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Der Weltensammler: Roman (German Edition)

Der Weltensammler: Roman (German Edition)

Titel: Der Weltensammler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilija Trojanow
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nach ein oder zwei Stunden in seiner Umarmung sei nicht nur der Körper, sondern auch die Lust gereinigt. Ich werde es ausprobieren, dieser Tage, und Dir natürlich Bericht erstatten, mein lieber Edward. Das dritte Bordell ist das berüchtigtste, davon spricht man nur hinter vorgehaltener Hand. Lupanar heißt es gut klassisch, ein Haus, in dem sich Knaben und junge Männer feilbieten. Es gehört, so die Gerüchte, einem angesehenen Emir und wird überwiegend von den Aristokraten der Provinz frequentiert. In unserem Militärslang nennen wir es den Backgammon-Salon. Das amüsiert mich tüchtig, Du weißt, ich liebe dieses Spiel. In diesem Sündentempel war ich bislang nicht und verspüre auch keine Neigung, ihn aufzusuchen, aber ich vermute, dort erblickt man einiges, was nirgendwo sonst sein Haupt zeigt. Apropos Bordelle, ich habe mich hier auf einen Disput eingelassen, so schlagen wir uns die Abende um die Ohren, ob denn die Hindu-Frauen oder die Moslem-Frauen die besseren Kurtisanen hervorbringen. Du glaubst nicht, wie erhitzt die Debatte geführt wird. Auf hohem Niveau. Das schlagendste Argument, nach meinem Dafürhalten, lautet, die Hindus seien im Vorteil, weil ihnen die sakrale Prostitution traditionell geläufig sei und das Beglücken des Mannes somit aus göttlicher Pflichterfüllung hergeleitet werde. Deine Erfahrungen würden das Gespräch bereichern, ich flehe Dich an, teile uns mit, wie würde Dein Richterspruch lauten?
     
     
     
    23.
    NAUKARAM
     
    II Aum Skandapurvaaja namaha I Sarvavighnopashantaye namaha I Aum Ganeshaya namaha II
    – Sie sind heute besonders schlecht gelaunt.
    – Meine Frau, sie setzt mir zu. Sie läßt mich nicht in Ruhe arbeiten.Ich brauche am Abend Zeit, ich muß mich mit deinem Schreiben beschäftigen, ich muß nachdenken, auswählen, kürzen, umschreiben. Dein Auftrag, er erfordert besondere Aufmerksamkeit.
    – Ich bin also schuld an dem Streit, den Sie mit Ihrer Frau haben?
    – Fahren wir fort. Du hast ihn also verachtet, weil er sich als Moslem verkleidet hat. Hast du dich in seiner Gegenwart geschämt?
    – Ich war nie dabei. Wenn er sich verkleidete und wegritt. Er war manchmal wochenlang weg.
    – Du warst nicht dabei?
    – Nein. Denken Sie doch mit. So viel Mühe auf die Verkleidung verwandt, und dann einen Ungläubigen als Diener? Aus Gujarat? Unmöglich. Diese Menschen verkehren nur mit ihresgleichen. Ich blieb im Lager. Wo ich niemanden kannte. Ich meine, ich kannte sehr wohl einige der anderen Diener vom Sehen und Hörensagen. Aber mir lag wenig an ihrer Gesellschaft.
    – Und die Sepoy?
    – Sie gaben sich nicht mit uns ab. Sie hielten sich für etwas Besseres. Können Sie das glauben? Sie sind auch nur Diener, und die Arbeit, die sie für ihre Herren erledigen, ist die schmutzigste Arbeit, die es gibt. Das Rauben und das Morden. Doch sie halten sich für etwas Besseres als jene, die den Haushalt in Ordnung halten.
    – Seine Kameraden? Was sagten sie zu seinen Wandlungen?
    – Ich weiß es nicht. Ich habe sie selten gesehen. In dem Zelt konnten wir keine Besucher empfangen. Ich habe nur gehört, sie hätten begonnen, ihn in der Messe den weißen Neger zu schimpfen. Sie fanden, er wird seinem Volk untreu, wenn er sich wie einer der Wilden anzieht.
    – Es war doch von militärischem Nutzen, er war Kundschafter für die Armee der Angrezi, was er tat, tat er also zum Wohle der Ehrenwerten Gesellschaft.
    – Sie empfanden sein Verhalten trotzdem als ungebührlich. Es gab jene, die meinten, zuviel Umgang mit den Einheimischen sei ungesund. Und einige waren der Ansicht, auf die Informationen, die ereinhole, könne man ebensogut verzichten. Er setzte sich einem Verdacht aus. Einem schwerwiegenden, üblen Verdacht. Als würde er Unkraut in den gesäten, gehegten, gestutzten Garten hineintragen. Jeder weiß, wie schnell sich Unkraut ausbreiten kann.
    – Unkraut, ja, Unkraut, wenn es einmal durch den Zaun dringt, wenn es nicht rechtzeitig getilgt wird. Sehr gut, von der anderen Seite aus betrachtet gibt uns das Hoffnung, nicht wahr? Übrigens, ich habe gestern vergessen, wir müssen über das Honorar reden. Was du angezahlt hast, ist natürlich längst nicht ausreichend. Ich denke, es wäre nötig, daß du noch einmal acht Rupien zahlst.
    – Das sind dann ja insgesamt sechzehn.
    – Na und! Wie viele Tage beschäftige ich mich schon mit dir? Der halbe Mond ist verflossen. Da jammerst du über sechzehn Rupien.
     
     
     
    24.
    EIN TAPFERER KRIEGER
     
    Wenn Burton oder

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