Der weite Himmel: Roman (German Edition)
gedrückt, ihr Kopf ruhte an seiner Schulter, und er lauschte dem Schlag ihrer Herzen, dann preßte er sie in die Kissen und drang in sie ein.
Während des Liebesspiels nahm er nicht einmal den Blick von ihrem Gesicht, beobachtete sie, als sie den Höhepunkt erreichte, sah, wie ihre Augen dunkel wurden, ihre Lippen zu zittern und ihr Körper zu zucken begann.
Als sie sich diesmal fallenließ, zog sie ihn mit sich.
Es war ein herrlicher Tag für eine Hochzeit. Der warme Wind brachte den Duft der Kiefern mit hinunter ins Tal, wo er sich mit dem süßen Wohlgeruch der Topfblumen mischte, die auf Tess’ Anweisung hin die Veranda des Haupthauses, Adams und Lilys Heim und auch die Nebengebäude schmückten.
Der befürchtete Regen oder gar Hagel, der noch achtundvierzig
Stunden zuvor das Land heimgesucht und Tess und Lily in helle Aufregung versetzt hatte, war zum Glück ausgeblieben. Die Trauerweide neben dem kleinen Teich, den Jack Mercy einst in Auftrag gegeben hatte und den er mit japanischen Karpfen füllen ließ, dann aber vergessen hatte, zeigte sich bereits in zartem Grün.
Zahlreiche Tische waren unter gestreiften Sonnenschirmen aufgestellt worden, ein schneeweißer Baldachin schützte das Hochzeitsbüffet, und die Männer hatten voller Vorfreude eine hölzerne Plattform errichtet, die als Tanzfläche dienen sollte.
Ein perfekter Tag, grübelte Willa, wenn man einmal davon absah, daß sich eine Anzahl Cops unter die geladenen Gäste mischen würde.
»Du siehst überwältigend gut aus.« Mit leicht umflorten Augen streckte sie die Hand aus, um die Krawatte von Adams Smoking zu richten. »Wie ein Filmstar.« Unfähig, ihn loszulassen, strich sie ihm über das Revers. »Großer Tag heute, wie?«
»Allerdings.« Adam tupfte eine Träne von ihren Wimpern und gab vor, sie in seiner Tasche zu verstauen. »Ich werde sie aufbewahren. Du läßt ihnen ja so gut wie nie freien Lauf.«
»Wenn das so weitergeht, werde ich heute wohl noch so manche Träne vergießen.« Willa nahm das Maiglöckchensträußchen – Adam selbst hatte die Blumen ausgesucht – und befestigte es sorgfältig an seinem Smoking. »Ich weiß, daß das eigentlich die Aufgabe deines Trauzeugen ist, aber Ben hat so riesige Pranken.«
»Dafür zittern deine Hände ein bißchen.«
»Ich weiß.« Sie lachte leise. »Man könnte glatt meinen, ich heirate heute. Die ganze Angelegenheit hat erst angefangen, mich nervös zu machen, als ich mich heute morgen in dieses Kleid zwängen mußte.«
»Du siehst bezaubernd aus.« Adam nahm ihre Hand und legte sie an seine Wange. »Du hattest schon vor deiner Geburt einen Platz in meinem Herzen, Willa, und den wirst du immer behalten.«
»O Gott.« Da ihre Augen erneut in Tränen schwammen, gab sie ihm einen hastigen Kuß und wirbelte herum. »Ich muß gehen.« In ihrem blinden Bestreben, zur Tür hinauszustürmen, stieß sie unsanft mit Ben zusammen. »Laß mich durch.«
»Einen Augenblick noch. Ich möchte dich wenigstens mal anschauen.« Ohne auf ihre tränenverhangenen Augen zu achten, drehte er sie einmal im Kreis und bewunderte ihr enges blaues Kleid. »Sieh an! Sieh an! Hübsch wie eine Glokkenblume auf der Wiese.« Mit der Fingerspitze entfernte er einen Tropfen von ihrer Wange. »Sogar der Tau fehlt nicht.«
»Ach, spar dir dein Gerede, geh und unterhalte Adam. Laß ein paar Machosprüche los, erzähl schmutzige Witze oder mach sonst irgendwas.«
»Deswegen bin ich hier.« Ben küßte sie rasch, bevor sie sich losmachen konnte. »Der erste Tanz gehört mir. Und der letzte«, fügte er hinzu, als sie davoneilte.
Es war einfach nicht fair, dachte Willa, während sie auf das Haupthaus zulief. Es war nicht fair, daß er sie so durcheinanderbringen konnte. Sie hatte so viel um die Ohren, viel zuviel, wenn sie ehrlich war, und sie wollte sich weiß Gott nicht in Ben McKinnon verlieben.
Was auch gar nicht der Fall war, tröstete sie sich und wischte sich mit der Hand über den Mund.
Es war ihr nur peinlich, daß sie – was ihn betraf – so typisch weibliche Reaktionen hatte. Himmel, sie war doch nicht in ihn verliebt, nur weil sie gelegentlich mit ihm ins Bett ging, weil er ihr Komplimente machte oder weil er sie manchmal mit einem gewissen Funkeln in den Augen ansah. Sie mußte unbedingt darüber hinwegkommen, mußte zu sich selbst zurückfinden, bevor sie sich zum Gespött des ganzen Landes machte oder sich dazu hinreißen ließ, ihm nachzulaufen oder von Brautkleidern oder einer Hochzeit
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