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Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Aldermann gemacht?», fragte Harald. «Der König der Frösche? Der Gebieter über die Aale? Wenn Alfred
     seine Macht verloren hat, so ist Eure gemeinsam mit ihr verloren.»
    Odda war sichtlich überrascht von Haralds herausfordernder Haltung, vielleicht auch verunsichert, doch Verärgerung zeigte
     er nicht. Er lächelte einfach unverwandt weiter: «Ich glaube», sagte er, «Ihr habt nicht so recht verstanden, was in Defnascir
     vor sich geht.»
    «Dann erklärt es mir», erwiderte Harald.
    «Das werde ich», sagte Odda, «aber bei Bier und etwas zu essen.» Er schaute zum Himmel empor. Es hatten sich wieder Wolken
     vor die Sonne geschoben, und ein kühler Wind wehte durch die Straße. «Und wir sollten unter einem Dach reden», schlug er vor,
     «bevor es wieder anfängt zu regnen.»
    Zuerst wurden noch einige Übereinkünfte getroffen, was aber nicht viel Zeit in Anspruch nahm. Es wurde verabredet, dass sich
     die dänischen Reiter an den östlichen Rand der Stadt und Haralds Männer sich in die Festung zurückziehen sollten. Beide Seiten
     durften zehn Männer mit in den Palas bringen. Alle Waffen mussten vor dem Eingang abgelegt werden, wo sie von sechs Dänen
     und ebenso vielen Sachsen bewacht werden sollten.
    |381| Haralds Bedienstete brachten Bier, Brot und Käse. Fleisch gab es keines, denn es war Fastenzeit. Zu beiden Seiten der Feuerstelle
     wurden Bänke aufgestellt. Svein kam auf unsere Seite des Feuers, während die Bänke gebracht wurden, und geruhte endlich, mich
     zur Kenntnis zu nehmen. «Ist es wahr, dass du es warst, der die Schiffe in Brand gesetzt hat?»
    «Einschließlich deines.»
    «Das
Weiße Pferd
zu bauen hat ein Jahr und einen Tag gedauert», sagte er, «und das Holz stammte von Bäumen, an denen wir Opfergaben für Odin
     aufgehängt hatten. Es war ein gutes Schiff.»
    «Und jetzt ist es ein Haufen Asche am Strand», erwiderte ich.
    «Das werde ich dir eines Tages heimzahlen», sagte er, und obwohl er ruhig und gelassen sprach, lagen in seiner Stimme alle
     vorstellbaren Schrecken. «Und du hast dich geirrt», fügte er hinzu.
    «Geirrt? War es ein Irrtum, deine Schiffe zu verbrennen?»
    «Es gab keinen Altar aus Gold in Cynuit.»
    «Wo du die Mönche verbrannt hast.»
    «Bei lebendigem Leib», bestätigte er. «Und ich habe meine Hände an den Flammen gewärmt.» Er grinste bei der Erinnerung. «Wir
     könnten uns wieder zusammentun», schlug er vor. «Ich würde dir verzeihen, dass du mein Schiff verbrannt hast. Wir beide, du
     und ich, könnten wieder Seite an Seite kämpfen. Ich brauche gute Männer und zahle gut.»
    «Ich habe mich Alfred verpflichtet.»
    «Ach», nickte er. «So sei es. Feinde.» Er kehrte auf die Seite von Odda zurück.
    «Wünscht Ihr Euren Vater zu sehen, bevor wir unser Gespräch |382| aufnehmen?», fragte Harald den jungen Aldermann und deutete auf die Tür am Ende des langen Raumes.
    «Ich spreche mit ihm, wenn unsere Freundschaft wiederhergestellt ist. Ihr und ich, wir müssen wieder Freunde werden.» Er hatte
     diesen Satz mit erhobener Stimme ausgesprochen, und darauf nahmen seine Männer auf den Bänken Platz. «Ihr habt den Fyrd einberufen,
     weil Uhtred den Befehl Alfreds dazu überbracht hat.»
    «So ist es.»
    «Dann habt Ihr richtig gehandelt», sagte Odda. «Und das ist lobenswert.» Svein lauschte der Übersetzung, die ihm einer seiner
     Männer ins Ohr flüsterte, und starrte uns ausdruckslos an. «Jetzt bitte ich Euch, noch einmal das Richtige zu tun und den
     Fyrd nach Hause zu entlassen.»
    «Der König befiehlt etwas anderes», sagte Harald.
    «Welcher König?», fragte Odda.
    «Alfred, welcher sonst?»
    «Es gibt noch andere Könige in Wessex», sagte Odda. «Guthrum, der König von Ostanglien, ist derzeit in Wessex. Und nicht wenige
     glauben, dass Æthelwold noch vor Sommeranfang zum König gekrönt wird.»
    «Æthelwold?», fragte Harald.
    «Habt Ihr davon nicht gehört? Wulfhere von Wiltunscir steht jetzt auf Guthrums Seite, und beide stimmen darin überein, dass
     Æthelwold König von Wessex werden soll. Ist er nicht der Sohn unseres letzten Königs? Gebührt ihm da nicht die Nachfolge?»
    Harald warf mir einen unsicheren Blick zu. Er hatte noch nicht gewusst, dass Wulfhere zum Feind übergelaufen war, und schien
     nicht glauben zu können, was er da hörte. Ich nickte. «Wulfhere hat sich Guthrum angeschlossen», sagte ich.
    «Æthelwold, Æthelreds Sohn, wird König in Wessex», |383| sagte Odda. «Er kann über Tausende von

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