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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Süden reiten und Gisela allein mit Pepe zurücklassen müssen, und das gerade in der Zeit, in der seine Frau gebären sollte. Daher erschien es ihm doppelt wichtig, jemanden einzustellen, der ihr im Haus helfen konnte. Noch während er darüber nachdachte, klang Pepes erschrockener Ruf auf.
    »Señor, sehen Sie doch!« Der Knecht zeigte zitternd durch das Fenster.
    Walther sprang auf und blickte hinaus. Keine hundert Schritt von der Hütte entfernt war ein Reiter zu sehen. Es war der Komantsche Po’ha-bet’chy. Dieser sah herüber und schien zu merken, dass er beobachtet wurde, denn er hob die Hand.
    Angesichts der Schauergeschichten, die Walther von Diego Jemelin über diesen Stamm gehört hatte, beschloss er, vorsichtig zu sein. Daher nahm er seine Büchse auf, machte sie schussfertig und trat zur Tür.
    »Du schließt hinter mir zu und nimmst die Pistole, Pepe«, wies er den Knecht an.
    Der aber wich kopfschüttelnd zurück. »Nicht hinausgehen, Señor! Komantschen sind böse Indios. Sicher sind noch andere in der Nähe, um Sie umzubringen, mich umzubringen und die Señora umzubringen.«
    »Hier wird niemand umgebracht«, antwortete Walther.
    Hinter ihm nahm Gisela die Pistole und spannte sie. »Bleib im Haus. Hier können wir uns verteidigen«, bat sie dabei.
    »Dann bringt uns zwar kein Indianer um, aber die eigene Angst!« Mit diesen Worten öffnete Walther die Tür und trat hinaus.
    Hinter ihm schloss Pepe sofort zu und schob den Riegel vor. Dann befand er, dass die himmlischen Mächte sie besser schützen konnten als der eigene Mut, und fing an zu beten. Unwillkürlich fiel Gisela mit ein.
    Unterdessen ging Walther auf Po’ha-bet’chy zu und hielt die Büchse so, dass sie nicht direkt auf den Komantschen zeigte, er aber sofort schießen konnte.
    Der Komantsche und sein Pferd wirkten wie ein Standbild. Nur der Wind, der mit den Haaren des Mannes sowie in der Mähne und den Schweifhaaren des Pferdes spielte, ließ erkennen, dass es sich um lebende Wesen handelte.
    »Ich grüße dich, Po’ha-bet’chy«, begann Walther.
    Der Komantsche nickte. »Du kein Mann aus dem Norden. Die zittern vor Furcht, wenn sehen Nemene.«
    Zwar zitterte Walther nicht, aber er war trotzdem besorgt. »Was führt dich hierher, Häuptling?«
    »Ich fragen, ob du wollen handeln mit Nemene. Du geben Decken, Messer, Salz, Glasperlen für Frauen und andere Dinge und bekommen Pferde, getrocknetes Büffelfleisch, Büffelfell und Leder für Kleidung.«
    Es war Po’ha-bet’chy ernst damit, durchfuhr es Walther. Auch wenn die Komantschen bei ihren Überfällen auf mexikanische Dörfer und nordamerikanische Siedlungen Beute machten, so mussten sie doch vieles von dem, was sie brauchten, durch Handel erwerben. Er überlegte, ob er sich daran beteiligen sollte. Lohnen würde es sich gewiss. Doch war es das wert, dafür Dinge entgegenzunehmen, für die vielleicht Menschen gestorben waren? Walther schwankte, sagte sich dann aber, dass er, wenn er mit den Komantschen Geschäfte machte, wahrscheinlich vor deren Überfällen sicher war. Daher nickte er.
    »Ich werde dir und deinem Stamm die Sachen verkaufen, die ich entbehren kann. Allerdings muss ich dafür nach San Felipe reiten, um alles zu besorgen. Ich würde jedoch meine Frau und meine Knechte ungern allein hier zurücklassen.«
    »Du können reiten. Da ›Medizinträger‹ über deine Leute wachen werden, werden Karankawa sich nicht trauen hierher. Sie zu viel Angst vor Nemene haben!«
    »Dann machen wir es so!« Walther spürte, dass er dem Komantschen vertrauen konnte. Am liebsten hätte er ihm die Hand gegeben. Da er aber nicht wusste, ob es bei den Indianern Sitte war, begnügte er sich damit, die Rechte so zu heben, wie Po’ha-bet’chy oder ›Medizinträger‹, wie sein Name auf Deutsch hieß, es eben tat.

9.
    R osita Jemelin war selbst mitgekommen, um Gisela beizustehen. Einesteils war Walther froh um ihr Erscheinen, weil seine Frau endlich Hilfe bekommen hatte. Zum anderen aber wurde er das Opfer von Rositas Kochkünsten. Als er sie bat, etwas weniger Chili zu nehmen, sah sie ihn nur erstaunt an.
    »Chili ist gut! Er vertreibt alle schlechten Säfte aus dem Körper!«
    Zwar hätte Walther lieber mehr schlechte Säfte im Körper als Chili im Essen gehabt, doch in der Hinsicht war mit Rosita nicht zu reden. Die Mexikanerin fühlte sich sogar noch bestätigt, denn Pepe lobte ihr Essen, und Gisela war zu höflich, um sich über dessen Schärfe zu beschweren.
    Die Arbeiten auf der

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