Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Nicht der Hauch einer kühlenden Brise bewegte die Grashalme.
    In einiger Entfernung entdeckte Willa einen Jeep, der am Zaun geparkt war. Sie sah zwei Männer, die damit beschäftigt waren, Stacheldraht zu entrollen. Eilig wendete sie ihr Pferd und galoppierte auf sie zu.
    »Hallo, Ham. Billy.« Sie stieg ab, ging zu dem riesigen Wasserbehälter auf der Ladefläche des Jeeps und füllte einen Becher mit eiskaltem Wasser.
    »Ham behauptet, so heiß wär’s noch gar nicht.« Schwitzend spannte Billy den Draht zwischen zwei Pfähle. »Er erinnert sich noch daran, daß sie einmal Spiegeleier auf der Motorhaube braten konnten, so knallheiß war es damals.«
    Willa mußte lächeln. »Vermutlich hat er recht. Wenn du erst einmal so alt bist wie unser Ham, dann hast du alles schon zweimal erlebt.« Sie nahm den Hut ab und wischte sich über die Stirn. Hams Gesichtsfarbe gefiel ihr nicht. Er hatte einen hochroten Kopf, so daß sie meinte, er müsse jeden Moment explodieren. Aber sie wußte, daß sie ihn mit Samthandschuhen anfassen mußte. So füllte sie zwei weitere Becher, ging zu den beiden Männern hinüber und hielt ihnen die Erfrischung hin. »Bei dieser Hitze strengt die Arbeit ziemlich an. Macht mal eine Pause.«
    »Bin gleich fertig«, meinte Ham locker, doch sein Atem ging schwer.
    »Du mußt den Flüssigkeitsverlust ausgleichen, das hast du mir selbst so oft gepredigt, daß es wohl stimmen wird.« Willa drückte ihm den Becher in die Hand. »Habt ihr Jungs eure Salztabletten genommen?«
    »Na klar.« Billy goß das Wasser in einem Zug hinunter, wobei sein Adamsapfel auf und ab hüpfte.
    »Ham, ich mache mit Billy hier weiter. Bringst du bitte Moon für mich zurück?«
    »Was soll das denn heißen?« Hams Augen brannten, weil die Sonne ihn blendete, und unter seinem schweißgetränkten Hemd hämmerte sein Herz wie verrückt. Doch er pflegte eine Arbeit, die er begonnen hatte, auch zu Ende zu bringen. »Ich sagte doch, daß wir fast fertig sind.«
    »Na wunderbar. Dann bring bitte Moon zurück und such mir die Bestandslisten heraus. Ich komme ins Hintertreffen und möchte heute abend gern das erledigen, was liegengeblieben ist.«
    »Du weißt selbst, wo die verdammten Listen liegen.«
    »Und ich brauche sie dringend.« Lässig zog sie ihre Arbeitshandschuhe aus der Satteltasche. »Vielleicht kannst du Bess ja überreden, ihre berühmte Pfirsicheiscreme zu machen. Dir zuliebe tut sie es bestimmt, und ich habe solchen Appetit darauf.«
    Ham war nicht so dumm, daß er nicht bemerkt hätte, was sie beabsichtigte. »Du siehst doch, daß ich dabei bin, neue Zäune zu ziehen.«
    »Irrtum.« Willa hievte sich die Drahtrolle auf die Schultern, während Billy mit großen Augen fasziniert zusah. »Ich ziehe die Zäune, und du reitest mit Moon zurück, legst mir die Listen ins Büro und kümmerst dich um das Pfirsicheis.«
    Ham warf seinen Becher auf den Boden und baute sich vor ihr auf. »Einen Teufel werde ich tun! Bring sie gefälligst selbst zurück!«
    Sie stellte die Rolle entschlossen wieder ab. »Ich habe jetzt auf Mercy das Sagen, und ich möchte, daß du meine Anweisungen befolgst. Wenn dir das Probleme bereitet, dann sprechen wir später darüber. Doch jetzt reitest du erst einmal zurück und tust, worum ich dich gebeten habe.«
    Sein Gesicht wurde noch röter, und ihr Unbehagen wuchs, doch sie hielt den Blick fest auf ihn gerichtet. Nach zehn Sekunden, in denen die Luft vor Spannung förmlich
knisterte, wandte er sich ab, ging steifbeinig auf das Pferd zu und stieg in den Sattel.
    »Wenn du glaubst, der grüne Junge hier kann die Arbeit besser erledigen als ich, dann mach meinen Scheck fertig, und unsere Wege trennen sich.« Er stieß der protestierend aufwiehernden Stute die Fersen in die Flanken und galoppierte davon.
    »Ach du lieber Himmel«, war alles, was Billy dazu einfiel.
    »O verdammt! Ich hätte wesentlich taktvoller vorgehen müssen.« Willa rieb sich mit beiden Händen über das Gesicht.
    »Die Sache kommt schon wieder in Ordnung, Will. Er hat es nicht so gemeint. Ham würde weder dich noch die Ranch je im Stich lassen.«
    »Darüber mache ich mir die wenigsten Sorgen.« Willa atmete schwer aus. »Komm, laß uns sehen, daß wir mit dem verflixten Zaun fertig werden.«
     
    Sie wartete bis Einbruch der Dunkelheit, sagte ein Treffen mit Ben ab und setzte sich auf die vordere Veranda. In der Ferne grollte Donner, Blitze zuckten über den Himmel, aber die Nacht war zu klar, als daß mit Regen zu rechnen

Weitere Kostenlose Bücher