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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Mal schlug …«
    Sie brach ab und räusperte sich. Einen Moment lang hörte man nur das Zischen des Fettes, als sie den Speck wendete und dann aus der Pfanne nahm.
    »Das muß ungefähr einen Monat nach unserer Hochzeit gewesen sein. Eine meiner Freundinnen hatte Geburtstag, und wir wollten in einen dieser Nachtclubs gehen, in denen Männer Striptease machen und die Frauen ihnen Geldscheine in die Tangas stecken. Für uns war das nur ein harmloser Spaß, und Jesse schien es genauso zu sehen, bis ich mich dann ankleidete und gehen wollte. Da fing er an, an mir herumzunörgeln, kritisierte mein Kleid, mein Make-up, meine Frisur. Ich lachte anfangs noch, weil ich dachte, er wollte mich nur aufziehen. Aber plötzlich riß er mir die Handtasche weg und zerfetzte vor meinen Augen meinen Führerschein. Ich war so entsetzt und so aufgebracht, daß ich ihm die Tasche wieder wegnahm. Da schlug er mich ins Gesicht, brüllte mich an und beschimpfte mich, dann riß er mir das Kleid vom Leib und vergewaltigte mich.«
    Mit überraschend sicheren Händen gab sie die Eier in die Pfanne. »Danach weinte er wie ein kleines Kind, konnte sich gar nicht beruhigen.« Es fiel ihr leicht, viel zu leicht, sich wieder an all die Ereignisse zu erinnern. »Jesse hatte bei den Marines gedient, und darauf war er immer so stolz gewesen – auf seine Ausbildung, seine Selbstdisziplin. Du ahnst ja nicht, was für ein Schock es für mich war, einen Mann wie ihn weinen zu sehen. Es war erschreckend, es war furchtbar, und doch, es verlieh mir eine gewisse Macht über ihn.«
    Stärke, dachte Adam, hatte nichts mit Uniformen oder Muskeln zu tun. Er konnte nur hoffen, daß sie auch diese Lektion gelernt hatte.
    »Er flehte mich an, ihm zu vergeben«, fuhr Lily fort, »sagte, er hätte vor lauter Eifersucht den Verstand verloren, er wäre bei dem Gedanken, daß andere Männer in meine Nähe kämen, fast verrückt geworden. Er erzählte, seine Mutter hätte seinen Vater verlassen, als er noch ein Kind gewesen sei, sie sei mit einem anderen Mann durchgebrannt. Zuvor hatte er mir gesagt, sie sei tot. Lauter Lügen, doch ich glaubte ihm, und ich verzieh ihm.«
    Für Lily war es auch jetzt nicht leicht, vollkommen aufrichtig zu Adam zu sein. Sie nahm sich aber zusammen, weil sie fand, daß er ein Recht auf die Wahrheit hatte. »Ich verzieh ihm, Adam, weil ich mich in diesem Moment sehr stark fühlte und weil ich dachte, er müsse mich doch sehr lieben, um dermaßen die Kontrolle über sich zu verlieren. Das ist ein Teufelskreis, aus dem man kaum herauskommt. Acht Wochen lang hat er danach nicht mehr die Hand gegen mich erhoben.«
    Bedächtig und mit großer Konzentration rührte sie die Eier um. »Ich weiß nicht mehr, welchen Anlaß er beim nächsten Mal fand. Mit der Zeit kristallisierte sich ein bestimmtes Muster heraus, aber ich wollte es einfach nicht wahrhaben. Er fing an zu trinken, er verlor seinen Job, und er schlug mich immer wieder. Ich habe den Toast vergessen«, bemerkte sie sachlich und ging zum Brotkasten hinüber.
    »Lily …«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er hat mich überzeugt, daß es allein mein Fehler war. Jedesmal. Ich war nicht gescheit genug, nicht attraktiv genug, nicht zurückhaltend genug und so weiter, je nachdem, welche Beschuldigung die Situation gerade erforderte. Über ein Jahr lang ging es so weiter. Zweimal hat er mich krankenhausreif geschlagen, doch ich log die Ärzte an und behauptete, ich sei gestürzt. Dann schaute ich eines Tages in den Spiegel, und da sah ich, was meine Freunde während all der Monate gesehen haben mußten, in denen sie versuchten, mit mir über mein Problem zu sprechen und mir zu helfen. Ich sah die Blutergüsse, den gehetzten Ausdruck in den Augen und mein hager gewordenes Gesicht. Ich hatte während dieser Zeit stark abgenommen.«
    Wieder wendete sie vorsichtig die Eier. »Ich lief weg. An die Einzelheiten kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiß nur, daß ich nur das mitnahm, was ich am Leibe trug, und daß ich zu meiner Mutter zurückkehrte – wie in einem Kitschroman. Ich hatte entsetzliche Angst, weil er mir gesagt hatte, er würde mich nie gehen lassen, und wenn ich es trotzdem versuchen sollte, würde er mir bis ans Ende der Welt folgen. Aber ich wußte, ich würde mich umbringen, wenn ich nur noch einen einzigen Tag bei ihm bleiben mußte. Darüber hatte ich schon häufiger nachgedacht, hatte genau geplant, wie ich es tun würde. Mit Schlaftabletten, weil ich so ein Feigling

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