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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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nichts erkennen.
Der Richtung nach, aus der die Schüsse kamen, schließe ich, daß er sich in der kleinen Schlucht weiter oben verkrochen hat.«
    »Wo er praktisch unangreifbar ist.« Willa atmete tief durch. »Da kommen wir nicht an ihn ran.«
    Typisch für sie, dachte Ben, gleich an Angriff zu denken. Er gab sie frei und überprüfte sein Gewehr. »Wir sind schon fast bei der Hütte. Du und Willa, ihr seht zu, daß ihr sie erreicht. Haltet euch dicht bei den Bäumen. Ich werde seine Aufmerksamkeit auf mich lenken.«
    »Das wirst du nicht tun. Ich denke nicht daran, dich hier allein zu lassen.« Willa wollte sich hochrappeln, doch Ben drückte sie sogleich wieder zu Boden. Er und Adam verständigten sich durch Blicke, wie sie die Sache handhaben wollten.
    »Adam blutet«, sagte Ben ruhig. »Die Wunde muß versorgt werden. Bring ihn in die Hütte, Will. Ich bleibe direkt hinter euch.«
    »Wir können uns in der Hütte verschanzen, wenn es sein muß.« Entschlossen verdrängte Adam die Schmerzen und konzentrierte sich auf das Naheliegende. »Ben, wir können dir Rückendeckung geben. Wenn du uns feuern hörst, reitest du los.«
    Ben nickte. »Sobald ich die Felsengruppe, wo wir früher mal ein Fort gebaut haben, erreicht habe, fange ich an zu schießen. Das sollte euch Zeit genug geben, um bis zur Hütte zu kommen. Wenn ihr da seid, gebt einen Schuß ab, damit ich weiß, daß ihr es geschafft habt.«
    Willa erkannte, daß sie sich jetzt für einen der beiden Männer entscheiden mußte. Die Blutflecken, die den Schnee färbten, gaben den Ausschlag. »Mach keinen Unsinn.« Sie nahm Bens Gesicht zwischen die Hände und gab ihm einen schallenden Kuß. »Für Helden habe ich nichts übrig.«
    Gebückt schlich sie zu ihrem Pferd und packte die Zügel. »Kannst du reiten?« fragte sie Adam.
    »Ja. Bleib zwischen den Bäumen, Willa. Wir müssen uns beeilen.« Mit einem letzten Blick zu Ben schwang sich Adam in den Sattel. »Reite los!«
    Sie hatte keine Zeit mehr, sich noch einmal umzudrehen. Aber nie in ihrem Leben würde sie das Bild vergessen, wie Ben allein im Schnee kniete, das Gesicht halb im Schatten der Bäume verborgen und das Gewehr im Anschlag.
    Sie hatte gelogen, dachte sie, als sie ihn nacheinander drei Schüsse abgeben hörte. Sie hatte eine Schwäche für Helden.
    »Er erwidert das Feuer nicht«, schrie sie, als sie und Adam hinter einem riesigen Felsbrocken kurz anhielten.
    »Vielleicht ist er schon wieder weg.«
    Oder er wartete ab, dachte ihr Bruder, sagte aber nichts, als Willa ihr Gewehr aus der Hülle nahm. Sicher und gelassen feuerte sie ein gutes Dutzend Male in die Runde. »Ihm wird doch nichts passieren, nicht wahr, Adam? Wenn dieser verdammte Heckenschütze versucht, einen Bogen zu schlagen …«
    »Niemand kennt sich in der Gegend besser aus als Ben.« Adam sprach schnell, um sie beide zu beruhigen. Es belastete ihn, daß er seinen Bruder im Stich gelassen hatte, doch ihm war keine andere Wahl geblieben. »Wir müssen weiter, Willa. Von der Hütte aus können wir Ben noch am besten Feuerschutz geben.«
    Sie brachte es nicht fertig, ihm zu widersprechen; die Hütte war nur Minuten entfernt, und Adam brauchte Hilfe. Doch sie wußte, was keiner von ihnen laut ausgesprochen hatte: Auf den letzten Metern gab es keine Deckung mehr. Um die Hütte zu erreichen, mußten sie über offenes Gelände reiten.
    Die Sonne schien strahlendhell, der Schnee schimmerte blendendweiß. Willa zweifelte nicht daran, daß sie darin so leicht auszumachen waren wie Hirsche auf einer Wiese. In der Ferne hörte sie das Plätschern von Wasser, das sich seinen Weg über Eis und Gestein bahnte. Felsen und kleine, gedrungene Bäume ragten aus dem Schnee. Willa hielt ihr Gewehr beim Reiten fest umklammert, immer in der Erwartung, daß irgendein gesichtsloser Schütze jeden Augenblick aus dem Nichts auftauchen und auf sie zielen würde. Hoch oben am Himmel kreiste ein Adler und stieß seinen triumphierenden Schrei aus. Willa zählte die verrinnenden Sekunden
mit Hilfe ihres Herzschlags. Sie biß sich hart auf die Lippe, als sie das Echo von Bens Schuß hörte.
    »Er hat die Felsengruppe erreicht.«
    Willa konnte die Hütte bereits sehen. Es war ein stabiles Holzgebäude auf steinigem Untergrund. Drinnen waren sie in Sicherheit. Es gab einen Erste-Hilfe-Kasten, ein Funkgerät, um Hilfe herbeizurufen. Und es gab Schutz.
    »Irgend etwas stimmt hier nicht.« Die Worte waren schon heraus, noch ehe sie sich dieser Tatsache voll bewußt

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