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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wäre.
    Trotz der drückenden Hitze verspürte sie keinen Appetit auf das Eis, das Bess zubereitet hatte. Als Tess mit einer vollen Schüssel zu ihr hinauskam, schüttelte sie abwehrend den Kopf.
    »Seit du heute nach Hause gekommen bist, ziehst du ein langes Gesicht.« Tess lehnte sich gegen das Geländer und dachte an kühle Meeresbrisen. »Willst du darüber reden?«
    »Nein. Es ist ein persönliches Problem.«
    »Das sind meist die interessantesten.« Mit philosophischer Ruhe tauchte Tess ihren Löffel in die Eiscreme und probierte. »Geht es um Ben?«
    »Nein.« Willa zuckte ärgerlich die Achseln. »Warum denkt jeder sofort, daß ein persönliches Problem mit Ben McKinnon zu tun haben muß?«
    »Weil Frauen fast immer dann den Kopf hängen lassen, wenn sie Krach mit ihren Männern hatten. Hast du dich mit Ben gestritten?«
    »Wir streiten uns ständig.«
    »Ich spreche von einer ernsthaften Auseinandersetzung.«
    »Nein.«
    »Warum hast du dann die Verabredung mit ihm abgesagt?«
    »Himmelherrgott, kann ich noch nicht einmal einen Abend allein auf meiner eigenen Veranda verbringen, ohne daß ich mit Fragen gelöchert werde?«
    »Nein, kannst du nicht.« Tess löffelte eifrig weiter. »Köstlich. Komm, probier einmal.«
    »Wenn du dann endlich Ruhe gibst.« Unwillig griff Willa nach der Schüssel und kostete. Es schmeckte himmlisch. »Bess macht das beste Pfirsicheis, das ich je gegessen habe.«
    »Da möchte ich dir nicht widersprechen. Was hältst du davon, dich mit Eis vollzustopfen, dir einen Schwips anzutrinken und dann eine Runde zu schwimmen? Danach geht es dir garantiert besser.«
    Willa wurde argwöhnisch »Warum bist du plötzlich so freundlich?«
    »Du siehst wirklich mitgenommen aus. Vermutlich tust du mir leid.«
    Diese Bemerkung hätte sie eigentlich ärgerlich stimmen müssen. Statt dessen empfand Willa einen Anflug von Rührung. »Ich hatte einen heftigen Wortwechsel mit Ham. Er war draußen, um Zäune zu ziehen, und ich hab’ Angst bekommen. Er wirkte auf einmal furchtbar alt und verbraucht, und es war so glühend heiß, so daß ich fürchtete, er würde einen Schlaganfall bekommen. Oder einen Herzinfarkt. Ich habe dafür gesorgt, daß er zum Haus zurückritt, und das hat seinen Stolz schwer getroffen. Ich kann es mir einfach nicht leisten, noch jemanden zu verlieren«, fügte sie ruhig hinzu. »Nicht gerade jetzt.«
    »Er wird sich schon wieder beruhigen. Vielleicht hast du sein Ego im Moment ein bißchen angekratzt, aber er hängt viel zu sehr an dir, um dir lange böse sein zu können.«
    »Darauf baue ich auch.« Etwas getröstet reichte Willa die Schüssel an Tess zurück. »Möglich, daß ich gleich nachkomme und dir beim Schwimmen Gesellschaft leiste.«
    »Tu das.« Tess schob die Tür auf und grinste ihre Schwester spitzbübisch an. »Aber glaub nicht, daß ich einen Badeanzug trage.«
    Kichernd lehnte sich Willa im Schaukelstuhl zurück und setzte ihn quietschend in Bewegung. Der Donner schien allmählich näher zu kommen – ebenso wie das Knirschen von Stiefeln auf steinigem Boden. Sie richtete sich auf, faßte mit einer Hand unter den Stuhl, wo ihr Gewehr lag, und legte es sich auf den Schoß. Doch es war Ham, der ins Licht trat.
    »’n Abend«, sagte sie freundlich.
    »Abend. Hast du meinen Scheck fertig?«
    Störrischer alter Esel, dachte Willa und deutete auf den Stuhl neben sich. »Setz dich bitte eine Minute.«
    »Ich muß noch packen.«
    »Bitte! »
    Steifbeinig kletterte er die Verandastufen empor und ließ sich in den Schaukelstuhl sinken. »Du hast mich heute vor dem Jungen gedemütigt.«
    »Es tut mir leid.« Willa faltete die Hände im Schoß und sah ihn an. Der rauhe Unterton in seiner Stimme, der von verletztem Stolz sprach, traf sie mitten ins Herz. »Ich habe mich bemüht, es dir so leicht wie möglich zu machen.«
    »Mir was leichtzumachen? Glaubst du, ich habe es nötig, mir von einem Mädchen, dem ich früher eigenhändig den Hintern versohlt habe, sagen zu lassen, daß ich für meinen Job zu alt bin?«
    »Das habe ich nie so …«
    »Und ob du das so gemeint hast! Deutlicher hättest du dich gar nicht ausdrücken können.«
    »Warum mußt du bloß so stur sein?« Aus purem Frust versetzte sie dem Verandageländer einen heftigen Tritt. »Mit dir ist ja nicht zu reden.«
    »Das sagt die Richtige! Du bist das eigensinnigste Frauenzimmer, das mir je untergekommen ist. Meinst du wirklich, du kennst für jedes Problem eine Lösung? Glaubst du, daß alles, was du

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