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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Herbstlandschaft.
    Die Farbenpracht verblaßte langsam, stellte sie fest, und die Bäume warfen ihr Laub ab. Als sie das Fenster herunterkurbelte, um sich den frischen Wind um die Nase wehen zu lassen, vernahm sie den süßen, eindringlichen Ruf einer Wiesenlerche. Eigentlich hätte der vertraute Ton ihre überreizten Nerven beruhigen müssen, doch heute verfehlte er seine Wirkung. Sie konnte sich die Ursache dafür nicht erklären.
    Mit geübtem Blick musterte sie die Zäune, an denen sie entlangfuhr, und registrierte zufrieden, daß sie jetzt alle in tadellosem Zustand waren. Das Vieh graste friedlich vor sich hin, nur ab und an hob eines der Tiere den Kopf und starrte Jeep und Fahrer desinteressiert an.
    Im Westen braute sich ein Unwetter zusammen. Der Himmel
verdüsterte sich bereits bedrohlich und tauchte die Gipfel in ein unheimliches gelbliches Licht. Willa vermutete, daß es noch vor Einbruch der Dunkelheit oben in den Bergen schneien und unten im Tal regnen würde. Sie konnten den Regen wahrlich gebrauchen, doch sie hegte wenig Hoffnung, daß es einen jener langanhaltenden Nieselschauer geben würde, die die Erde durchweichten. Höchstwahrscheinlich würde wieder einmal ein heftiger Guß wie Trommelfeuer auf das Land herniederprasseln und die zarten Pflänzchen auf den Feldern beschädigen.
    Willa freute sich jetzt schon darauf, den Regen auf das Dach prasseln zu hören Sie sehnte sich danach, einige Stunden alleine diesem heftigen, ungestümen Geräusch zu lauschen und dabei ihren Gedanken nachhängen zu können. Und wenn sie aus dem Fenster sah, würde sie nur eine graue, undurchdringliche Wasserwand erblicken, die Land und Menschen hinter ihrem dichten Schleier verbarg.
    Vielleicht war der nahende Sturm für ihre Unruhe verantwortlich, und sie ertappte sich dabei, wie sie zum vierten Mal in den Rückspiegel schaute. Oder war sie einfach nur ärgerlich, weil sie zwar Beweise für die Anwesenheit des Trupps, der sich mit den Zäunen befassen sollte, hatte, die Männer jedoch nicht sah?
    Kein Jeep war zu sehen, kein Gehämmer zu hören, keiner ihrer Leute schritt die Zäune ab. Um sie herum war nichts als Straße, endloses leeres Land und die Berge, die in den gewitterschwangeren Himmel ragten.
    Sie kam sich auf einmal entsetzlich einsam und verloren vor; ein Gefühl, das sie bisher nicht kannte. Sie hatte sich immer gern allein auf ihrem Land aufgehalten. Sogar jetzt verlangte es sie danach, etwas Zeit für sich zu haben, ohne daß ihr jemand Fragen stellte, Antworten erwartete oder Beschwerden vorbrachte.
    Doch die unerklärliche Unruhe wollte nicht weichen. Ihre Haut prickelte, als ob Tausende von Ameisen über ihren Körper krabbelten, und ihr Magen schmerzte. Ohne triftigen Grund griff sie hinter sich und nahm den Kolben der dort verstauten Flinte in die Hand. Dann brachte sie den Jeep entschlossen
zum Stehen und sprang ins Freie, um nach ihren Leuten zu suchen.
     
    Was er tat, war riskant, das wußte er, aber er hatte inzwischen zuviel Gefallen daran gefunden, um sich noch bremsen zu können. Er hatte Zeitpunkt und Ort mit Bedacht gewählt. Ein Sturm zog auf, die Reparaturen waren in diesem Bereich abgeschlossen. Vermutlich saßen die Männer schon wieder gemütlich in ihren Quartieren und ließen sich ihr Abendessen schmecken.
    Viel Nervenkitzel gab sein für heute geplantes Abenteuer ja nicht gerade her, aber er verstand es, das Beste daraus zu machen. Er hatte sich auf der Weide einen erstklassigen Ochsen ausgesucht, ein kräftiges, gesundes Tier, das auf dem Markt einen Spitzenpreis erzielt hätte. Auch der Ort des Geschehens war sorgfältig ausgesucht worden. Wenn er seine Arbeit beendet hatte und sich danach sofort auf den Heimweg machte, konnte er rechtzeitig wieder auf der Ranch sein, und niemand würde Verdacht schöpfen. Die Straße führte weiter in die Berge hinauf und war zudem schlecht befahrbar. Aus dieser Richtung drohte ihm also keine Gefahr.
    Beim ersten Mal war ihm beim Anblick des sprudelnden Blutes beinahe schlecht geworden. Nie zuvor hatte er sich mit einem so großen, so lebendigen Wesen befaßt. Doch dann, nachdem er seinen Ekel überwunden hatte, war die ganze Sache recht … interessant geworden. Wie reizvoll, das Messer in ein lebendes Wesen zu stoßen, zu spüren, wie der Puls erst raste, dann langsamer wurde und zu guter Letzt erstarb wie eine Uhr, die stehenblieb.
    Zu beobachten, wie das Leben langsam aus dem warmen Körper wich.
    Das Blut floß anfangs immer in

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