Der weite Weg nach Hause
Schmerzen.
»Ich wollte fragen ... gibt es eine ... Abteilung ... in dieser Botschaft, die mit Gewerbe zu tun hat?«
»Wie bitte?«, sagte die junge Frau.
»Es ist nur eine Frage. Mir wurde geraten, hierher zu kommen ... um zu sehen, ob die Botschaft vielleicht in der Lage wäre, mir zu helfen.«
»Ja. Wobei helfen?«
»Bei einer gewerblichen Unternehmung.«
Ihre Miene entspannte sich nicht. Die Frau litt immer noch Schmerzen, ihre Haut straffte sich jetzt und wurde so entsetzlichblass, dass es Lev vorkam, als wäre sie hinter ihren Ohren festgetackert.
»Ich verstehe Sie nicht. Worin genau bestünde die Hilfe, die Sie benötigen?«
»Ich wollte nur fragen, ob die Botschaft − in irgendeiner Abteilung, in irgendeiner Form − gelegentlich in der Lage ist, in ... Geschäftsangelegenheiten zu helfen.«
»Es tut mir leid«, sagte die junge Frau, »aber Sie müssten sich schon verständlicher ausdrücken. Würden Sie es vorziehen, Englisch zu sprechen?«
Lev ließ zu, dass ein schmales Lächeln seine Lippen streifte. »Nein«, sagte er. »Ich würde es nicht vorziehen, Englisch zu sprechen. Alles, was ich fragen möchte, ist: Gibt es jemanden, mit dem ich darüber sprechen kann, wie man Mittel beantragt, wenn man einen Gewerbebetrieb in Baryn gründen will.«
»In Baryn?«
»Ja.«
»Das hier ist die Londoner Botschaft.«
»Ich weiß, dass das die Londoner Botschaft ist.«
»Wir sind da, um unseren Bürgern in Fällen persönlicher oder diplomatischer Schwierigkeiten zu helfen. Sind Sie in diplomatischen Schwierigkeiten?«
»Na ja«, sagte Lev, »ich scheine mich gerade jetzt, hier in diesem Raum, in diplomatischen Schwierigkeiten zu befinden, da ich mich Ihnen nicht verständlich machen kann. Vielleicht könnte ich einen Termin mit jemandem etwas weiter oben bekommen, mit jemandem, der vielleicht in der Lage ist, meine Fragen zu beantworten.«
»Ich kann Ihre Fragen beantworten. Was wünschen Sie zu wissen?«
Lev setzte sich in den Ledersessel − der sich kaum von denen in Rivas’ Büro unterschied − und holte seine Zigaretten heraus.
»Nein, nein, tut mir leid«, sagte die Frau und wedelte mit dem Finger. »Sie können hier nicht rauchen.«
Lev wies auf die Männer in Anzügen. »Da rauchen sie alle.«
»Das ist die Bar.«
»Alles zusammen ist doch ein Raum.«
»Nein. Dies ist die Rezeption, und das ist die Bar.«
Lev kannte diese Art von Unlogik, wusste, dass einem nichts anderes übrig blieb, als sich ihr zu ergeben, dass Menschen in wichtigen Positionen nie nachgeben würden. Also steckte er die Zigaretten weg. Er blickte in die Richtung der verhüllten Fenster und der Straße. In dem Moment klingelte ein Telefon auf dem Schreibtisch der jungen Frau, und sie nahm den Hörer ab: »Botschaft, Rezeption. Guten Tag.«
Lev verhielt sich still. Obwohl das Mädchen ihn zur Verzweiflung trieb, versuchte er ruhig zu bleiben. Gelächter drang jetzt aus dem Barbereich. Er hörte das Schnipp-Schnipp-Schnipp eines Feuerzeugs mit abgewetztem Zünder.
Das Telefongespräch nahm die junge Frau jetzt ganz gefangen. Sie drehte den Kopf weg, sprach leise, aber plötzlich in einem lebhaften, koketten Ton: »Ich habe deine Stimme nicht erkannt, Karli. Ich glaube, du verstellst deine Stimme beim Telefonieren, nur um mich zu ärgern ... Nein, das glaube ich wirklich. Du klingst wie ein Russe ... Genau. Wie ein russischer Geschäftsmann oder so ... Was? ... Nein, ich bin nie mit einem Russen gegangen! Wieso sollte ich! ... Was? ... Das habe ich ja noch nie gehört. Wer behauptet, die hätten große Schwänze? Das hast du gerade erfunden, um ... Warte mal kurz.«
Sie drehte sich wieder zu Lev. »Würden Sie bitte dort drüben warten«, sagte sie und zeigte auf ein Ledersofa unter dem Fenster. »Ich muss erst dieses wichtige Gespräch führen.«
Lev sah ihr scharf in die haselnussbraunen Augen. »Nein«, sagte er. »Ich kann nicht warten. Ich würde gern einen Termin bekommen. Mit dem Botschafter.«
»Nein, nein«, sagte das Mädchen, hielt den Hörer ein paar Zentimeter vom Ohr weg und schüttelte wild ihren Dutt. »Das ist unmöglich. Ich bin nicht in der Lage, Termine mit dem Bürodes Botschafters zu machen. Sie müssen sich schriftlich an uns wenden, Ihr Unternehmen und Ihre Referenzen benennen ... Bleib dran, Karli. Ich kläre hier nur gerade was ... Was? ... Nein, er war kein blöder Russe. Er war Finne ... Okay? Sie müssen sich schriftlich bewerben, die Art Ihres Unternehmens nennen, Ihren Namen,
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