Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
wurde. Ein verschwommenes Bild entstand, ein unvollständiges Puzzle. »Hier wurde ein Weg geschaufelt«, sagte sie langsam. »Und hier sind noch weitere Spuren.« Sie holte tief Atem. »Ich kann Rauch riechen.« Der Schornstein qualmte zwar nicht mehr, aber ein leichter Geruch nach kaltem Rauch hing noch in der Luft. »Du nicht?«
    »Was?« Adam schüttelte den Kopf. Er versuchte, bei Bewußtsein zu bleiben. Die Welt um ihn herum drohte in einheitlichem Grau zu versinken. Mittlerweile konnte er weder seinen Arm noch die Schmerzen mehr spüren. »Nein, ich …«
    »Schon gut.« Mit mechanischen Bewegungen schob Willa ihr Gewehr in seine Hülle zurück und ergriff mit ihrer freien Hand die Zügel von Adams Pferd. Freie Fläche hin, freie Fläche her, sie mußten so schnell wie möglich weiter, er durfte nicht noch mehr Blut verlieren. »Wir sind schon fast da, Adam. Halt dich fest. Halt dich am Sattelknauf fest.«
    »Was?«
    »Du sollst dich am Sattelknauf festhalten. Sieh mich mal an«, befahl sie in so scharfem Ton, daß seine Augen wieder klar wurden. »Festhalten!«
    Sie ließ Moon angaloppieren und trieb Adams Pferd mit lauten Rufen an, damit es Schritt hielt. Sollte er aus dem Sattel fallen, ehe sie in Sicherheit waren, so würde sie abspringen, ihn weiterzerren und die Pferde laufen lassen.
    Die plötzliche strahlende Helligkeit blendete sie. Unter den trommelnden Hufen stob der Schnee auf und wirbelte in dicken Flocken um sie herum. Willa saß kerzengerade im Sattel. Sie bemühte sich, den Körper ihres Bruders mit ihrem
eigenen zu schützen. Innerlich war sie darauf gefaßt, von einer Kugel getroffen zu werden.
    Anstatt den geräumten Weg zu benutzen, trieb sie die Pferde lieber zur Südseite der Hütte. Doch sie verspürte kaum Erleichterung, als sie ihr Ziel erreicht hatte. Der Hekkenschütze konnte überall lauern. Willa zog ihre Waffe hervor, sprang aus dem Sattel und wühlte sich durch den fast hüfthohen Schnee, um Adam aufzufangen, der gefährlich zu schwanken begann.
    »Daß du mir ja nicht bewußtlos wirst!« Ihre Lungen brannten, als sie versuchte, ihn zu stützen. Sein Blut rann ihr warm über die Hände. »Ich habe keine Lust, dich das letzte Stück zu tragen.«
    »’tschuldigung. Gib mir eine Sekunde.« Er mußte seine ganze Willenskraft aufbieten, um den Schwächeanfall zu überwinden. Sein Blick war zwar etwas betrübt, aber er konnte wenigstens noch sehen. Und er wußte ganz genau, daß sie erst im Inneren der Hütte in Sicherheit sein würden. Und sogar dann noch …
    »Geh hinein, aber gib erst noch einen Schuß ab, damit Ben weiß, daß wir es geschafft haben. Ich hole unsere Sachen.«
    »Zum Teufel mit den Sachen!« Willa hielt ihn fest, so gut sie konnte, und bugsierte ihn zur Tür.
    Zu warm, dachte sie im selben Moment, als sie die Hütte betrat. Während sie Adam zu einer Liege schob, warf sie einen Blick auf den Kamin. Dort war nichts als Asche und halb verbrannte Holzscheite. Doch sie konnte riechen, daß hier noch kürzlich ein Feuer gebrannt hatte.
    »Leg dich hin! Ich kümmere mich gleich um dich.« Sie eilte zur Tür zurück und feuerte dreimal in die Luft. Dann verriegelte sie die Tür. »Ben kommt schon klar«, versicherte sie Adam und betete, daß dem auch wirklich so sein möge. »Wir müssen dir die Jacke ausziehen.«
    Still die Blutung, mach Feuer, säubere die Wunde, funk die Ranch an, befahl sie sich, dann kannst du dir Sorgen um Ben machen.
    »Ich war dir keine große Hilfe«, meinte Adam bekümmert, als sie ihn aus seiner Jacke schälte.
    »Wenn ich das nächste Mal angeschossen werde, kannst du den starken Mann spielen.« Als sie das Blut sah, das seinen Ärmel von der Schulter bis zur Hand durchweicht hatte, unterdrückte sie einen entsetzten Aufschrei. »Hast du Schmerzen? Wie schlimm?«
    »Der Arm ist taub.« Sachlich betrachtete Adam den Schaden. »Ich glaube, die Kugel ist glatt durchgegangen. Kann nicht so schlimm sein. Wenn es nicht so kalt gewesen wäre, hätte die Wunde noch stärker geblutet.«
    Sie hätte weit weniger geblutet, dachte Willa, während sie den Ärmel aufriß, wenn sie nicht gezwungen gewesen wären, wie die Wilden zu reiten. Nachdem sie das Thermohemd ebenfalls zerrissen und das zerfetzte Fleisch darunter freigelegt hatte, drehte sich ihr fast der Magen um.
    »Ich binde dir als erstes den Arm ab, um die Blutung zu stoppen.« Beim Sprechen zog sie ein Tuch aus der Tasche. »Dann sorge ich dafür, daß es hier warm wird, und danach werde ich

Weitere Kostenlose Bücher