Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
wie William Travis und Sam Houston das Sagen, die unverhohlen den Anschluss von Tejas an die Vereinigten Staaten fordern.«
    »Wir werden diesen Travis und seine Kumpane schon bald vor ein Erschießungskommando stellen, und dann sind wir sie los!« Velasquez lächelte überlegen, denn er wusste sich in der Gunst des neuen Präsidenten. Dann aber erinnerte er sich, dass Hernando de Gamuzanas Bruder Ramón dessen Adjutant war, und schlug einen versöhnlicheren Kurs ein.
    »Don Hernando, Generalissimus Antonio López de Santa Ana wird Mexiko verändern. Er hat bereits Spanien besiegt und wird auch die Rebellionen im Süden niederschlagen …«
    »Die ausgebrochen sind, weil die Leute dort unsere Verfassung verteidigt haben«, fiel Gamuzana ihm ins Wort.
    »Die Verfassung ist nur ein Stück Papier, mit dem man genauso gut einen Ofen anzünden kann!«, gab der Hauptmann zurück.
    »Sie und vielleicht auch General Santa Ana mögen dies so sehen. Ich hingegen werde alles tun, um den Frieden in Tejas zu bewahren. Aus diesem Grund werden Sie dieses Gebiet hier verlassen und sich nach San Antonio de Bexár oder noch besser nach Coahuila zurückziehen. Ich werde General Santa Ana schreiben, dass er um Gottes willen nicht in das Feuer bläst, das ein paar Narren entzünden wollen. Unser Land braucht Frieden, um gedeihen zu können, nicht Krieg!«
    Noch während er es aussprach, begriff Gamuzana, dass es sinnlos war, etwas in dieser Richtung zu unternehmen. General Antonio López de Santa Ana hatte sich an die Macht geputscht und würde allein schon aus Misstrauen gegen jedes Anzeichen von Opposition mit eiserner Faust vorgehen. Einen Augenblick dachte er daran, dass er diesen Mann sogar einmal verehrt hatte. Doch damals hatte er geglaubt, Santa Ana wolle die Macht in Mexiko auf demokratischem Weg erringen. Auch hatte die Abneigung gegen die Amerikaner den General blind gemacht. Es wäre besser gewesen, sich mit Männern wie Stephen Austin zusammenzutun, um Tejas gemeinsam vielleicht nicht zu einem Paradies, aber zu einem Land zu machen, in dem es sich zu leben lohnte.
    Dafür aber konnte er keine Männer wie Capitán Velasquez brauchen. Aus diesem Grund erklärte er diesem noch einmal deutlich, dass er in diesem Landstrich nichts mehr verloren habe.
    »Und drohen Sie mir nicht mit dem General! Auch er wird einsehen müssen, dass Tejas nicht Yucatán ist«, setzte er eisig hinzu.
    Velasquez begriff, dass er nichts mehr ausrichten konnte, und klemmte sich seinen Helm unter den Arm. »Unter diesen Umständen werde ich Ihr Heim umgehend verlassen. Empfehlen Sie mich den Damen und beten Sie, dass mein nächster Besuch nicht auf Befehl des Generalissimus Antonio López de Santa Ana geschieht, um Sie festzunehmen.«
    Dies war beinahe das entscheidende Wort zu viel. Obwohl Gamuzana etliche Jahre älter war als der Hauptmann, hätte er diesen am liebsten zum Duell gefordert. Nur der Gedanke, dass der Offizier ein elender Dieb und Lügner war, hielt ihn davon ab. Er sah zu, wie Velasquez grußlos das Haus verließ, und rief dann den Vormann seiner Vaqueros zu sich.
    »Nimm dir zwanzig Mann, hole die neunundzwanzig Mustangs, die Capitán Velasquez den Komantschen abgenommen haben will, und bringe sie hierher. Sollte der Capitán oder dessen Männer euch daran hindern wollen, so sag ihnen, dass ich als oberste Gerichtsinstanz in diesem Bezirk die Beschlagnahme angeordnet habe.«
    Der Mann war es gewohnt, Gamuzana zu gehorchen. Außerdem hatte er nicht viel für die Dragoner übrig, von denen kaum einer freiwillig Soldat geworden war. Genau wie sein Herr wusste er, dass die meisten von ihnen aus den Gefängnissen Mexikos stammten und sich mehr wie Räuber als wie Soldaten verhielten.
    Während sein Vorarbeiter seine Männer zusammenrief und losritt, dachte Hernando de Gamuzana, dass eine solche Truppe nicht geeignet war, das unruhige Tejas zu befrieden. Er zweifelte sogar, dass es ihnen gelingen würde, sich gegen die Milizen der Siedler zu behaupten. Zwar war an diese die Anweisung ergangen, ihre Waffen abzuliefern, doch angesichts solcher Soldaten wie Velasquez hätte auch er ihnen den Rat gegeben, es nicht zu tun.

7.
    W alther saß in der Cantina und überlegte, was er tun sollte. Kein einziges Mal seit ihrer Flucht aus Renitz hatte er sich so hilflos gefühlt. Gleichzeitig aber wusste er, dass er einen zweiten Raubüberfall durch die mexikanischen Truppen nicht mehr hinnehmen würde. Wenn es nicht anders ging, musste er Gisela und

Weitere Kostenlose Bücher