut, Freunde und Familie zu haben, ein intaktes soziales Netz, eine Gemeinschaft, Halt, wenn alles um uns zerbricht.
Und doch ist dieses Licht, das von außen kommt, nicht wirklich jenes, das wir suchen. Dieses Außen ist auch eine Abhängigkeit von anderen, dass sie da sind, wenn wir sie brauchen. Uns stärken, nicht mit Kritik überhäufen, sich so verhalten, dass es uns gut tut.
Irgendwann stellen wir fest, dass etwas fehlt. Die Leere bleibt, der innere Hunger bleibt. Je mehr Kontakte wir haben, je größer der Kreis von Menschen, die uns nahe stehen, je aufwändiger unser Leben ist, desto weiter entfernen wir uns von unserem Inneren. Es ist wie eine Mauer, die wir selbst aufgebaut haben, um uns zu schützen, wenn wir Zugang zu unserem Inneren suchen. Dahinter ist das Bild, was wir selbst von uns haben.
Wenn wir uns Stille und Zeit geben, schwindet der Widerstand, kann die Mauer dünner werden, die uns von unserem Inneren trennt. Das Ego stellt sich als ein Konzept heraus, austauschbar und veränderbar — wie das Konzept Beziehung oder Beruf und Berufung oder viele andere Gedankenhüllen, von denen wir glauben, sie seien wichtig im Leben.
Solche Konzepte sind abhängig von der Menge der Erfahrungen, von Zeitgeist und Alter, der Kultur, in der wir leben, und das zeigt, wie beliebig sie sind.
Dann erkennen wir in uns ein Licht. Es brennt ohne Nahrung, ohne Bestätigung durch das Außen. Es ist da, schon seit Anbeginn unseres Lebens, und wartet geduldig darauf, uns zu erleuchten. Dieses Licht begleitet uns durch unsere Leben und ist das Einzige, was Bestand hat, wenn wir dieses Leben verlassen. Dieses Licht ist göttlich.
Wenn wir das Licht in uns selbst erkennen, finden wir die Geborgenheit und Liebe in uns, die uns niemand geben kann, wenn wir sie nicht zuerst in uns spüren. Vor dem Außen steht das Innen, wir können nur finden, was wir schon kennen, vielleicht aus einem anderen Leben oder weil es ein Bewusstsein gibt, das uns mit allem verbindet, was jemals war, ist und sein wird.
Alles, was wir finden, schafft Raum für Neues, öffnet eine Tür. Es war ein langer Weg bis hierher. Gefunden habe ich SIE über meine eigene weibliche Geschichte und ihre Verarbeitung. Immer, wenn ich bereit war, Neues zuzulassen, war SIE da und zeigte sich mir. Erst als ich begann, mir selbst zu vertrauen in dem, was ich wahrnahm, konnte ich dem vertrauen, was SIE mir zeigte, und letztendlich auch Maria vertrauen.
Das weibliche Prinzip im Leben zeigt sich auch in der Vergänglichkeit aller Dinge, im Dunklen, Weichen, Fließenden, in dem, was sich anpassen kann. Die Anstrengung, das Kritische, hartnäckig Suchende auf dem Camino in mir — all das wäre diesen äußeren Weg vermutlich weiter gegangen. Beide Anteile, Yin und Yang, haben sich verbunden. Das Weibliche und Männliche streben zusammen, um sich zu vereinigen im Innen und
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