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Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Schwertern befehlen. Auch Ælfric von Kent kämpft auf Seiten der Dänen. Sie stehen in
     Lundene, auf Sceapig und vor den Mauern von Contwaraburg. Ganz Nordwessex ist in dänischer Hand. Und hier in Defnascir sind
     sie auch. Wovon, frage ich Euch, soll Alfred König sein?»
    «Von Wessex», antwortete ich.
    Odda beachtete mich nicht, sein Blick blieb auf Harald gerichtet.
    «Wir haben Alfred Treue geschworen», sagte Harald störrisch.
    «Auch mir habt Ihr Treue geschworen», erinnerte ihn Odda. Er seufzte. «Weiß Gott, Harald, niemand war Alfred treuer ergeben
     als ich. Doch er hat uns verraten. Die Dänen sind gekommen, und wo ist Alfred? Er hat sich verkrochen! In wenigen Wochen werden
     die dänischen Heere einmarschieren. Aus Mercien, aus Lundene, aus Kent. Ihre Flotten werden vor unseren Küsten aufkreuzen.
     Was gedenkt Ihr dann zu tun?»
    Harald wand sich unbehaglich. «Was werdet Ihr tun?», gab er zurück.
    Odda gab Svein ein Zeichen, der, nachdem ihm die Frage übersetzt worden war, zum ersten Mal das Wort ergriff. Ich übersetzte
     für Harald. Wessex sei dem Untergang geweiht, sagte Svein mit seiner rauen Stimme. Im Sommer werde es von Dänen überrannt,
     von Neuankömmlingen aus dem Norden, und von den Sachsen würden nur diejenigen verschont bleiben, die den Dänen jetzt Unterstützung
     boten. Wer aber Widerstand leiste, sagte Svein, würde sterben, und aus ihren Frauen würden Huren und aus ihren Kindern Sklaven,
     und ihr Besitz wäre verloren und ihre Namen würden vergessen wie der Rauch eines erloschenen Feuers.
    |384| «Und Æthelwold wird König?», fragte ich verächtlich. «Glaubst du wirklich, wir würden uns vor einem betrunkenen Hurenbock
     verbeugen?»
    Odda schüttelte den Kopf. «Die Dänen sind großzügig», sagte er und schlug seinen Mantel zurück. Ich sah, dass er sechs goldene
     Reifen trug. «Wer sie unterstützt, wird mit Landbesitz, Vermögen und Ehren belohnt.»
    «Und Æthelwold wird König?», fragte ich erneut.
    Odda gab Svein ein Zeichen. Der große Däne schien gelangweilt, bequemte sich aber zu sprechen. «Die Sachsen sollten von einem
     Sachsen regiert werden, und darum werden wir hier einen König einsetzen.»
    Die Dänen hatten auch in Northumbrien und Mercien Sachsen als Könige eingesetzt, und alle waren jämmerliche Schwächlinge an
     der Leine der Besatzer gewesen. Ich kochte vor Wut. Und plötzlich verstand ich, was Svein meinte, und lachte laut auf. «Er
     hat Euch den Thron versprochen!», sagte ich anklagend zu Odda.
    «Dümmer als Ihr klingt nicht mal ein Schweinefurz», blaffte er zurück, doch ich wusste, dass ich recht hatte. Æthelwold war
     Guthrums Mann für den Königsthron von Wessex, doch Svein, wie immer uneins mit Guthrum, zog einen anderen Anwärter vor, nämlich
     Odda.»
    «König Odda», höhnte ich und spuckte ins Feuer.
    Dafür hätte mich Odda umgebracht, doch weil Waffenruhe vereinbart war, musste er meine Beleidigung hinnehmen. «Ihr habt die
     Wahl», sagte er zu Harald. «Ihr könnt am Leben bleiben, oder Ihr könnt sterben.»
    Harald schwieg. Die Nachricht von Wulfhere hatte ihn entsetzt. Wenn der mächtigste Aldermann in Wessex Alfred verloren gab,
     warum sollte dann er, Harald, seinem gescheiterten König noch die Treue halten? Ich spürte, |385| wie der Landvogt mit sich rang. Seine Ehre gebot ihm, sich zu Alfred zu erklären, doch Odda hatte behauptet, dass auf diese
     Wahl unweigerlich der Tod folgte. «Ich   …», begann Harald und schwieg dann wieder. Er konnte nicht sagen, was er dachte, weil er selber nicht wusste, was er denken
     sollte.
    «Der Fyrd ist auf Geheiß des Königs einberufen», sprach ich statt seiner. «Und der König befiehlt, die Dänen aus Defnascir
     zu verjagen.»
    Als Antwort spuckte Odda ins Feuer.
    «Svein ist besiegt worden», sagte ich. «Seine Schiffe sind verbrannt. Und was macht Ihr? Ihr nehmt den geprügelten Hund bei
     Euch auf und päppelt ihn hoch.» Als ihm meine Worte übersetzt worden waren, warf mir Svein einen Blick zu, der brannte wie
     ein Peitschenhieb. «Svein», fuhr ich fort, als wäre er gar nicht da, «muss verjagt werden.»
    «Ihr habt hier nichts zu bestimmen», sagte Odda.
    «Alfred hat mich bevollmächtigt, Euch zu befehlen, Svein aus Eurer Grafschaft zu vertreiben.»
    «Alfreds Befehle sind nichts mehr wert», erwiderte Odda, «Ihr quakt so sinnlos wie ein Sumpffrosch.» Er wandte sich an Steapa.
     «Hast du nicht noch eine Rechnung mit Uhtred zu begleichen?»
    Es

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