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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hochreißen und wie einen ihrer Stiefel zu Boden werfen würde. »Ich werde nicht länger dulden, daß du dich so verausgabst.«
    Sein Ausbruch versetzte Willa dermaßen in Erstaunen, daß sie widerstandslos hinnahm, daß er ihr das Hemd aufknöpfte und über die Schultern streifte. Erst dann reagierte sie. »Nimm die Hände weg! Ich bin durchaus in der Lage, mich selbst auszuziehen – und zu entscheiden, wann ich das tun will. Du kannst die Ranch kontrollieren, McKinnon, aber du hast kein Recht, dich in mein Leben einzumischen, und wenn du nicht sofort …«
    »Ich glaube, es wird höchste Zeit, daß sich endlich mal jemand in dein Leben einmischt.«
    Mühelos hob er sie hoch – als würde sie das Gewicht eines jungen Hundes haben, dachte sie verwundert, als sie ein paar Zentimeter über dem polierten Holzfußboden schwebte. So wütend hatte sie ihn noch nie gesehen.
    Ben schüttelte sie derartig heftig, daß sie meinte, ihre Zähne klappern zu hören. »Ab und an solltest du mal auf einen anderen Menschen hören und einen guten Rat annehmen.«
    Die Demütigung, wie ein kleines Kind am Kragen gepackt und durchgeschüttelt zu werden, brachte das Faß zum Überlaufen. »Wenn ich einen guten Rat akzeptiere, dann bestimmt nicht von dir. Und wenn du mich jetzt nicht augenblicklich losläßt, dann kannst du was …« Mit blitzenden Augen, eine Hand bereits zur Faust geballt, stand sie da, sowie sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte.
    »Na los, schlag doch zu«, forderte er sie auf. »Du kannst es gern probieren, aber du wirst trotzdem ins Bett gehen und schlafen, und wenn ich dich an den Bettpfosten festbinden müßte.«
    Willa umfaßte seine Handgelenke, so fest sie konnte. »Ich warne dich. Treib es ja nicht zu weit.«
    »Er hat für mich gearbeitet.«
    Dieses unerwartete Geständnis nahm ihr den Wind aus den Segeln. Vorsichtig löste sie seine Hände von ihrem Unterhemd. »Wie bitte? Jesse Cooke hat für dich gearbeitet?«
    Die plötzlich wiederkehrende Erinnerung traf sie wie ein Schlag. Jener Tag auf der Straße nach Three Rocks. Das attraktive, lächelnde Männergesicht an der Scheibe ihres Jeeps. Sie war ihm nahe gewesen, so nah wie jetzt Ben, nur durch eine dünne Glasscheibe von ihm getrennt.
    Was hätte er wohl getan, fragte sie sich benommen, wenn der Knopf der Fahrertür nicht heruntergedrückt, das Fenster nicht hochgekurbelt gewesen wäre?
    »Ich habe ihn einmal gesehen.« Noch nachträglich lief Willa ein Schauer über den Rücken, als sie sich sein Lächeln ins Gedächtnis rief, die Art, wie er sie beim Namen genannt hatte. »Ich wußte bislang nur nicht, wo ich ihn hinstecken sollte. Er hat sich die ganze Zeit in der Nähe aufgehalten. Er war hier, hat mit meinen Männern gepokert, und niemand hat Verdacht geschöpft.«
    Sie schüttelte sich kurz, sah Ben an und las in seinen Augen, welche Last er mit sich herumschleppte. Es war weniger Ärger als ein Schuldgefühl, eine Bürde, die sie selbst nur allzugut kannte. »Es war nicht dein Fehler.« Sacht strich sie ihm mit den Fingerspitzen über das Gesicht. »Du konntest schließlich nicht wissen, wer er war.«
    »Nein, woher auch.« Ben hatte sich wieder und wieder mit dieser Frage beschäftigt, ohne zu einem Ergebnis gekommen zu sein. Dennoch, ein unangenehmer Nachgeschmack blieb. »Aber das ändert nichts an den Tatsachen. Ich habe ihn gebeten, Shellys Jeep zu reparieren. Sie hat ihn auf eine Tasse Kaffee ins Haus gebeten. Ich darf gar nicht daran denken, daß er mit ihr und dem Baby allein war. Und er hat bei meiner Mutter in der Küche den Abfluß abgedichtet. Ich habe indirekt meine eigene Mutter in Gefahr gebracht.«
    »Hör auf.« Seine Worte hatten Willas Herz erweicht. Tröstend legte sie ihm die Arme um den Hals und zog ihn zu sich herunter, bis er sich neben sie auf die Bettkante setzte. »Er ist tot und kann kein Unheil mehr anrichten.«
    »Er ist tot, sicher, aber damit ist die Sache noch nicht ausgestanden.« Ben nahm sie bei den Schultern und sah ihr ins Gesicht. »Wer auch immer ihn umgebracht hat, Will, der arbeitet entweder für dich oder für mich.«
    »Ich weiß.« Sie hatte unaufhörlich darüber nachgedacht während des eiligen Rittes von der Höhle nach Hause; während sie hilflos in Adams Wohnzimmer auf und ab gelaufen war. »Vielleicht war es eine Art Racheakt, Ben. Vielleicht hat Jesse die anderen getötet, und die Person, die ihn gefunden hat, wollte Selbstjustiz üben. Lily war unversehrt, sie war zwar allein und

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