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Der weite Weg nach Hause

Der weite Weg nach Hause

Titel: Der weite Weg nach Hause Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Tremain
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fetten Kinnlade lag neben ihrem auf dem Kissen. Seine Zunge erkundete ihren Mund. Wenn er erwachte, hörte er ihre unwiderstehliche Stimme, führte ihre Hand zu seinem protzenden Schwanz ...
    »Lev ...«
    Er blieb ungerührt, beinhart. War sie beim Sex nicht immer sehr gewaltsam mit ihm gewesen?
    Jetzt drückte er sie nieder, auf den grünen Teppich, ihre Locken an der Tür des Puppenhauses. Schloss die Augen. Schlossdie Augen und küsste sie, so wie sie ihn einmal, vor Monaten, in der brechendvollen Kneipe geküsst hatte, als ihre Zähne gegen seine schlugen. Und als er ihren Mund suchte, spürte er, wie ihre Zunge ... trotz allem ... trotz seiner momentanen Grausamkeit ... mit seiner spielte, als kehre eine erinnerte Leidenschaft in sie zurück, als werde ihr Widerstand gegen ihn schwächer ...
    Er hob ihre Beine, so dass ihre Schenkel auf seinem Rücken lagen. Gab ihren Mund keine Sekunde lang frei. Halb weinte, halb stöhnte sie, aber nicht aus Angst − das merkte er doch, oder etwa nicht? Er merkte doch, dass ihre Angst verschwunden und alles wieder da war, ihre Lust, ihre unersättliche, unwiderstehliche Gier nach Männern ...
    Sophie.
    Howie Preeces Hure, die wie eine Füchsin stöhnt. Unter ihm und bereit ...
    Als er hart in sie eindrang, war sie seidig wie Öl. Sie fing sofort an, sich mit ihm zu bewegen. Sie klammerte sich an ihn. Er schlang seine sehnigen Arme um sie, stampfte und rollte wie ein Schiff, das sich durch eine aufgewühlte See arbeitet, hörte, wie ihr Kopf gegen das Holzpuppenhaus knallte, spürte, wie ihre Stiefel schmerzlich gegen seinen Hintern stießen, und mochte es sehr, mochte den Schmerz, drückte seine Schenkelknochen nach unten, um noch tiefer einzudringen ...
    Immer noch öffnete er nicht seine Augen. Wollte keine Liebe für sie empfinden. Sagte sich, dass sie sein Tier sei, nichts weiter. Sie biss ihm in die Lippe, die Füchsin, saugte Blut, biss erneut. Stechender Schmerz, aber er spürte, wie ihn das scharf machte. O Gott ... Überall Blut auf ihrem Kinn und auf seinem. Wollte fluchen und sie verwünschen und ihren Namen sagen, hörte erstickte Worte aus seinem blutigen Mund kommen. Dann spannte er sich noch stärker an, ließ locker, spannte, zitterte, spannte und schoss.Er tauchte aus der Dunkelheit auf und spürte, wie sie unter ihm wegglitt und ihn kräftig beiseite stieß.
    Er wandte sich um und sah, wie sie einen ihrer gestreiften Strümpfe wieder befestigte, den süßen Kopf vornübergeneigt. Spürte Reue, rein und tief.
    »Sophie«, sagte er, »es tut mir leid. Ich war grob. Ich wollte nicht ...«
    Sie antwortete nicht, fuhr nur fort, ihre Strümpfe festzuknüpfen, ihren Rock glatt zu streichen.
    »Sophie«, fing er wieder an, »habe ich dir wehgetan?«
    »Ja«, sagte sie. »Das hast du.« Sie wandte sich von ihm ab, griff nach ihrer Samtjacke und zog sie über.
    Er stand auf, ging zu ihr und versuchte sie zu umarmen. Sie wich zurück, hob den Schal vom Boden auf, wickelte ihn um Hals und Kinn.
    Reue und Scham. Noch zitterte sein Körper vom Delirium, aber schon begann die Scham ihn zu überschwemmen ...
    Sie ging zur Tür. Das Blut in ihrem Gesicht vom Schal verdeckt.
    Er griff nach ihrer Hand. Nur eine Liebkosung. Eine Geste der Vergebung, des Zugeständnisses, dass ihre alte Leidenschaft noch existierte, das war alles, was er verlangte.
    Aber sie zog ihre Hand weg. »Leb wohl, Lev«, sagte sie. »Und komm bitte nicht zu mir in die Wohnung oder sonst irgendwas. Es ist besser, wenn wir uns nie wieder sehen.«

17
Das Nobelfräulein der Gemüsewelt
    Morgens um halb acht fuhr »Midge« Midgham mit dem alten Landrover zu den drei Wohnwagen. Er holte seine ausländischen Arbeiter ab und brachte sie zu seinem zwölf Hektar großen Spargelfeld, wo der Traktor mit dem Anhänger wartete.
    Der Traktor musste den Anhänger in einer geraden Linie durch die Furchen ziehen. Auf keinen Fall durfte er irgendwie ausscheren. Und er musste hübsch langsam vorrücken, damit die Spargelstecher − die menschliche Hardware − Schritt halten konnten. Auf den breiten Metallauslegern des Anhängers standen die Plastikkisten: fünf, sechs nebeneinander, je nachdem, wie viel Spargelstecher nebenher gingen. Das System war einfach, aber effektiv. Die Stecher bückten sich und schnitten mit einem Messer, wobei sie darauf achteten, nichts zu verschwenden, das heißt, sie schnitten jede Stange direkt unter und keinen überflüssigen Zentimeter über der Erde ab, bündelten einige Stangen in der

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