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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Patrick arg keuchten und ihre brennenden Gaumen mit einigen Gläsern Tequila löschen mussten.
    Da Walther übersetzte, wurde es ein angenehmes Gespräch, das sich um das zu besiedelnde Land drehte und um die Früchte, die darauf am besten wuchsen. Politische Themen wurden nicht angeschnitten, und so verabschiedete Walther sich am nächsten Tag in aller Freundschaft von Jemelin. Auch wenn dieser treu zu Gamuzana stand, so teilten sie beide doch denselben Wunsch: Sie wollten in diesem Land als freie Menschen leben.

5.
    D as nächste Ziel war Walthers Farm. Während sich die Wagen seinem Land näherten, wurde die Sehnsucht, Gisela und den kleinen Josef wiederzusehen, so stark, dass er es kaum noch bei seinen Schützlingen aushielt, die für sein Gefühl langsamer als eine Schnecke über das Land zogen.
    Drei Meilen vor der Farm trafen sie auf Quique.
    »Buenos días«,
rief Walther ihm zu. »Wie steht es bei uns?«
    »Wie anders als gut?«, gab der junge Bursche zurück und sprang aus dem Sattel. »Es ist schön, Sie wiederzusehen, Señor! Offenbar haben Sie diese Leute gut hierhergebracht.«
    »Was gibt es Neues?«, fragte Walther und meinte damit natürlich seine Frau und seinen Sohn.
    Der junge Vaquero bezog die Frage jedoch auf die kleine Herde und berichtete freudestrahlend, dass sich der Viehbestand um ein weiteres Kalb sowie drei eingefangene Kühe vergrößert habe.
    »Die sind einfach zu unseren Tieren gestoßen und bei ihnen geblieben. Julio meint, sie könnten einem der wilden amerikanischen Siedler gehört haben, die weiter im Norden leben sollen. Wahrscheinlich haben Indios den Mann und seine Familie umgebracht und einige Tiere geschlachtet. Die anderen müssen davongelaufen sein und waren so klug, zu uns zu kommen.«
    So ganz vermochte Walther die Begeisterung des Vaqueros nicht teilen. Die Tiere konnten genauso gut entlaufen sein, oder es gab Verwandte der Familie, der sie gehört hatten. »Haben die Kühe ein Brandzeichen?«
    Quique schüttelte den Kopf. »Haben sie nicht, Señor. Sie sehen eben aus, wie Kühe der Americanos aussehen. Wir können sie gut gebrauchen.«
    »Gebt auf jeden Fall acht! Wenn der Besitzer den Tieren folgt, könnte er euch für Viehdiebe halten. In dem Fall kommt ihr sofort zu mir.«
    »
Si,
Señor«, antwortete Quique und dachte, dass sein Herr sich zu viele Sorgen machte. Eine Kuh ohne Brandzeichen konnte schlecht zurückgefordert werden. Dies brachte ihn auf eine andere Idee.
    »Señor, wir sollten unseren eigenen Rindern Brandzeichen aufdrücken, damit alle wissen, dass sie uns gehören. Julio kann das übernehmen, denn er kennt sich mit Feuer und Eisen aus.«
    »Ist das notwendig?«
    »
Si,
sehr notwendig!«, bestätigte der Junge. »Wenn die Kühe sich dann verlaufen, weiß jeder, dass sie uns gehören.«
    »Wenn sie sich verlaufen, habt ihr schlecht aufgepasst.« Walther lachte leise und trieb sein Pferd an, um so schnell wie möglich zu Gisela zu kommen.
    Quique sah ihm nach und fand, dass er Walthers Reaktion als Zustimmung ansehen konnte. Daher gönnte er dem Wagenzug nur einen kurzen Blick und galoppierte zu der kleinen Herde zurück.
    Unterdessen hatte Walther die Farm fast erreicht, riss den Hut vom Kopf und schwenkte ihn. »Gisela! Ich bin wieder da«, rief er, so laut er konnte.
    Als Ersten sah er Pepe, der aus dem Schuppen kam und ihn mit offenem Mund anstarrte. »Señor! Gott sei Dank sind Sie zurück.«
    »Gab es Probleme?«, fragte Walther besorgt.
    Der Peon nickte eifrig. »
Si,
Señor! Böse Indios waren hier und hätten uns beinahe alle umgebracht.«
    »Gisela!«, stieß Walther aus und hörte gleich darauf die Stimme seiner Frau.
    »Mir ist nichts passiert und den anderen auch nicht. Es waren nur drei Indios, und die haben sich davongemacht, als Nizhoni zornig wurde. Du hättest sie sehen sollen! Ich hatte zwar auch keine Angst, glaubte aber, ich müsste auf die Indios schießen. Dabei war das gar nicht nötig. Außerdem war es nicht der einzige indianische Besuch. Po’ha-bet’chy hat deinen Hengst zurückgebracht, und er war so höflich wie ein aufmerksamer Nachbar. Dabei ist Pepe bei seinem Besuch fast gestorben!«
    Gisela lachte bei dem Gedanken, wartete, bis Walther abgestiegen war, und schloss ihn in die Arme. »Ich bin trotzdem froh, dass du wieder hier bist.«
    »Wie geht es Josef?«
    »Der ist quicklebendig. Nizhoni sorgt für ihn wie eine Glucke für ihre Küchlein. Ich bin ihr so dankbar! Du hast hoffentlich ein kleines Geschenk für sie

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