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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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drastisch reduzieren, schwor sie sich, als sie ihre überanstrengten Hände in den Leib der Mutterkuh schob. Dann würde man weitersehen. Sollte sich ihr Versuch, wieder weitgehend zu den natürlichen Methoden zurückzukehren, auf lange Sicht als Fehlschlag erweisen, so trug nur sie allein dafür die Verantwortung.
    »Meine Damen und Herren, der Kaffee ist serviert.« Tess’ großer Auftritt mißlang, weil sie kreideweiß wurde und zu würgen begann, kaum hatte sie den Stall betreten. Die Luft war zum Schneiden dick und erfüllt mit dem Geruch nach Schweiß, Blut und feuchtem Stroh. Bilder von einem Schlachthof
schossen ihr durch den Kopf, als sie fluchtartig wieder ins Freie stürzte und die kalte, frische Luft gierig einatmete.
    »Jemine!« Hilfsbereitschaft zahlte sich doch wirklich nicht aus, dachte Tess voll Ingrimm, während sie darauf wartete, daß die Übelkeit nachließ.
    Bess mußte es gewußt haben. O ja, mit Sicherheit hatte Bess gewußt, welcher Anblick sie erwartete, als sie Tess beiläufig gebeten hatte, eine Thermoskanne mit Kaffee zum Viehstall zu bringen. Schaudernd zwang Tess sich dazu, den Stall erneut zu betreten.
    Diese kleine Bosheit würde sie Bess heimzahlen, beschloß sie. Später.
    »Kaffee«, wiederholte sie und sah wider Willen fasziniert zu, wie Willa ein Kalb aus dem Leib seiner Mutter zog. »Wie bringst du das bloß fertig?«
    »Alles eine Frage der Muskelkraft«, erklärte Willa leichthin. »Gieß doch bitte schon mal ein.« Sie warf ihrer Schwester einen spöttischen Blick zu. »Wie du siehst, habe ich gerade keine Hand frei.«
    »Aber gerne.« Tess rümpfte die Nase, als das Kalb herausglitt. Kein sonderlich schöner Anblick, fand sie. Im großen und ganzen war sie der Ansicht, daß Geburten samt und sonders unappetitlich verliefen, doch was die Pferde betraf … Sie hatte bereits mehrfach bei fohlenden Stuten gewacht, und diese Geburten hatten sie auf seltsame Weise bezaubert. Was nun die Kälber betraf, fand sie den Vorgang abstoßend und ekelhaft, ja, sogar herzlos. Wie am Fließband wurden die Tiere auf die Welt geholt und gesäubert, nur dazu bestimmt, als Steaks in der Pfanne zu enden. Kopfschüttelnd reichte sie Billy eine Tasse. Aber vielleicht rührte ihre Abneigung auch einfach daher, daß sie Rinder nicht ausstehen konnte. Sie waren ihr zu groß, zu langweilig und entschieden zu uninteressant.
    »Ich hätt’ auch nichts gegen ein Täßchen Kaffee einzuwenden«, meinte Jim und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. »Wir können ja mal für eine Minute die Plätze tauschen. Es ist nicht so schwer, wie es aussieht.«
    »Danke, ich verzichte lieber.« Lächelnd reichte sie ihm
die dampfende Flüssigkeit, damit er eine kurze Pause machen konnte. Sie ärgerte sich schon längst nicht mehr darüber, von allen anderen als unwissendes Greenhorn betrachtet zu werden. Im Augenblick empfand sie es sogar als sehr angenehm.
    »Wieso können sie denn ihre Kälber nicht auf natürliche Weise zur Welt bringen?« fragte sie Jim neugierig.
    »Zu groß.« Dankbar stürzte Jim den Kaffee hinunter, obwohl er sich fast die Zunge daran verbrannt hätte.
    »Aber Pferde haben auch ziemlich große Fohlen, und trotzdem stehen wir im Abfohlstall meistens nur daneben und schauen zu.«
    »Die Kälber sind zu groß«, betonte Jim. »Die Wachstumshormone, die wir ihnen geben, bewirken, daß die Kühe nicht alleine kalben können. Also helfen wir ein bißchen nach.«
    »Und was passiert, wenn einmal keiner da ist, um … nachzuhelfen?«
    »Pech.« Er reichte ihr die leere Tasse zurück. Sie vermied es angelegentlich, darüber nachzudenken, was wohl jetzt alles daran kleben mochte.
    »Pech«, wiederholte Tess lakonisch, doch da sie auch über diesen Punkt nicht weiter nachdenken wollte, ließ sie die Kanne samt Tassen stehen und eilte ins Freie.
    »Deine Schwester ist in Ordnung, Will.«
    Willa bedachte Jim mit einem schiefen Lächeln und gönnte sich einen Moment Pause, um sich einen Kaffee einzuschenken. »Man kann sie ertragen.«
    »Ihr hätte sich fast der Magen umgedreht, als sie reinkam«, beharrte Jim. »Ich dachte schon, sie würde fluchtartig das Weite suchen, aber sie hat sich zusammengerissen und durchgehalten.«
    »Vielleicht könnte sie uns ein bißchen zur Hand gehen.« Billy grinste. »Ich kann mir zwar nicht vorstellen, wie sie im Inneren einer Kuh herumwühlt, aber mit einer Spritze wird sie doch wohl umgehen können.«
    Willa rollte ihre verspannten Schultern. »Lassen wir sie lieber

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