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Der Wein des Frevels

Der Wein des Frevels

Titel: Der Wein des Frevels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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Gelächter aus.
    »Ich finde, wir sollten das schon jetzt klären«, fuhr Tez fort. »Dadurch ersparen wir uns eine ganze Menge nervöses Geplänkel.«
    »Gut…« Francis schluckte. Eins mußte man diesen Quetzalianern lassen – sie verstanden sich großartig darauf, zur Sache zu kommen. »Aber…« Er stürzte sich blindlings in das bewußte Wort. »Wenn es zu einer Schwangerschaft kommt?«
    »Ich habe auch Zwergenfuß in unseren Picknickkorb gepackt.«
    »Aber – wenn ich davon unfruchtbar werde…«
    »Francis, wenn wir Ihnen eine abnehmbare Gehirnschale verpassen können, sind wir auch imstande, Ihren Samenvorrat wieder auf zustocken.«
    Mit sinfonischem Lärm drangen orangegelbe Wellen in ihr Gespräch ein. Es war ein wunderbar häßlicher Ozean. Tez steuerte den Wagen nach Süden, wo mehrere Felsblöcke den Strand unterteilten. Bald fanden sie ein Plätzchen, das von einigen Felsen geschützt war, und Tez band den Lipoca an einem Stück Treibholz fest, das wie ein Eistaucher aussah. Sie aßen Käse, Obst und ein empfängnisverhütendes Sandwich, und sie teilten sich eine ganze Flasche Wein. Kein einziges Mal während dieses Picknicks beklagte Francis den absurden Lebensstil von Luta oder die Ungewißheit seines Schicksals. Er war glücklich. Mehrere Kilometer von der Küste entfernt glitt ein Fischerboot über das orangefarbene Sorbet.
    Sie unterhielten sich träge über die quetzalianische Fischindustrie, und dann zog Tez ihre Kleider aus.
    Francis war schockiert, wenn er manche Leute ohne ihre Brille sah. Eine verschwundene Perücke brachte ihn aus der Fassung. Nacktheit überwältigte ihn geradezu.
    Er brauchte Tez’ Hilfe, um seine Robe abzulegen.
    Francis fragte sich, ob er auf Tez ebenso disharmonisch wirkte wie sie auf ihn. Ihr Körper paßte nicht zu ihrem Gesicht – jedenfalls jetzt noch nicht. Vielleicht würde er später dazu passen. Er hatte dieselben Eigenschaften – Unausweichlichkeit, Überzeugungskraft, Formvollendung, als wäre er von einem Bildhauer geschaffen worden. Er hatte kleine, aber auffallende Brüste, einen konkaven Nabel, einen flachen Magen.
    Tez fand Francis’ Nacktheit nicht besonders interessant. Sie hatte sich das alles ganz genauso vorgestellt, wie es in Wirklichkeit war. In Quetzalia wirkte nacktes Fleisch an sich nicht auf automatische Weise erotisch. Nur durch Berührung wurden Penisse durchblutet und frigide Emotionen aufgetaut.
    Und Tez berührte ihn.
    Sex war nicht gerade Francis’ stärkste Seite, aber er tat sein Bestes. Tez kopulierte energisch und geradlinig. Der quetzalianische Pazifismus und die menschliche Passivität waren offenbar zwei verschiedene Dinge.
    Iztac verabschiedete sich und erleuchtete die See. Francis entfachte ein Feuer aus Treibholz, und das war so romantisch, daß es schon wieder lächerlich wirkte. Die berauschenden Ereignisse des Tages taten nun ihre prosaische Wirkung, und er legte sich hin, um ein Schläfchen zu halten.
    Tez verfütterte die Essensreste an Mixtla. Dann legte sie sich zu Francis ans Feuer. Wie zwei neugeborene Hündchen schmiegten sie sich aneinander und schlummerten ein.
    Sterne funkelten bereits am Himmel, als Francis erwachte. Die Schläferin an seiner Seite entzückte ihn. Er berührte den Magen, der sich auf und ab bewegte, die atmenden wogenden Brüste, das üppige Haar.
    Er berührte etwas Wächsernes, Fremdes.
    Langsam strich er die Locken aus Tez’ Stirn. Das Etwas, das er befühlt hatte, wurde nun sichtbar, vom Sternenschein beleuchtet. Ein gelbes Band umgab Tez’ Kopf. Eine Chitzal-Narbe.
    Sollte er sie danach fragen? Nein, es könnte ihr weh tun, über eine Unvollkommenheit zu sprechen. Und doch konnte er es nicht vergessen, konnte das Bedürfnis nicht verdrängen, eine Muschelschale in den Murm zu bohren, die Hirnschale abzunehmen und seine Geliebte in einer Nacktheit zu sehen, die über das Fleischlichehinausging.
    Tez erschauerte, schlug lächelnd die Augen auf. »Hallo«, sagte sie heiser.
    Francis kniete über ihr wie ein Zauberer, der eine Levitation vornahm. »Wie sagt man auf deinem Planeten einem Menschen, daß man ihn liebt?«
    »Das ist sehr kompliziert. Man sagt: Ich liebe dich. Und dann wartet man ab, was passieren wird.«
    »Ich liebe dich, Dr. Tez Yon.« Ihre geschickte Chirurgenhand erhob sich aus dem Irgendwo des Nichts. Fingerspitzen rannen wie Regentropfen über Francis’ Gesicht. »Und du? Liebst du mich?«
    Das Ja, das ihr über die Lippen kam, verwirrte Tez selbst nicht weniger als

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