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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Abenteuer gründlich vergällt.
    »Trotzdem fühle ich mich bei dem Anblick nicht ganz wohl in meiner Haut«, fügte er mit vollem Mund hinzu. »Sie üben schon seit über einer Woche, und ich hab’ noch nicht einmal gesehen, daß Tess ihr Ziel getroffen hat. Da muß man ja Angst haben, aus dem Haus zu gehen, während die in der Gegend herumknallen.«
    »Weißt du, was ich denke?« Jim rülpste vernehmlich und stand auf. »Ich denke, da muß mal ein richtiger Mann ran, der ihnen zeigt, wie der Hase läuft.«
    »Will braucht niemanden, der ihr beibringt, wie man mit einem Gewehr umgeht.« In Hams Stimme schwang ein Anflug von Stolz mit. »Die schießt einer Fliege auf hundert Meter Entfernung ein Auge aus. Warum läßt du die Frauen nicht einfach in Ruhe, Jim?«
    »Ich will ihnen ja nicht zu nahe treten.« Jim schlüpfte in seinen Mantel. »Außer ich bekomme die Gelegenheit dazu.«
    Er trat ins Freie und bemerkte Jesse, der gerade aus seinem Jeep kletterte. »Hey, JC.« Grinsend winkte Jim ihm zu. »Hab’ dich schon seit ein paar Wochen nicht mehr gesehen.«
    »Viel zu tun.« Jesse wußte, daß er ein großes Risiko einging,
wenn er bei Tage nach Mercy hinüberfuhr. Bislang hatte er die Ranch nur nach Einbruch der Dämmerung besucht, sooft er konnte. Oft genug jedenfalls, um in Erfahrung zu bringen, daß diese Hure von einer Ehefrau für Wolfchild die Beine breitmachte. Aber diese Angelegenheit konnte warten.
    »Ich war in Ennis, ein paar Besorgungen machen. Deine letzte Bestellung ist inzwischen eingetroffen. Ich hab’ dir die Sachen mitgebracht.« Er warf Jim ein Päckchen zu, dann fuhr er sich mit dem Finger über den Schnurrbart. Langsam begann er, sich daran zu gewöhnen.
    »Nett von dir.« Jim legte das Päckchen auf dem Geländer ab. »Mal wieder Zeit für ’ne Pokerrunde, würde ich sagen.«
    »Nichts dagegen einzuwenden. Wie wär’s, wenn du mit den Jungs heute abend nach Three Rocks rüberkommst?« Er setzte ein charmantes Grinsen auf. »Ich schicke euch dann mit leeren Taschen wieder zurück.«
    »Warum nicht?« Als eine weitere Salve ertönte, blickte Jim sich um und kicherte. »Unsere drei Frauen halten Schießübungen ab. Ich wollte ihnen gerade ein bißchen Hilfestellung geben.«
    »Frauen sollten die Finger von Waffen lassen.« Jesse zog ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche und bot Jim eine an.
    »Sie sind eben verängstigt. Du hast ja gehört, was hier passiert ist.«
    »Allerdings.« Jesse stieß den Rauch aus und überlegte, ob er es wagen sollte, einen Blick auf Lily zu werfen. »Schlimme Geschichte. War noch fast ein Kind, stimmt’s? Aus Nebraska oder so.«
    »Kansas, glaube ich. Eine Ausreißerin. Das hat sie jetzt davon.«
    »Junge Mädchen sollten zu Hause bleiben, wo sie hingehören.« Mit schmalen Augen betrachtete Jesse die Glut seiner Zigarette. »Sollten lernen, gute Ehefrauen zu werden. Die Weiber wollen es heutzutage unbedingt den Männern gleichtun, wenn du mich fragst.« Diesmal wirkte sein Grinsen ein bißchen höhnisch. »Aber vielleicht stört dich das ja nicht. Immerhin ist dein Boß auch eine Frau.«
    Jim schob streitlustig das Kinn vor, beherrschte sich jedoch
und nickte nur gleichmütig. »Kann nicht behaupten, daß ich davon begeistert bin. Aber Will versteht ihr Geschäft.«
    »Möglich. Wie ich hörte, habt ihr im nächsten Herbst gleich drei Frauen, die euch rumkommandieren, nicht wahr?«
    »Erst mal abwarten.« Jim war die Lust vergangen, sich vor den Frauen ein wenig aufzuspielen. Mürrisch griff er nach seinem Päckchen. »Danke, daß du das vorbeigebracht hast.«
    »Keine Ursache.« Jesse drehte sich zu seinem Jeep um. »Kommt heute abend vorbei, und vergeßt nicht, genug Geld mitzubringen. Ich hab’ so ein Gefühl, als hätte ich heute Glück.«
    »Ja, ja.« Jim rückte seinen Hut zurecht und sah dem davonfahrenden Jeep nach. »Arschloch«, murmelte er böse.
     
    Auf dem behelfsmäßigen Schießstand, der in angemessener Entfernung von den Wohngebäuden aufgebaut worden war, fröstelte Lily plötzlich.
    »Wird es dir zu kalt?« erkundigte sich Tess.
    »Nein, ich hab’ nur eine Gänsehaut gekriegt.« Doch unwillkürlich blickte Lily über ihre Schulter, blinzelte in die Sonne und sah noch das Aufblitzen einer Stoßstange, die zu einem Jeep gehörte, der sich rasch entfernte. »Jemand ist über mein Grab gelaufen«, murmelte sie.
    »Wie beruhigend.« Tess nahm Haltung ein, zielte mit der kleinen Smith & Wesson Ladysmith – Willa bezeichnete sie als

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