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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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die Wunde säubern und sie mir genauer ansehen.«
    »Überprüf die Fenster!« Er berührte ihre Hand. »Und lad dein Gewehr nach!«
    »Keine Sorge.« Willa zog die behelfsmäßige Bandage fest an. »Leg dich hin, ehe du umkippst. Du siehst bald aus wie ein Bleichgesicht.«
    Sie warf ihm eine Decke über und eilte zur Holzkiste. Fast leer, stellte sie mit klopfendem Herzen fest. Ihre Hände zitterten, als sie Reisig und Holzscheite im Kamin aufschichtete und zum Brennen brachte.
    Der Erste-Hilfe-Kasten wurde im Schrank über der Spüle aufbewahrt. Willa stellte ihn auf der Anrichte ab und hob den Deckel, um sich zu vergewissern, daß der Inhalt komplett war. Dann bückte sie sich und stöberte in dem Schränkchen unter der Spüle nach Verbandsmaterial.
    Und spürte, wie sich ihr Magen schmerzhaft zusammenkrampfte. Der Eimer, der immer unter der Spüle stand, war an Ort und Stelle. Doch nun war er mit alten Lappen und steifen Handtüchern gefüllt, die alle riesige rostrote Flecken aufwiesen. Blut, und zwar altes Blut, stellte sie fest, als sie behutsam eine Hand danach ausstreckte. Und der Menge nach zu
urteilen, stammte es nicht von einem harmlosen kleinen Küchenunfall.
    Diese Menge Blut ließ nur auf eines schließen. Auf Tod.
    »Will?« Adam setzte sich mühsam auf. »Was ist los?«
    »Nichts.« Sie schloß rasch die Schranktür. »Nur eine Maus. Sie hat mich erschreckt. Ich kann keine Verbände finden.« Bevor sie sich umdrehte, setze sie ein gleichmütiges Gesicht auf. »Wir müssen dein Hemd nehmen.«
    Sie stellte eine Schüssel in die Spüle und füllte sie mit warmem Wasser. »Ich würde dir ja jetzt gerne sagen, daß das, was ich tun muß, mir mehr weh tut als dir, aber ich fürchte, das wäre glatt gelogen.«
    Sie setzte Schüssel und Verbandskasten neben ihm ab, dann ging sie ins Badezimmer, um nach sauberen Handtüchern zu suchen. Sie konnte nur ein einziges finden. Erschöpft preßte sie einen Moment lang das Gesicht gegen die Wand und betete um Kraft.
    Als sie zurückkam, stand Adam leicht schwankend am Fenster. »Was, zum Teufel, machst du denn da?« schimpfte sie und drückte ihn wieder auf die Liege.
    »Einer muß Wache halten, Will. Und wir müssen auch die Ranch anfunken.« Zu viele Gedanken auf einmal schossen ihm durch den Kopf. »Wir müssen sie über das, was hier geschehen ist, informieren. Dieser Irre könnte auf die Idee kommen hinunterzureiten.«
    »Auf der Ranch ist alles im Lot.« Vorsichtig entfernte Willa das Tuch und begann, die Wunde zu reinigen. »Ich funke sie an, sobald ich dich versorgt habe. Fang jetzt bitte nicht an, mit mir zu streiten.« Ihre Stimme klang dünn und gepreßt. »Du weißt, daß ich nicht gut Blut sehen kann, und dazu kommt, daß dies meine erste Schußwunde ist. Nimm ein bißchen Rücksicht darauf.«
    »Du machst das ausgezeichnet. Scheiße!« Er sog zischend den Atem ein. »Das hab’ ich aber gespürt!«
    »Zum Glück, denn das beweist, daß der Arm nicht abgestorben ist. Sieht aus, als wäre die Kugel hier, genau unter deiner Schulter, eingedrungen.« Übelkeit stieg in ihr hoch und wurde entschlossen ignoriert. »Und hier hinten ist sie
wieder ausgetreten.« Immer noch sickerte Blut aus der Wunde. »Du hast bestimmt einen Liter Blut verloren, aber jetzt läßt es glücklicherweise nach. Ich glaube nicht, daß der Knochen verletzt worden ist.« Sie biß auf ihre Lippe, als sie die Flasche mit Jod öffnete. »Das wird jetzt höllisch brennen, Adam.«
    »Indianerherz kennt keinen Schmerz, weißt du doch. Aua, verflucht!« Er schrie auf, und die Tränen traten ihm in die Augen, als das Jod mit dem rohen Fleisch in Berührung kam.
    »Ja, das weiß ich.« Sie versuchte zu kichern, doch der Laut, den sie hervorbrachte, kam einem Schluchzen gefährlich nahe. »Schrei du nur, soviel du willst.«
    »Geht schon wieder.« Vor seinen Augen drehte sich alles. Er konnte fühlen, wie sich kleine kalte Schweißperlen auf seiner Haut bildeten. »Ich kann’s aushalten. Mach weiter.«
    »Ich hätte dir vorher ein Schmerzmittel verabreichen sollen.« Ihr Gesicht war nun ebenso fahl wie seines, und ihre Worte überstürzten sich fast. Tränen liefen ihr über das Gesicht. »Ich fürchte, daß wir außer Aspirin nichts anderes hierhaben, und das ist ohnehin nur ein Tropfen auf einem heißen Stein. Die Wunde ist jetzt sauber, Adam, sie sieht zumindest sauber aus. Ich werde dir diese Salbe draufschmieren und dir dann einen Verband anlegen.«
    »Gott sei Dank.«
    Willa vollendete

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