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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wäre, um frische Luft zu schnappen, hätte er dann dort auf sie gewartet?«
    Er blickte auf seine Hände. »Ich könnte ihn bedenkenlos umbringen. Es wäre ja so leicht, so einfach.«
    »Adam.« Lily sprach sehr leise. Mit verschränkten Armen, die Hände fest auf die Schultern gelegt, kam sie langsam näher.
    »Du solltest doch schlafen.« Er zitterte vor Anstrengung, sich zu beherrschen. »Wir sind hier beinahe fertig. Geh nach Hause und leg dich ins Bett.«
    »Ich muß mit dir reden.« Lily hatte genug gehört und gesehen, um zu wissen, daß nun der Zeitpunkt der Wahrheit gekommen war. »Und zwar alleine.« Sie wandte sich an Ben und Nate. »Es tut mir leid, aber ich muß mit Adam unter vier Augen sprechen.«
    »Bring sie ins Haus«, schlug Nate vor. »Ben und ich machen hier weiter. Bring sie ins Haus«, wiederholte er. »Sie friert.«
    »Du hättest nicht hierherkommen sollen.« Adam ging auf sie zu, ängstlich darauf bedacht, sie nicht zu berühren. »Komm, laß uns hineingehen und erst einmal Kaffee trinken.«
    »Ich habe die Kaffeemaschine angestellt, ehe ich aus dem Haus gegangen bin.« Lily war nicht entgangen, daß Adam eine Armlänge Abstand zu ihr hielt, und diese Tatsache erfüllte sie mit tiefer Scham. »Inzwischen dürfte er fertig sein.«
    Adam führte sie am Zaun entlang zur Hintertür seines Hauses. Aus langjähriger Gewohnheit putzte er sich die Stiefel ab, ehe er eintrat. Die Küche war von angenehmem Kaffeeduft erfüllt, doch das Licht, das durch die Fenster fiel, wirkte so fahl und gespenstisch, daß Adam den Schalter betätigte und den Raum in hartes, künstliches Neonlicht tauchte.
    »Setz dich«, begann Lily, »ich hole den Kaffee.«
    »Nein.« Er verstellte ihr den Weg, als sie die Hand nach der Schranktür ausstreckte. Er berührte sie immer noch nicht. »Du setzt dich jetzt hin.«
    »Du bist wütend.« Lily verabscheute das Zittern in ihrer Stimme, verabscheute es, daß der Zorn eines Mannes – sogar dieses Mannes – ihre Knie weich wie Gummi werden ließ. »Entschuldige bitte.«
    »Wofür?« fauchte er sie an, ohne nachzudenken. Und obwohl er bemerkte, daß sie einen Schritt zurückwich, brachte
er es nicht mehr fertig, sich zu bremsen. »Wofür, zum Teufel, mußt du dich denn bei mir entschuldigen?«
    »Für alles, was ich dir bislang verschwiegen habe.«
    »Du schuldest mir keine Erklärung.« Adam riß die Schranktür so heftig auf, daß sie gegen die Wand prallte. Aus den Augenwinkeln heraus sah er, wie sie erschrocken zusammenzuckte. »Und weich nicht immer vor mir zurück, Lily.« Absichtlich richtete er den Blick auf die ordentlich aufgereihten Tassen im Schrank und atmete tief durch. »Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich würde mir eher die Hände abhacken, als dir damit weh zu tun.«
    »Das weiß ich.« Tränen traten ihr in die Augen, doch sie kämpfte entschlossen dagegen an. »Rein gefühlsmäßig weiß ich es. Aber mein Verstand erlaubt mir nicht, es zu glauben. Ich schulde dir so viel, Adam.« Sie ging langsam auf den runden Küchentisch zu, auf dem eine schlichte Porzellanschale voll glänzendroter Äpfel stand. »Weit mehr als nur Erklärungen. Du warst mein Freund, mein rettender Anker. Du warst immer da, wenn ich dich gebraucht habe, vom ersten Augenblick an.«
    »Für Freundschaft muß man sich nicht erkenntlich zeigen«, meinte Adam lahm.
    »Du wolltest mich.« Ihr Blick wurde unsicher, als er sich langsam umdrehte und sie ansah. »Ich nahm an, das wäre … nun ja, eben das Übliche.« Nervös strich sie sich über das Haar, dann über die Jeans, die sie hastig übergestreift hatte, bevor sie am Morgen das Haupthaus verließ. »Aber du hast nie etwas Entsprechendes von mir verlangt oder Druck auf mich ausgeübt. Du hast nie darauf hingearbeitet, daß ich mich dir verpflichtet fühlen mußte. Du kannst dir nicht vorstellen, wie es ist, jemanden gewähren zu lassen, obwohl du selbst es gar nicht willst, nur weil du dich verpflichtet fühlst. Wie entwürdigend. Es gibt da einiges, was ich dir sagen muß.«
    Es war ihr unmöglich, ihn länger anzusehen, also wandte sie den Kopf ab. »Ich werde mit Jesse anfangen. Kann ich schon mal Frühstück machen?«
    Adam starrte sie fassungslos an. »Wie bitte?«
    »Für mich ist es leichter zu reden, wenn ich etwas zu tun
habe. Ich weiß nicht, ob ich sprechen kann, wenn ich dir dabei gegenübersitze.«
    Da sie es offensichtlich ernst meinte, kam Adam zum Tisch und setzte sich. »Im Kühlschrank sind noch Speck und

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