Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weihnachtswunsch

Der Weihnachtswunsch

Titel: Der Weihnachtswunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
Vom Netzwerk:
Nachdem du also weißt, wie ich über dich denke, tut es dir da noch immer leid?«
    Kier schlug für einen Moment die Augen nieder. »Wenn ich es noch einmal zu tun bekäme, würde ich mich anders verhalten.«
    Carnes nickte. »Nicht schlecht. Ich hätte dir beinahe geglaubt.«
    »Und warum glaubst du mir nicht?«
    »Weil Leoparden ihre Flecken nicht ändern.«
    »Normalerweise nicht.«
    Carnes’ Augen funkelten plötzlich vor Zorn. »Ich weiß nicht, was dich wirklich hergeführt hat, Kier. Vielleicht hattest du ein religiöses Erlebnis. Oder du hast Krebs. Vielleicht hat dir ja sogar das Gewissen geschlagen. Aber ehrlich gesagt ist mir das gleichgültig. Dein ›Tut mir leid‹ dient nur dir selbst. Du vergeudest meine Zeit.«
    Kier stand auf. »Dann tut es mir auch leid, dass ich deine Zeit vergeudet habe.«
    Carnes warf lachend den Kopf zurück. »Setz dich wieder! Ich prügele nur ein bisschen auf dich ein. Ich bin wirklich fasziniert von diesem Besuch.« Er beugte sich vor. »Siehst du die Uhr? Es ist eine Patek Philipe. Sie wird als Millionen-Dollar-Uhr bezeichnet. Gegen sie wirkt eine Rolex wie eine Timex. Weißt du, warum ich dir das erzähle?«
    »Entweder, du glaubst, dass ich mich für Uhren interessiere, oder du willst mich wissen lassen, wie reich du bist.«
    Carnes lachte. »Du hast dir deinen Sinn für Humor bewahrt, oder? Du hast tatsächlich Recht. Ich will, dass du weißt, wie reich ich bin, sodass du die Ironie der Situation vollständig auskosten kannst.«
    »Und die wäre?«
    »Dass ich alles, was du um dich herum siehst, alles, was ich bin, zum Teil dir verdanke.«
    Diese Enthüllung bereitete Kier keine Freude. »Das musst du mir erklären.«
    »Dieses kleine Fiasko mit dir – alles in allem war es wirklich klein – war damals verheerend für mich. Aber es war genau das, was ich gebraucht habe. Du hast mir zwei tiefe Erkenntnisse geschenkt, die alles, was ich seither tue, beeinflussen. Erstens hast du mir beigebracht, niemandem zu trauen. Jeder sorgt nur für sich selbst, darum macht man es am besten ebenso.«
    »Fressen oder gefressen werden«, murmelte Kier, als beschwöre er einen Geist aus der Vergangenheit herauf.
    »So ist es. Zweitens halten sich Gewinner nicht an die Spielregeln der anderen. Im Geschäftsleben gibt es kein ›Man sollte‹ oder ›Man müsste‹ oder auch nur richtig oder falsch; was zählt, ist nur das, womit man durchkommt und womit nicht, mehr nicht. Ein Löwe warnt seine Beute auch nicht, bevor er losschlägt. Er sucht sich auch nicht die stärkste oder schnellste Antilope aus, um die Ungleichheit zu verringern, sondern er jagt und frisst die schwächste. Das ist ein Überlebensinstinkt. Je größer die Diskrepanz, desto schöner das Festessen.
    Ich habe diese Lehre ins Geschäftsleben mitgenommen und bin gut damit gefahren. Ja, ich schreibe sogar ein Buch darüber. Es hat den Titel Jäger oder Gejagter . Toller Titel, nicht? Ich habe bereits einen Verleger gefunden, und mein PR-Mann hat mir gesagt, dass ich in der Morgenshow Good Morning America und in diversen Talkshows auftreten kann.«
    Kier war sprachlos.
    »Oh, und dann ist da noch ein drittes Geschenk, das du mir indirekt gemacht hast. Ich habe damals entschieden, dass ich besser etwas anderes mache, wenn eine Tätigkeit in der Baubranche bedeutet, zwangsläufig mit Leuten wie dir zusammenzuarbeiten. Also hab ich ein paar Sachen ausprobiert – Seminare, Dauerwerbesendungen, Netzwerkmarketing. Schließlich habe ich meine Nische im Internetmarketing gefunden, wo ich exotische Fruchtsäfte für zwei Dollar die Unze verkaufe. Und da bin ich nun, auch durch dich. Ich besitze eine Villa in den Alpen, ein Haus zum Skilaufen in Vail, ein Apartment in Manhattan, einen Bungalow auf Catalina Island und ein von Weingütern umgebenes kleines Sommerhaus im Chianti. Zu meiner Villa in den Alpen gehört eine maßgefertigte Garage für meine siebzehn Autos, zu denen ein Lamborghini, ein 39 Rolls Silver Shadow und ein Bugatti Veyron gehören.« Er hob die Augenbrauen. »Das wäre doch was für dich.«
    »Kostet ein Veyron nicht eine Million Dollar?«
    »Eine Million Euro, und er ist jeden Cent wert. Er fährt bis vierhundertsieben Kilometer, sprich 253 Meilen in der Stunde. Bei Vollgas sind seine Reifen in fünfzehn Minuten hin.«
    »Sehr praktisch«, meinte Kier.
    Carnes lachte. »Ganz was anderes als der Pontiac Firebird, in dem wir damals unsere Runden gedreht haben.«
    Kier nickte. »Ganz was anderes.«
    »Ich besitze

Weitere Kostenlose Bücher