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Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Der weite Himmel: Roman (German Edition)

Titel: Der weite Himmel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Zweikampf anfangt, während wir in Arbeit ersticken. Du beruhigst dich jetzt erst einmal, Pickles, und dann fährst du los und siehst nach, wie weit die Leute mit den Zäunen sind.«
    »Ham braucht keinen Aufpasser, und ich hab’ hier genug zu tun.«
    Willa trat näher. Ihr Temperament stand dem seinen in nichts nach. »Ich sagte, du sollst dich beruhigen. Dann klemmst du dich hinter das Steuer und fährst los, die Zäune überprüfen. Und wenn du das nicht tust, dann kannst du deine Sachen packen und deinen letzten Lohn abholen.«
    Pickles lief hochrot an, wütend und gedemütigt, weil er von einer Frau herumkommandiert wurde, die halb so alt war wie er. »Glaubst du wirklich, du könntest mich feuern?«
    »Wir beide wissen, daß ich das kann.« Sie wies auf das Tor. »Jetzt komm in die Gänge, du bist mir hier im Weg!«
    Zehn Sekunden lang starrten sie sich an. Die Luft knisterte förmlich vor Spannung. Dann wandte Pickles den Blick ab, spie auf den Boden und stapfte zum Tor. Jim, der neben Willa stand, pfiff leise durch die Zähne.
    »Du willst ihn doch wohl nicht ernsthaft gehen lassen, Will? Er ist zwar einer der größten Sturköpfe auf Gottes Erde, aber als Cowboy kann ihm keiner das Wasser reichen.«
    »Keine Sorge, der geht nirgendwo hin.« Wenn sie allein gewesen wäre, hätte sie jetzt eine Hand auf ihren nervösen Magen gepreßt. Statt dessen bückte sie sich und zog die nächste Spritze auf. »Wenn der Wutanfall verraucht ist, kommt er schon wieder zur Vernunft. Er wollte sich nicht mit dir prügeln, Jim. Er mag dich genauso gern wie alle anderen hier auf der Ranch.«
    Grinsend zerrte Jim ein Kalb zu dem Schraubstock. »Das will nicht viel heißen.«
    »Vermutlich nicht.« Nun mußte auch Willa lächeln. »So ein alter Hitzkopf. Wieviel hast du ihm denn gestern abend abgeknöpft?«
    »Fast siebzig Piepen. Ich hab’ da ein Paar tolle Schlangenlederstiefel ins Auge gefaßt.«
    »Bist du ein eitler Fatzke, Brewster.«
    »Man muß den Damen schließlich etwas bieten.« Jim zwinkerte ihr zu und nahm seine Arbeit wieder auf. »Du könntest ja mal mit mir zum Tanzen gehen, Will.«
    Der altvertraute Witz baute die letzte Spannung ab. Jeder wußte, daß Willa Mercy niemals tanzte. »Vielleicht nimmt er dir die siebzig Dollar ja heute abend wieder ab.« Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und fragte betont beiläufig: »Wie ist der Typ von Three Rocks denn so?«
    »JC? Der ist in Ordnung.«
    »Hat er denn erzählt, was es drüben so Neues gibt?«
    »Nicht viel.« Soweit Jim sich erinnerte, hatte sich JC mehr für das Treiben auf der Mercy Ranch interessiert. »Er meinte, daß John Conners Freundin mit ihm Schluß gemacht hat und daß sich John daraufhin sinnlos besoffen und auf dem Klo das Bewußtsein verloren hat.«
    Diese Geschichte gehörte schon fast zum Alltag. Vertrauter Klatsch, vertraute Namen. Irgendwie wurde dadurch alles leichter. »Sissy jagt John alle paar Wochen zum Teufel, und er ist danach jedesmal sternhagelvoll.«
    »Es bleibt eben alles beim alten.«
    Sie lächelten sich zu; zwei Menschen, die knöcheltief in Blut und Mist wateten, während die kühle Brise den Gestank über das Land trieb. »Zwanzig Dollar, daß er ihr ein paar
Klunkern kauft und sie ihn spätestens Montag zurücknimmt.«
    »Dagegen wette ich nicht. Ich bin doch kein Idiot.«
    Die nächsten zwanzig Minuten arbeiteten sie wortlos weiter und verständigten sich nur durch Laute und Handbewegungen. Als sie dann eine Pause machten, um einen Schluck zu trinken, scharrte Jim linkisch mit den Füßen.
    »Will, Pickles hat das, was er zu dir sagte, nicht böse gemeint. Ihm fehlt nur der Alte, das ist alles. Du weißt doch, wie er ihn verehrt hat.«
    »Ich weiß.« Ohne auf den nagenden Schmerz, den diese Worte in ihr auslösten, zu achten, kniff Willa die Augen zusammen. Die Staubwolke, die die Straße entlangwirbelte, sagte ihr, daß Billy aus der Stadt zurückkam. Am besten machte sie sich jetzt auf die Suche nach Pickles, um ihn zu beschwichtigen und ihm aufzutragen, den Traktor zu reparieren. »Mach Schluß und geh etwas essen, Jim!«
    »Höre ich da meine Lieblingsworte?«
    Willa kletterte in ihren Landrover und verzehrte hastig ein Roastbeefsandwich, während sie den Wagen mit einer Hand über die unbefestigte, mit Spurrillen und Hufeindrükken übersäte Straße lenkte. Der Weg führte sie durch ebenes Weideland, dann hinauf zu den Hügeln, stieg weiter steil an und bot ihr oben einen atemberaubenden Blick über die

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