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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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tust, gut und richtig ist?«
    »Nein.« Wütend sprang Willa auf. »Nein, das ist nicht
wahr! Ich weiß sehr oft nicht, ob das, was ich tue, richtig ist, aber ich muß trotzdem handeln. Und heute hab’ ich auch nur getan, was ich tun mußte, und es war richtig. Herrgott noch mal, Ham, weitere zehn Minuten länger da draußen, und du hättest einen Herzschlag erlitten. Was hätte ich dann wohl anfangen sollen? Wie, zum Teufel, soll ich denn ohne dich die Ranch leiten?«
    »Das hättest du dir früher überlegen sollen. Du hast mich heute lächerlich gemacht.«
    »Ich habe dich nur bei den Zäunen abgelöst, weil ich nicht wollte, daß du in dieser Hitze weiterarbeitest. Ich konnte es nicht dulden.«
    »Du konntest es nicht dulden?« Jetzt stand auch er auf und funkelte sie böse an. »Was denkst du eigentlich, wer du bist? Ich habe schon bei jedem Wetter Zäune gezogen, da warst du noch gar nicht auf der Welt, und ich muß mir weder von dir noch von irgend jemandem sonst sagen lassen, daß ich dazu nicht mehr in der Lage bin. Wann ich aufhöre, entscheide ganz alleine ich.«
    »Ich habe getan, was ich für richtig hielt, und ich würde es wieder tun.«
    »Dann mach meinen Scheck fertig.«
    »Wunderbar.« Willas Temperament ging mit ihr durch. Wütend schlug sie mit der Faust so hart auf das Geländer, daß das Holz unter der Wucht des Schlages zu vibrieren begann. »Ich hatte Angst! Darf ich denn nicht auch einmal Angst haben?«
    »Wovor solltest du wohl Angst haben?«
    »Davor, dich zu verlieren, du starrsinniger Idiot! Du warst puterrot im Gesicht, total verschwitzt und hast geschnauft wie eine alte Lokomotive. Ich konnte es nicht mehr mit ansehen. Und wenn du sofort nach Haus geritten wärst, als ich dich darum gebeten habe, dann hätte diese ganze unerfreuliche Geschichte vermieden werden können.«
    »Es war heiß«, sagte Ham, aber seine Stimme klang nun kläglich und ein bißchen beschämt.
    »Ich weiß, wie heiß es war. Herrgott, Ham, genau da liegt doch der Hund begraben. Warum warst du bloß so widerborstig?
Ich wollte dich nicht vor Billy in Verlegenheit bringen, ich wollte nur, daß du aus der Sonne gehst. Inzwischen weiß ich nämlich, wer mein eigentlicher Vater war«, fauchte sie böse, was zur Folge hatte, daß er den Kopf hob und sie erstaunt ansah. »Und den habe ich noch nicht begraben; nicht den Mann, der immer für mich da war, wenn es wirklich darauf ankam. Diesen Mann möchte ich noch lange um mich haben.«
    »Ich hätte die Arbeit zu Ende bringen können.« Ham stieß sich den Zeh am Geländer und unterdrückte einen Fluch. »Himmel, Will, ich habe den größten Teil ohnehin dem Jungen überlassen. Ich kenne doch meine Grenzen.«
    »Ich brauche dich hier.« Willa wartete, bis ihre überreizten Nerven sich etwas beruhigt hatten. »Ohne dich schaffe ich es nicht. Bitte bleib, Ham!«
    Er bewegte unbehaglich die Schultern und starrte auf seine Füße. »Schätze, hier bin ich immer noch am besten aufgehoben. Ich hätte dich nicht so anschnauzen dürfen, hätte mir denken können, daß du dir nur Sorgen um mich machst.« Er räusperte sich heftig. »Alles in allem machst du deine Sache sehr gut. Ich, äh … ich bin stolz auf dich, Will.«
    Und genau deshalb bedeutete er ihr auch so viel, dachte sie. Ihrem leiblichen Vater waren diese Worte nicht ein einziges Mal über die Lippen gekommen. »Alleine werde ich mit der Ranch nicht fertig, Ham. Möchtest du mit hineinkommen?« Einladend öffnete sie die Tür. »Probier Bess’ Pfirsicheis, und bei der Gelegenheit kannst du mich gleich darüber aufklären, was ich sonst noch alles falsch mache.«
    Ham kratzte nachdenklich seinen Bart. »Keine schlechte Idee. Vielleicht sollten tatsächlich ein paar Dinge ins reine gebracht werden.«
     
    Als Ham später das Haupthaus verließ, war er angenehm gesättigt, und ihm war ein Stein vom Herzen gefallen. Leichtfüßig ging er auf die Schlafbaracke zu, als er plötzlich ungewohnte Geräusche vernahm; aufgeregtes Muhen und das Klicken von Stiefeln auf Beton.
    Wer, zum Teufel, hatte denn jetzt gerade Wache? Er konnte
sich nicht genau erinnern. War es Jim oder Billy? Er beschloß, der Sache auf den Grund zu gehen.
    »Bist du das, Jim? Billy? Was treibst du denn um diese Zeit da draußen? Was, zum Teufel, geht hier vor?«
    Zuerst sah er das blutende Kalb, das vor Angst und Schmerz wild mit den Augen rollte. Er war bereits mit zwei Sätzen auf das Tier zugeeilt, da sah er den Mann, der sich aus der Dunkelheit

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