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Der Wein des Frevels

Der Wein des Frevels

Titel: Der Wein des Frevels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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eigenes Kind, sagen: >Hört auf mich! Diesmal habe ich einen stichhaltigen Grund gefunden, um Noctus zu trinken. Wenn wir uns dazu durchringen könnten, diese altersgraue Religion zu begraben, ein Raumschiff zu bauen und Injektionsspritzen zu fälschen… da draußen wartet eine ganze gottverdammte Galaxis, die man erobern könnte.<«
    »Übe deine Reden, wenn du das willst, Minnix, aber es ist gewiß nicht die Politik, über die wir verschiedene Meinungen haben – nicht heute. Um die Wahrheit zu sagen, wir hatten Angst, du würdest mit der Überzeugung zurückkommen, Zolmec sei veraltet und habe keine Geltung mehr.«
    Minnix sank auf seinen Sessel und nippte an seinem Tee. »Nein«, antwortete er müde, »Zolmec ist stark. Aber wenn ich noch einmal in den Krieg ziehen müßte – ich weiß nicht, ob ich es könnte…«
    »Wie war es?« fragte Aras langsam und wandte sich vom Fenster ab. Minnix zog den Dampf des Tees in die Nase. »Ich habe mindestens vier ermordet – vielleicht fünf oder sechs – ich habe nicht geschaut, wohin meine Pfeile geflogen sind. Ich sah brüllende Neurovoren zusammenbrechen. Und es genügt nicht, daß sie zu Boden stürzen – man muß sie zum Sterben zwingen… Dafür hatte ich ein Schwert… Das ist viel wirksamer als eine Axt. Vor allem bei Kindern. Wie ein Hund habe ich…« Er lachte, verstummte abrupt. »Du wirst mich am Legendenabend gar nicht daheim haben wollen, Vater.« Jetzt schluchzte er beinahe.
    Aras stürzte zu dem Tisch, schlang beide Arme um seinen Sohn, als müsse er ein Feuermoosbündel festhalten. »Unsinn! Wir Zivilisten haben uns auch schuldig gemacht. Im Tolca-Tempel sind wir alle Soldaten. Ich habe deine Brüder zu Tode geprügelt.« Er ließ Minnix los und ging zum Herd. »Die Frage ist nur – wie fühlst du dich jetzt?«
    »Ich fühle mich – wie ein Mensch. Als wäre ich nie unter Drogen gesetzt worden.«
    »Gut.« Aras goß Tee in eine Keramiktasse. »Kannst du das beweisen?«
    »Als ich nach Hause ritt, verlor mein Lipoca einen Huf. Der Schmied ließ mich warten – nicht nur das, ich bin sicher, daß auch die Rechnung zu hoch war. Trotzdem lud ich ihn in die Taverne auf ein Glas ein.«
    »Gut. Dann ist ja alles beim alten geblieben.«
    »Ja. In sieben Tagen ist Opochenwende.«
    »Du wirst wieder in den Tempel gehen.«
    »Und den Schmied wieder in die Taverne einladen. Ich werde ihn in Bier ertränken, und danach reite ich nach Aca.«
    Aras pfiff in seine Teetasse und trat wieder ans Fenster. »Was ist mit den anderen Soldaten? Ist die Noctus-Wirkung völlig verflogen?«
    »Es gibt keine Anzeichen für das Gegenteil.«
    »Ich frage nur wegen deiner Mutter. Du weiß ja, daß sie so was Ähnliches wie eine Hexe ist. Gestern nacht hatte sie einen bösen Traum. Um es gradheraus zu sagen – sie glaubt, daß es zu weiteren Gewaltakten kommen wird. Minnix – wäre es möglich, daß ein Neurovore dem Massaker entkommen ist?«
    »Ja. Aber wir leben noch immer in einer Festung. Ich war der letzte, der über die Zugbrücke geritten ist. Und danach sah ich, wie sie wieder hochgezogen wurde.«
    »Vielleicht ist es Unsinn – aber versprichst du mir, daß du auf der Straße nach Aca vorsichtig sein wirst?«
    »Ich werde allen Fremden ausweichen, die mir sagen, daß sie mich umbringen wollen.«
    Aras nahm einen großen Schluck Tee. »Es wäre klug, mein Sohn, wenn du auch deiner eigenen Rasse aus dem Weg gehen würdest.«
     
    Vier Leute waren eingetreten. Soviel konnte er feststellen. Die große Frau war vermutlich Vaxcala. Dahinter stand ein zweiter Besucher, in Schatten gehüllt. Das Häufchen Elend im Sessel war offenbar Huaca. Und neben dem Fenster wartete ein dicker Mann.
    Francis bewegte sich. Die Silhouette einer leeren Flasche erhob sich auf dem Fensterbrett. Das graue Pochen in seinem Kopf verriet ihm, wo der Wein vor kurzem gewesen war – und der Druck in seiner Blase sagte ihm, wo er jetzt war. Er zwang sich, einen Arm unter der Decke hervorzuziehen, und betrachtete seinen Mantelärmel. Wenigstens kann ich sie in bekleidetem Zustand begrüßen, dachte er.
    Die fette Gestalt am Fenster fragte: »Hätten Sie was gegen ein bißchen Sonnenschein?«
    Francis erkannte Nazras Erdbebenstimme. »Knipsen Sie ihn an«, sagte er gähnend.
    Der Gouverneur zog die Vorhänge auseinander, und Iztacs grelle Jadestrahlen fielen herein. Später Vormittag, dachte Francis. Ich muß zu Tez gehen. »Ist das dahinten Mool?«
    Vaxcala trat zur Seite. »Ihr Freund ist vor drei

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