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Der Wein des Frevels

Der Wein des Frevels

Titel: Der Wein des Frevels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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immer noch ins Zimmer. Er schaute auf das Bett. Leer. Seine Geduld war am Ende. Du bist also schon wieder aus meinem Leben verschwunden. Nun, dann bleib diesmal, wo du bist!
    Er schwang die nackten Füße über den Bettrand. Der Boden schoß einen Kältestrahl durch seinen Körper, weckte ihn endgültig, so daß er, nachdem er in eine Robe geschlüpft war, die Haustür fand, ohne sich ein einziges Mal zu verirren. Vorsichtig öffnete er die Tür, als würde sie auf eine möglicherweise besetzte Toilette führen, dann erschauerte er, als er ein furchterregendes, wohlbekanntes Gesicht erblickte.
    Huaca Yon sah derangiert aus. Seine Murmnaht war rissig und saß schief, geronnenes Blut befleckte seine zerschlagene Nase, die gespaltene Lippe, sein linkes Auge war blau und triefte, und die Tränen schienen aus Blut zu bestehen.
    »Großer Gott der Gehirne!« murmelte Francis.
    Der Diskussionsredner schlurfte in die Halle. »Guten Morgen«, flüsterte er und quälte sich mit einem Lächeln ab.
    »Sie sollten ins Hospital gehen.«
    »Nein, dort kann ich mich nicht schützen.«
    »Vor Tez?«
    »Sie ist wahnsinnig geworden.«
    »Ich glaube, sie ist nur ein bißchen überdreht.«
    »Überdreht!« Aus Huacas Mund hörte sich das Wort ziemlich albern an.
    »Ich habe ihr Noctus gegeben. Drei Kubikzentimeter, genausoviel wie den Soldaten.« Francis führte Huaca zum Schlafzimmer.
    »Sie haben ihr – was gegeben?« Das Schweigen bedeutete: Sie haben es ja gehört. »In Iztacs Namen – warum?«
    »Damit sie auf der Nerde überleben kann.«
    »Ich vermute, daß sie mich beim nächstenmal töten wird.« Huaca folgte Francis durch die Tür. Ein großer, weicher Wollsessel besänftigte seine geschundenen Glieder.
    Francis ging hinaus, kam bald darauf mit einem Wasserkessel zurück, ließ kühle kleine Bäche über Huacas Gesicht laufen.
    »Nun, Lostwax? Was steckt hinter dieser Teufelei? Tez? Die Wissenschaft?«
    »Das Problem besteht darin, daß sie sich selbst auch eine Injektion gegeben hat, bevor die Wirkung der ersten verflogen war. Offen gesagt, es überrascht mich, daß sechs cm 3 so starke Reaktionen in einem Menschen auslösen können.«
    »Meine Schwester ist kein x-beliebiger Mensch. Sie ist Tez. Sie ist wie unser Lipoca – eine Pazifistin von Natur aus, nicht nur durch den Umwelteinfluß. Ihr System hat keine Immunitäten aufgebaut. Gott der Gehirne, haben Sie ihr denn nicht gesagt, daß sie infiziert war?«
    »Das hatte ich vor. Aber ich wußte nicht, daß es so dringend war.«
    »Dann sind Sie also der Schuldige. Was für eine Ironie, daß ich mich jetzt ausgerechnet an Sie klammern muß, zumindest bis sie…« Huacas Blick hätte sogar Glühwein zu Eis erstarren lassen. »Wird sie jemals wieder gesund werden, Mr. Noctus-Experte?«
    Francis begann zu schlucken, schaffte es aber nur bis zur Hälfte. »Wenn ich das nur wüßte…« Er fand im Schrank einen schwammigen Leinenstreifen.
    »Offenbar haben Sie es versäumt, sich rechtzeitig über alle Eventualitäten zu informieren, finden Sie nicht auch?«
    »Ich glaube, daß sie wieder gesund wird…« Mit unsicheren Fingern begann er Huacas Gesicht zu bandagieren. »Hat Tez Sie zu Hause überfallen?«
    »Die Sonne war noch nicht aufgegangen. Sie nahm einen Schürhaken – und schrie die ganze Zeit nach Vater.«
    »Wohin ist sie danach gegangen?«
    »Zur Tür hinaus. Gott des Friedens, ich wünschte, ich hätte ihm jeden Tag Blumen gebracht.«
    »Einmal hätte genügt.«
    »Lostwax, in diesem Augenblick sind Sie wohl der letzte in der Galaxis, der das Recht hat, andere Leute zu kritisieren.«
    »Ich will mich nicht mit Ihnen streiten.« Francis wickelte die Bandage spiralenförmig nach unten.
    »Doch, bitte! Streiten Sie mit mir! Das kann ich sehr gut. Aber ich kann niemanden zusammenschlagen. Das muß ich Ihnen und den Leuten überlassen, die Sie vergiftet haben.«
    »Ich wollte das nicht!«
    »Und Sie haben noch immer nicht gesagt, daß Sie mein Leibwächter werden wollen.«
    »Ich habe andere Pläne, Huaca – Nerdenpläne.«
    »Hören Sie, Lostwax, wir kennen uns nicht besonders gut, und wenn es so wäre –, ich habe das Gefühl, daß uns das gar nicht gefallen würde. Aber nach dem Schlamassel, den sie aus der biophotonischen Kunst und Wissenschaft gemacht haben, sind Sie mir einige schuldig.«
    »Sie scheinen mich nicht zu verstehen. Dies ist mein letzter Vormittag in Quetzalia.«
    »Kommt nur näher, liebe Kinder! Kauft euch einen echten, offiziellen

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