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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ablehnend reagieren.«
    O nein, dachte Ben grimmig, nicht ganz. Er fragte sich, ob Willa wußte, daß ihr Vater ihm einmal zehntausend Morgen bestes Tiefland angeboten hatte, wenn er seine Tochter heiratete  – wie ein verdammter Feudalherrscher, der zwei Königreiche vereinigen wollte.
    Mercy hätte die Ranch aufgegeben, erkannte Ben, und blinzelte in die Sonne. Er hätte eher die Ranch aufgegeben, als die Zügel zu lockern.
    »Sie braucht keinen von uns beiden, um Mercy zu leiten«, sagte er zu Nate. »Aber ich werde tun, was von mir verlangt wird. Und außerdem …« Ein lässiges, arrogantes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Außerdem wird es mir einen Heidenspaß machen, wenn sie alle fünf Minuten mit mir Streit anfängt. Wie sind denn die anderen beiden so?«
    »Sehr verschieden.« Nachdenklich lehnte sich Nate gegen
den Kotflügel seines Range Rover. »Die Mittlere – Lily – ist auffallend schreckhaft. Eine falsche Bewegung, und sie zittert wie Espenlaub. Und sie hat überall im Gesicht blaue Flekken.«
    »Ein Unfall?«
    »Die Art von Unfall, bei der man die Fäuste eines anderen zu spüren bekommt. Die Dame hat einen Ex-Ehemann, und den hat sie wegen Körperverletzung angezeigt. Der Typ ist mehrmals in den Bau gewandert, weil er seine Frau verprügelt hat.«
    »So ein Scheißkerl.« Ein Mann, der seine Frau mißhandelte, war in Bens Augen noch verachtenswerter als einer, der sein Pferd schlug.
    »Als sie hörte, daß sie hierbleiben soll, fiel ihr sichtlich ein Stein vom Herzen«, fuhr Nate fort und begann, sich in seiner ruhigen, bedächtigen Art eine Zigarette zu drehen. »Da liegt der Schluß nah, daß sie die Ranch als ein ideales Versteck betrachtet. Die Ältere ist ein überkandideltes Großstadtgör aus L. A., trägt ein italienisches Kostüm und eine goldene Uhr.« Er verstaute das Tabakpäckchen wieder in seiner Tasche und riß ein Streichholz an. »Sie schreibt Drehbücher und ist stocksauer, daß sie ein Jahr lang mitten in der Wildnis festsitzt. Auf das Geld, das ihr dieser unfreiwillige Aufenthalt einbringt, will sie allerdings nicht verzichten. Jetzt ist sie auf dem Weg nach Kalifornien, um ihre Sachen zu packen.«
    »Sie und Will werden sich vermutlich zanken wie die Kesselflicker.«
    »Sie sind schon aneinandergeraten.« Nate stieß genüßlich den Rauch aus. »Ich muß zugeben, es war ein interessantes Schauspiel. Adam hat schließlich die Wogen geglättet.«
    »Er ist so ziemlich der einzige, der Willa besänftigen kann.« Ben verlagerte sein Gewicht im Sattel, so daß das Leder leise knirschte. Spook wurde langsam unruhig, tänzelte unter ihm und gab ihm durch ruckartige Kopfbewegungen zu verstehen, daß er lange genug stillgestanden hatte. »Ich werde mit ihr reden. Jetzt muß ich mich um den Trupp kümmern, den ich in die Berge geschickt habe. Sieht so aus, als
würde ein Sturm aufziehen. Mom hat im Haupthaus Kaffee gekocht.«
    »Danke, aber ich muß auch zurück, hab’ selbst noch zu tun. Wir sehen uns in den nächsten Tagen noch, Ben.«
    »Sicher.« Ben rief nach seinem Hund und sah zu, wie Nate in den Range Rover stieg. »Nate – wir lassen nicht zu, daß sie die Ranch verliert.«
    Nate rückte seinen Hut zurecht und langte nach seinen Schlüsseln. »Nein, Ben. Das lassen wir nicht zu.«
     
    Ben ritt gemächlich durch das Tal und hinauf in das Vorgebirge, wobei er immer wieder prüfend über das Land schaute. Das Vieh stand gut im Fleisch; sie konnten einige der Angusrinder aussortieren und versteigern. Andere würden bis zum nächsten Jahr weiterhin von Weide zu Weide getrieben werden.
    Die Auswahl und der Verkauf der Rinder gehörte seit fast fünf Jahren zu seinen Aufgaben, da seine Eltern den Betrieb von Three Rocks nach und nach in die Hand ihrer Söhne legen wollten.
    Das Gras stand hoch und leuchtete immer noch grün gegen den herbstlich bunten Hintergrund der Laubbäume. Ben hörte ein Dröhnen über seinem Kopf und blickte grinsend hoch. Sein Bruder Zack war mit seinem Flugzeug unterwegs. Ben riß den Hut vom Kopf und winkte damit, während ihn sein langhaariger Bordercollierüde Charlie kläffend umkreiste. Das kleine Flugzeug beschrieb wie zum Gegengruß eine elegante Kehre.
    Es fiel Ben immer noch schwer, an seinen kleinen Bruder als an einen Ehemann und Familienvater zu denken, aber unverhofft kam eben oft. Zack hatte einen Blick auf Shelly Peterson geworfen und sich Hals über Kopf in sie verliebt. Weniger als zwei Jahre später hatten die

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