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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Tess sprechen, sobald sie aufgewacht ist. Außerdem wissen wir, daß es in Lilys Vergangenheit einen Ex-Ehemann gibt, und zwar einen, der sie des öfteren verprügelt hat.«
    Ben nickte und rieb sich gedankenverloren über die Narbe an seinem Kinn. »Von Mißhandlung und Körperverletzung bis hin zu Mord ist es ein langer Weg.«
    »Vielleicht weniger lang, als du denkst. Mir wäre jedenfalls entschieden wohler, wenn ich wüßte, wo sich der Kerl aufhält und was er vorhat.«
    »Dann geben wir seinen Namen an die Cops weiter und heuern einen Privatdetektiv an.«
    »Zwei Seelen, ein Gedanke. Kennst du seinen Namen?«
    »Ich nicht, aber Adam bestimmt.« Ben kippte den Rest seines Whiskeys hinunter und stellte das Glas ab. »Wir können die Sache genausogut sofort in Angriff nehmen.«
     
    Sie fanden Adam im Stall, wo er gerade eine trächtige Stute untersuchte. »Sie wird verfrüht fohlen«, erklärte er und richtete sich auf. »In ein oder zwei Tagen vermutlich.« Nach einem letzten liebevollen Streicheln verließ er den Stall und schloß die Tür hinter sich. »Wie geht es Will?«
    »Sie schläft«, sagte Ben. »Im Moment jedenfalls.«
    Adam nickte und ging über den betonierten Durchgang zum Futterbehälter. »Lily liegt drinnen auf meiner Couch. Sie wollte mir heute morgen beim Füttern helfen, aber sie ist eingeschlafen, während ich mich umgezogen habe. Ich bin froh, daß sie die Bescherung nicht gesehen hat. Oder Tess.« Seine normalerweise so geschmeidigen Bewegungen wirkten ungelenk und fahrig, was auf innere Anspannung und abgrundtiefe Erschöpfung schließen ließ. »Es tut mir nur leid, daß Will dieser Anblick nicht erspart geblieben ist.«
    »Sie wird schon darüber hinwegkommen.« Ben trat zu der nächstgelegenen Futterkrippe und füllte sie mit frischem Heu. »Was weißt du über Lilys geschiedenen Mann?«
    »Nicht viel.« Gleichmütig fuhr Adam mit seiner Arbeit fort. Falls er sich über die unerwartete Hilfe oder die Frage wunderte, ließ er sich nichts anmerken. »Er heißt Jesse Cooke. Sie lernte ihn während ihrer Zeit als Lehrerin kennen und heiratete ihn nur ein paar Monate später. Ungefähr ein Jahr nach der Hochzeit verließ sie ihn zum ersten Mal. Viel mehr hat sie nicht erzählt, und ich wollte nicht nachbohren.«
    »Weiß sie, wo er sich im Augenblick aufhält?« Obwohl er seinen besten Anzug trug, begann Nate, einen Futtertrog zu säubern.
    »Sie meint, er ist noch im Osten, aber ich glaube, da ist eher der Wunsch der Vater des Gedankens.«
    Die nächsten Minuten arbeiteten sie schweigend weiter, drei Männer, denen die Routine, die Gerüche, die Handgriffe
vertraut waren. Die Morgensonne fiel durch die geöffnete Tür und tauchte den Stall in helles Licht. Die Pferde scharrten im frischen Stroh, fraßen ihr Futter und ließen gelegentlich ein zufriedenes Schnauben hören.
    Vom Hühnerstall drang das Krähen eines Hahns herüber, dann war nur noch das Geräusch von schweren Arbeitsstiefeln auf dem harten Boden zu hören, die die Männer trugen. An diesem Morgen klang keine Countrymusik aus dem Radio; kein Gelächter, keine fröhliche Unterhaltung übertönte die winterliche Stille. Jeder schien nur schweigend seiner Arbeit nachzugehen, und wenn auch die Blicke immer wieder zum Haupthaus und zur Veranda schweiften, so wurde über das Ereignis kein Wort verloren. Ein Motor brummte auf, ein Jeep fuhr vorbei, dann kehrte die Stille zurück.
    »Wahrscheinlich mußt du Lily jetzt doch ein bißchen drängen«, meinte Ben schließlich. »Wir dürfen diese Möglichkeit nicht mehr außer acht lassen.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht, aber ich wollte sie erst einmal zur Ruhe kommen lassen. Ach verdammt!« Adam hielt die Schaufel so fest, daß seine Knöchel weiß hervortraten. »Sie sollte hier in Sicherheit sein.«
    Die Wut, die er so mühsam unterdrückt hatte, stieg plötzlich siedendheiß in ihm hoch und schnürte ihm fast die Kehle zu. Ihm war danach, irgend etwas kurz und klein zu schlagen. Da sich aber nichts Greifbares in der Nähe befand, zügelte er sein Temperament.
    »Mein Gott, dieses Mädchen war ja noch ein halbes Kind. Was für ein Mensch muß das sein, der einem Kind so etwas antut?«
    Er fuhr herum, die Fäuste geballt, die dunklen Augen lodernd vor Zorn. »Wie nah ist er uns gekommen? War er draußen und hat alles durch das Fenster beobachtet? Oder war er zusammen mit uns im Haus? Hat dieser Dreckskerl vielleicht sogar mit ihr getanzt? Und wenn sie nun nach draußen gegangen

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