Der Weltensammler: Roman (German Edition)
Stimme war ein einsaitiges Instrument, ich kann dir jahrelang gefallen, oder einem anderen Mann, bis mein Körper mich verrät, bis nichts mehr von meiner Schönheit übrig ist, dann habe ich keine andere Wahl, als mich wieder Gott an den Hals zu werfen, und mein einziger Vorteil wird sein, daß kein Mann mehr sich an mir befriedigen will. Nur die Nähe des Todes schützt mich vor eurer Lust. Er schwieg. Glaubst du, ich möchte nicht ausbrechen? Ich will es. Aber nicht zu den Bedingungen einer weiteren Lüge. Er schwieg. Du willst Liebe? Für wie lange? Wie lange wirst du hier sein, einige Jahre, dann wirst du weiterziehen, und selbst wenn du hierbleiben solltest, irgendwann würdest du eine Frau von den Deinigen heiraten wollen, um mit ihr Kinder zu bekommen. Nein, unterbrach er sie, das will ich nicht, heiraten, Kinder, das behagt mir nicht. Dann setzte ein Schweigen ein, das sie auseinandertrieb.
Der Geruch von Öl erfaßte ihn wie eine Welle. Sie war zurückgekehrt. Das warme Öl rann über seine Haut. Er wußte, gleich würde sie seinen Mißmut ersticken, sie würde seine Lust anstacheln, immerweiter, um auf einmal innezuhalten, sie bewegte sich nicht mehr, sie ließ ihre Hände auf seiner Brust liegen, und sie begann zu sprechen, während sie auf seinem pulsierenden Staunen sitzen blieb, sprach in vollständigen Sätzen, in einem vertrauten Tonfall, der beiläufig erzählte, und doch seine ganze Aufmerksamkeit einforderte. Er mußte seine Stöße besänftigen, um ihren Worten folgen zu können, die einen weisen König beschrieben, der von einem heiligen Mann mit dem Apfel der Unsterblichkeit belohnt wird. Der König ist überglücklich, zunächst, bis ihm bewußt wird, daß er allein unsterblich werden würde, und alles, woran er sich im Leben erfreute, vergehen würde. Er überreicht den Apfel seiner Ehefrau. Die Frau nimmt das Geschenk als höchste Würdigung entgegen, insgeheim denkt sie, der König habe es ihr nur aus Gewohnheit gegeben. Sie übergibt den Apfel einem Adjutanten, der sich als außergewöhnlicher Liebhaber erwiesen hat. Der Adjutant reicht den Apfel an eine Kurtisane weiter, die er anhimmelt, und diese – nach längerem Nachdenken –, schenkt den Apfel dem König des Reiches, denn schließlich ist er der oberste Gönner und Schutzherr ihrer Kunst. Der König hält den Apfel in der Hand, er begreift, was geschehen ist. Er findet keinen Trost. Er ruft den gesamten Hofstaat zusammen und verflucht jene, die ihn hintergangen haben. Dhik tam tscha tvam tsha , Kundalini begann, ihre Hüften wieder zu bewegen, madanam tscha imam tscha mam tscha , ihre Hände krallten sich in seine Oberschenkel. Sag mir, was es bedeutet, keuchte Burton. Sie beschleunigte ihre Bewegungen, Fluch auf sie und Fluch auf dich , ihre Brüste schwangen schwerfällig wie wilde Gänse im Flug, auf die Liebe ein Fluch und auf die Geliebte , sie atmete schwerer, und verflucht sei auch ich .
Danach lag sie neben ihm. Sie waren getrennt wie Wasser und Öl. Ausgelaugt von dem Liebeskampf. Es fühlte sich an, als sei alles Leben in diesem einen Zimmer. Bis er den Ruf des Kuckucks hörte. Ihre Finger krochen über seine Brust, so bedächtig wie die Pflanze zum Fenster hereinwuchs. Wenn sie etwas sagen würde, im entwurzelten Mondlicht, wäre es ein Gedicht. Er küßte ihr geschlossenes Auge, nahm den Augapfel zwischen seine Lippen. Er war hart wie ein Edelstein, der nicht verschluckt werden kann. Nur seine Lippenspürten, daß sich ihr Auge bewegte, wie ein Kugelfisch knapp unter der Wasseroberfläche, wie eine Murmel, die nicht liegenbleibt. Es war stickig. Er stand auf, trotz ihres Einspruchs. Er war versöhnt, weil er meinte, sie wolle ihn nicht missen, nicht einmal für jene Minute, die es dauerte, zum Fenster zu schreiten, um es zu öffnen. Er hörte die Frösche quaken, er drehte sich zu ihr um mit einem durchlässigen Lächeln, schließ es schnell wieder, rief sie, die Insekten fielen schon ein, bevor er ihrem Wunsch nachkommen konnte, Termiten, Motten, Feuerfliegen, Heuschrecken, Käfer, Hunderte von Birbahuti, Fetzen roten Samts, ließen sich auf alles nieder, auch auf das Bett und auf ihren Körper.
Es regnete acht Tage und acht Nächte, fast ohne Unterlaß. Es gab keinen Appell, keinen Dienst, keinen Seitensprung. Es war unmöglich, auf Jagd zu gehen. Es gab nur das Bett, in dem sie lagen und liegenblieben.
35.
NAUKARAM
II Aum Ganaadhyakshaaya namaha I Sarvavighnopashantaye namaha I Aum Ganeshaya
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