Der weite Weg nach Hause
auf den Boden gefallen war, knickte die Ecke der Seite um, bis zu der er gekommen war.
Es ist nicht, und es wird auch nimmer gut.
»Wow!«, sagte Sophie. »Du liest Hamlet ?«
»Ja.«
»Ist das nicht schwer für dich?«
»Sicher. Alles ist schwer.«
Sie sah erhitzt und verlegen aus, wie sie da in ihrer Fahrradmontur in der Tür stand. Sie nahm ihren Schal ab. Jenen gelben Schal, den er immer geliebt hatte. Lev schaute weg. Sie kam herein und setzte sich dort auf den Boden, wo einmal Frankies Kaufladen gestanden hatte. Sie trug rot-weiß gestreifte Strümpfe und schwarze Stiefel. Sie zog ihre schwarze Samtjacke aus.
»Lev«, sagte sie weich. »Ich bin gekommen, um mich für all das zu entschuldigen.«
»Ja?«
»Ich wollte nicht, dass es so läuft. Aber − ich weiß nicht ... Irgendwie hat Howie mich einfach überwältigt . Ich bin noch nie so lächerlich verliebt gewesen.«
Sie senkte den Kopf. Sie wirkte zerknirscht wie ein Kind. Lev fand es nicht schwierig, sich vorzustellen, wie Preece mit seinem Körper den ihren zerquetschte. Sie blickte hoch und sagte: »Ich möchte, dass wir Freunde bleiben, Lev. Du bedeutest mir sehr viel, und ich möchte wirklich, dass wir Freunde bleiben.«
Freunde.
Ein kurzer Mond ...
... In einem Mond ...
Keineswegs ein Monat. Nur Tage ... Stunden . Sie hatte einen neuen Liebhaber, einen Mann, so reich und berühmt, dass er ihr alles, was sie sich nur wünschte, kaufen konnte. Er selbst hatte nichts. Keine Liebe. Keine Arbeit. Nichts. Er rauchte und starrte sie an. Wusste, dass dieses stumme Starren ihr unangenehm war.
»Lev?«
Er starrte auf ihre Knie. Hätte gern seine Hand dort hingelegt, sie langsam hochwandern lassen, das Bündchen des Strumpfs gefunden, dort haltgemacht, gewartet, was sie tun würde, ihren Atem gehört, noch einmal ganz nah an seinem ...
»Ich weiß, das ist wirklich hart für dich, was GK beschlossen hat«, sagte sie. »Es ist sehr hart, und es tut mir leid. Ich habe ihn nicht darum gebeten, aber ich glaube, anders wäre es nicht gegangen ...«
Lev rauchte. Er wollte einfach nicht mit ihr reden.
»Lev, bitte. Versuch, mich zu verstehen, ja?«
Er sah nicht auf ihr erhitztes Gesicht mit den Grübchen, sondern nur auf ihre Kleider und den Körper darunter: den roten Rock, eng anliegend um ihre rundliche Taille, den Pullover in derselben roten Farbe, weich über ihren Brüsten; dachte an BH und Tanga, beide türkisfarben, an ihren Arsch, den sie ihm vor ihrem Kamin entgegengereckt hatte ...
»Ich habe doch mehrmals anzudeuten versucht, dass es nicht funktionieren würde, jedenfalls nicht auf lange Sicht . Alle meine Freunde wussten das. Ich wusste es. Weil wir zu verschieden sind. Aber wir hatten eine schöne Zeit, stimmt doch, oder? Der Tag in Silverstrand?«
Trug sie jetzt einen Tanga? Reckte sie sich jetzt für Howie Preece auch so, auf allen Vieren, wie eine läufige Hündin mit weicher Haut?
»Weißt du noch, wie Christy und Frankie in der Brandung herumgesprungen sind? Wie da die Sonne geschienen hat?«
Ja, aber die Sonne ist untergegangen. Hatte sie das vergessen?Oder hatte sie es gar nicht bemerkt? So wie sie jetzt da hockte und mit ihm plauderte − fast heiter −, als hätte er keine Gefühle, keine Sehnsüchte, wäre nicht empfänglich ...
»Lev, bitte, bitte rede mit mir ...«
Er drückte die Zigarette aus. Ließ sich auf die Knie herunter. Sah ihr immer noch nicht ins Gesicht. Schlug mit dem Arm aus, überraschte sie mit der plötzlichen Bewegung, drückte auf ihr Schlüsselbein, nagelte sie an die Wand. Fand mit der anderen Hand, die zwischen ihre Schenkel stieß, das Strumpfbündchen, den harten Knopf des provozierenden Strumpfhalters, das feste Fleisch ...
Sie versuchte, ihn wegzustoßen.
Er war jetzt über ihr, mit dem Kopf an der Wand neben ihr, seine Hand fand ... keinen Tanga ... keine Unterhose ... nur ihre salzige Möse, offen für die Welt. Also sagte er sich, dass sie eine Hure sei, sagte sich, was er schon wusste, dass sie nicht besser sei als eine Prostituierte, nicht anständiger als der Bordellabschaum, zu dem Rudi und er vor langer Zeit in Baryn gegangen waren. Sie war Engländerin: Das war der einzige Unterschied. Aber Christy hatte recht gehabt: Englische Mädchen waren rassistisch, promiskuitiv, schamlos. Sie − sie persönlich und sie alle − verdienten, was er jetzt tun würde. Sie verdienten die Schande.
»Lev, wir können das nicht mehr tun ...«
Sie war Howie Preeces Mädchen. Sein Gesicht mit der
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